Heute exklusiv in Gala: Die Queen of Hearts über ihren achten Geburtstag, Glamour im Ruhestand und ihre Rückkehr ins Rampenlicht.

Ich den­ke an die Zeit, wenn ich imstan­de sein werde,
mich in Frie­den nach Hau­se zurückzuziehen.
Gre­ta Garbo

Es gibt Hun­de – und dann gibt es sie: die unver­gleich­li­che Gran­dez­za, die Ele­ganz auf vier Pfo­ten, die strah­len­de Iko­ne. Acht Jah­re alt ist sie nun, was nach mensch­li­chen Maß­stä­ben wohl am ehes­ten Grace Kel­ly kurz vor ihrer letz­ten Fahrt ent­spricht – abzüg­lich der tra­gi­schen Note, ver­steht sich. Sie ver­kör­pert Stil, Klas­se und die­se ganz beson­de­re Aus­strah­lung, die man nicht ler­nen kann. »Man wird damit gebo­ren – oder nicht«, sagt sie.

Vier Wür­fe, ein Leben im Blitz­licht­ge­wit­ter und eine Kar­rie­re, die ihres­glei­chen sucht – doch nun, nach acht glanz­vol­len Jah­ren, ver­ab­schie­det sich unse­re Prot­ago­nis­tin in den Zucht­ru­he­stand. Ein Abschied, der nicht lei­se und unsicht­bar, son­dern mit der Erha­ben­heit einer könig­li­chen Abdan­kung voll­zo­gen wird. »Es wur­de Zeit«, sagt sie, als sei es ein wohl­über­leg­ter Schach­zug. Kei­ne nächt­li­chen Ren­dez­vous mehr mit über­mo­ti­vier­ten Rüden, die glau­ben, sie sei­en das Non­plus­ul­tra der Gene­tik. Kein ner­vi­ges Gezänk mehr mit Wel­pen, die um ihre Auf­merk­sam­keit buh­len. Statt­des­sen? Frei­heit. »Es ist wie Cham­pa­gner auf nüch­ter­nen Magen – pri­ckelnd, auf­re­gend, befrei­end.« Etwas, das nur Ken­ner ver­ste­hen kön­nen. 

Natür­lich bleibt eine solch iko­ni­sche Figur nicht unkom­men­tiert. In den Krei­sen, in denen sie sich frü­her beweg­te, wird getu­schelt. »Hast du gehört? Sie ist raus! Ihre Zeit ist vor­bei.« Doch für sie sind sol­che Stim­men nichts wei­ter als das Hin­ter­grund­rau­schen einer Welt, die sie längst hin­ter sich gelas­sen hat. Ihre Zeit vor­bei? Nie­mals! Viel­mehr hat sie sich neu erfun­den: »Ich bin jetzt Muse, Matri­ar­chin, Monument.«

Und selbst­ver­ständ­lich bleibt sie prä­sent. »Ruhe­stand« bedeu­tet schließ­lich nicht, im Schat­ten zu ver­schwin­den. Im Gegen­teil: Die Vete­ra­nen­klas­se – die­ses Schau­lau­fen der gereif­ten Schön­hei­ten – wird nun ihre neue Büh­ne. Eine Büh­ne, die sie regie­ren wird, als sei es Ver­sailles vor dem Fall. Denn für sie ist der Ruhe­stand nicht das Ende, son­dern der Anfang einer neu­en Ära.

»Ich habe jetzt Zeit für die wah­ren Genüs­se«, erklärt sie, und dreht sich auf der Chai­se­longue vor dem Foto­gra­fen ins Pro­fil. Spa­zier­gän­ge, die so end­los erschei­nen, wie ein Nietz­sche-Zitat. Son­nen­bä­der, die nicht nur ihren Pelz, son­dern auch ihre See­le wär­men. Und nicht zu ver­ges­sen, auch um das fra­gen­de »Oh, darf sie das denn?« bei Tisch mit der wider­spruchs­lo­sen Selbst­ver­ständ­lich­keit eines früh ergrau­ten Augen­auf­schlags zu beantworten.

Doch wäh­rend sie die Freu­den des Augen­blicks genießt, ruht ihre wah­re Ver­ant­wor­tung nicht. Ihre neue Rol­le als Men­to­rin ist kei­ne bei­läu­fi­ge Auf­ga­be. »Nie­mand will, dass mein Erbe auf das Niveau einer abge­lau­fe­nen Packung Hun­de­kek­se ver­kommt«, sagt sie tro­cken. Mit der glei­chen Hin­ga­be, mit der sie einst die Aus­stel­lungs­rin­ge domi­nier­te, formt sie nun die nächs­te Gene­ra­ti­on. 

Und so bleibt sie, was sie immer war. Eine Iko­ne, eine Inspi­ra­ti­on und eine Köni­gin. Ihr Ruhm mag sich wan­deln, ihre Auf­ga­ben sich ver­än­dern. »Aber wenn ich eines sicher weiß, dann dies: Ruhe­stand bedeu­tet nicht Still­stand. Es bedeu­tet, das Leben neu zu cho­reo­gra­fie­ren – mit mir als Maît­re de bal­let. Der Ruhm mag ver­blas­sen. Ein Memen­to Mori mit Par­füm. Aber Stil? Der bleibt für immer.«

© Johannes Willwacher