Vier Jahre voller Küsse – unserem H-Wurf zu seinem vierten Geburtstag: eine Geschichte über Liebe, Vertrauen und das stille Wissen, dass nichts ewig währt.

Der ers­te Blick am Mor­gen gehört dir. Wenn ich die Augen öff­ne, weiß ich schon, dass dein Kopf auf dem Kis­sen neben mir liegt, und dass du dich – kaum, dass ich die Decke zurück­ge­schla­gen und mich auf­ge­setzt habe – mir mit einem woh­li­gen Brum­men ent­ge­gen­stre­cken und einen Kuss auf­drü­cken wirst. Den ers­ten von vie­len – denn wie vie­le es jeden Tag sind, kann ich gar nicht bezif­fern. Dass dei­ne Lie­be ver­schwen­de­risch ist, habe ich manch­mal schon gedacht, dass du sie jedem bekun­dest, der dir begeg­net. Weil dei­ne Küs­se eben nicht nur mir gehö­ren, weil jeder damit bedacht wer­den muss. Dein Herz, wür­dest du viel­leicht erwi­dern, gehört aber nur mir.

Ich fra­ge mich, ob du über­haupt begreifst, wie viel du mir bedeu­test. Ob dir bewusst ist, dass jeder die­ser Augen­bli­cke ver­gäng­lich ist, und sich alles, was wir tei­len, irgend­wann in Erin­ne­rung ver­wan­deln wird. Manch­mal schaue ich dich an und bin davon über­zeugt, dass du ahnst, dass unse­re Zeit end­lich ist – dass wir jeden Moment aus­kos­ten müs­sen, nichts ver­säu­men, uns nicht ver­lie­ren dür­fen. Viel­leicht war es an dem Tag, als du zum ers­ten Mal an der Tür sit­zen geblie­ben bist – dich gewei­gert hast, mit den ande­ren spa­zie­ren zu gehen, weil du wuss­test, dass ich nicht mit­ge­hen wür­de. Oder war es an einem der Aben­de, an denen du erst zur Ruhe gekom­men bist, wenn ich neben dir lag – als wärst du nur dann voll­stän­dig, wenn wir zusam­men sind? Viel­leicht war es aber auch schon, als ich dich zum ers­ten Mal in den Hän­den gehal­ten habe. Vor vier Jah­ren, als du – nass und mit fest ver­kleb­ten Augen – in mei­ner Hand gele­gen hast. 

Aber so ist es doch, nicht wahr? Man hält fest, bis die Fin­ger müde wer­den. Man liebt, bis man nicht mehr liebt, man lacht, bis man weint, und manch­mal ver­mi­schen sich die Din­ge so sehr, dass man den Unter­schied kaum noch spürt. Ich habe es in dei­nen Augen gese­hen, die­ses stil­le Wis­sen, dass auch die schöns­ten Tage nicht ewig dau­ern. Und trotz­dem drängst du dich jeden Mor­gen mit dem­sel­ben Ver­trau­en an mich, als gäbe es nichts ande­res als die­sen Moment. 

Ich fra­ge mich, ob du spürst, wie sehr alles in Bewe­gung ist. Dass wir wach­sen, uns ver­än­dern. Und dass die Zeit uns formt. Dass sie an uns nagt, lang­sam und beharr­lich, bis wir nur noch die Sum­me all jener Augen­bli­cke sind, die wir bewahrt haben. Aber viel­leicht ist genau das der Trick: sich selbst in dem ande­ren zu bewah­ren, all die Lie­be wei­ter­zu­ge­ben, die man hat, ohne sich zu sor­gen, ob sie zurück­kehrt. Sich ein­zu­las­sen, immer wie­der, auch wenn es bedeu­tet, irgend­wann los­las­sen zu müs­sen. Denn wenn es so funk­tio­niert, dann ist es das wert.

Vier Jah­re – das wirkt wie eine kur­ze Zeit, ist aber doch eine Ewig­keit vol­ler gemein­sa­mer Augen­bli­cke. Jeder von euch hat sei­nen eige­nen Weg gefun­den, sei­ne eige­ne Geschich­te geschrie­ben, sei­ne Men­schen geprägt. Und doch bleibt ihr immer Teil des­sel­ben Anfangs, ver­wo­ben in Erin­ne­run­gen, die uns alle ver­bin­den. Mögen euch noch vie­le Jah­re vol­ler Lie­be, Ver­trau­en und unver­gess­li­cher Momen­te geschenkt sein. Lasst euch fei­ern: Halo, Ruf­fi­an, Juna, Jack, Fate und Levi!

© Johannes Willwacher