Zehn Fragen, die Sie dem Züchter ihrer Wahl auf gar keinen Fall stellen sollten. Wenn doch: Wundern Sie sich nicht, wenn ihre Welpenanfrage scheitert!
Oops! … I did it again
Britney Spears (2000)
Ein Welpe soll einziehen – und natürlich hat man da Fragen. Gute Fragen. Sinnvolle Fragen. Fragen, die zeigen, dass man sich Gedanken gemacht hat. Und dann gibt es Fragen, bei denen der Züchter kurz überlegt, den Hörer aufzulegen. Hier finden Sie zehn Klassiker, mit denen Sie sich beim Züchter garantiert maximal unbeliebt machen. Humorvoll, bissig und ein kleines bisschen gemein. Aber wirklich: nur ein kleines bisschen.

WAS KOSTET?
Das ist Ihre erste Frage? Ihre einzige? Wirklich? Nicht: »Kann ich die Mama kennenlernen?« oder »Ist auf ihrer Warteliste überhaupt noch Platz?« Okay. Dann: Hunde kosten Geld. Das weiß jeder. Erst mal für den Hund selbst, klar. Aber das ist ja nicht wie bei ’nem Toaster, wo man sagt: »Cool, jetzt hab ich einen Toaster, dann kann ich mich ja um andere Dinge kümmern.« Nein, der Hund will essen, zum Tierarzt, braucht Spielzeug und vielleicht auch mal eine neue Couch, weil die alte nicht so gut geschmeckt hat. Wenn man das alles zusammenrechnet, landet man schnell bei einer Summe, für die man auch ’nen gebrauchten Kleinwagen kriegt. Aber der sabbert halt nicht so süß.
Oder meinten Sie das ganz anders und wollten tatsächlich nur wissen, wie viele Nerven mich die Beantwortung dieser Frage kostet? Auch das lässt sich beziffern – irgendwo zwischen einer Packung Baldrian und einer Woche Urlaub auf dem Mond. Klar, es ist völlig legitim, sich irgendwann auch mal nach dem Kaufpreis zu erkundigen. Aber so als erste und einzige Frage, ohne auch nur ansatzweise Interesse am Lebewesen zu zeigen, das da vielleicht die nächsten 15 Jahre Ihr Leben teilt, kommt das schon blöd. Es ist ein Hund, kein Sonderangebot im Supermarkt. Und wenn Sie jetzt denken: »Boah, was für ein Theater – ich wollte doch nur wissen, was der kostet!» dann überlegen Sie doch mal kurz, ob die Antwort »Viel« vielleicht reicht. Viel Geld, viel Zeit, viel Liebe. Und das ist es doch irgendwie auch wert, oder?

OHNE PAPIERE IST BILLIGER, ODER?
Ja, bestimmt. So wie eine Rolex vom Flohmarkt. Oder ein Auto ohne TÜV. Funktioniert vielleicht, aber wenn’s kracht, wird’s teuer. Die Papiere – also die Ahnentafeln – kosten pro Welpe gerade mal 30 Euro. Dreißig. Nicht dreihundert. Nicht dreitausend. Dreißig Euro. Das ist weniger als eine Runde Pizza für die Familie. Also wenn jemand einen Hund »ohne Papiere« verkauft, dann spart er nicht an diesen lumpigen 30 Euro – sondern an allem anderen.
Nun könnte man sagen: »Aber es gibt doch auch Menschen, die ohne Papiere tolle Hunde züchten!« Ja. Gibt es. So wie es Menschen gibt, die ohne Führerschein fantastisch Auto fahren. Aber das sind die Ausnahmen, nicht die Regel. Ahnentafeln garantieren keine Perfektion, aber sie zeigen zumindest, dass da jemand nicht einfach zwei Hunde verpaart hat, weil’s gerade gepasst hat. Und genau da liegt das Problem: Ohne Kontrolle gibt’s keine Standards.
Am Ende geht es gar nicht nur um das Papier selbst. Es geht darum, ob sich jemand Gedanken gemacht hat. Ob sich jemand Mühe gegeben hat. Ob da jemand mit Erfahrung, Wissen und Verantwortungsbewusstsein hinter diesem Wurf steht – oder ob nur jemand schnell ein paar Welpen in die Welt gesetzt hat, um die Zahnspange von Jeremy, Jason oder Jádore-Chérie zu bezahlen. Ein Hund »ohne Papiere« kann ein großartiges Tier sein, keine Frage. Aber wer die Ahnentafel weglässt, halbiert nicht den Preis – sondern nur die Transparenz.
Also nein, der Hund wird nicht günstiger, nur weil man das Papier weglässt. Das ist keine Rabattaktion. Die Ahnentafel ist kein nettes Extra, das man dazu- oder abbestellen kann wie die Sitzheizung im Auto. Sie gehört zum Hund. Sie zeigt, wo er herkommt, und sie gibt Ihnen zumindest eine Ahnung davon, was Sie erwarten können. Ohne sie kaufen Sie, überspitzt gesagt, eine Wundertüte. Vielleicht haben Sie Glück. Vielleicht auch nicht. Und wenn Sie jetzt denken: »Ach, wird schon passen!« – dann fragen Sie sich, ob das die Art Entscheidung ist, die man bei einem Lebewesen treffen sollte.

MÜSSEN DIE WIRKLICH GEIMPFT WERDEN?
Natürlich ist niemand scharf darauf, dass sein Hund eine Spritze bekommt. Welpen erst recht nicht. Aber wissen Sie, was noch weniger Spaß macht? Ein schwerkrankes Tier, das gar nicht krank sein müsste – und das sich mit etwas hätte schützen lassen, das nachweislich funktioniert. Staupe, Parvovirose, Leptospirose – das sind keine Schauermärchen aus dem letzten Jahrhundert, sondern ganz reale Gefahren, die nach wie vor existieren. Und wenn Ihr Hund Pech hat, endet das Ganze nicht nur teuer, sondern auch tödlich.
Aber klar, vielleicht haben Sie gehört, dass der Nachbarshund Ihres Onkels auch nie geimpft wurde und trotzdem fünfzehn Jahre alt geworden ist. Das ist schön für ihn. Oder vielleicht hat Ihnen die Heilpraktikerin ihres Hundes erzählt, sie habe die Notwendigkeit einer Impfung ausgependelt, die in ihrem Fall – und im Rahmen einer ganzheitlichen Anamnese – vollkommen überflüssig sei. Das ist schön für sie. Aber genauso gut können Sie auch die Haustüre offen stehen lassen und darauf hoffen, dass niemand einbricht. Das mit dem Nicht-Impfen funktioniert nämlich nur so lange gut, wie der Großteil der Population da draußen durchgeimpft ist.
Kurz gesagt: Ja, sie müssen wirklich geimpft werden. Nicht, weil es der Tierarzt sagt. Nicht, weil es der Züchter sagt. Sondern weil es schlicht und ergreifend das Vernünftigste ist. Wer das für überflüssig hält, kann ja mal probieren, ein Virus mit bloßer Willenskraft zu beeindrucken. Spoiler: Da wird nichts draus. Krankheiten sind da, und sie warten nicht geduldig darauf, dass jemand ihnen freundlich erklärt, dass er eigentlich gar keine Lust auf sie hat (nein, und auch Tollwut lässt sich nicht mit einem gutgemeinten Kamillenteebeutel ausleiten). Also, gottverdammt, impfen Sie Ihren Hund!

MACHT ES WAS, WENN DER HUND DEN GANZEN TAG ALLEINE IST?
Nein, gar nicht. Hunde lieben es, allein zu sein. Sie nutzen die Zeit, um tiefsinnige Romane zu schreiben, Sudoku zu lösen und sich intensiv mit ihrer inneren Mitte auseinanderzusetzen. Oder – und das ist wahrscheinlicher – sie drehen völlig durch, weil sie Rudeltiere sind und Isolation für sie ungefähr so angenehm ist wie eine Steuerprüfung.
Klar, es gibt Hunde, die mit ein paar Stunden Alleinsein klarkommen. Auch unsere müssen da manchmal durch. Aber den ganzen Tag? Während Sie bei der Arbeit sind, einkaufen gehen, dann noch kurz zum Sport und vielleicht abends Freunde treffen? Wenn Sie Glück haben, hat der Hund ihnen dann nur auf den Teppich gekackt. Wenn Sie Pech haben, erfindet sich ihr Hund in der Zwischenzeit aber auch selbst völlig neu.
Als Patrick Bateman, vielleicht, falls der Ihnen etwas sagt. Nur dass er keine Designeranzüge trägt und Yuppie-Monologe hält, sondern vielleicht Ihre Wände mit kreativen Kratzmustern verziert oder beschließt, das Sofa in seine Einzelteile zu zerlegen. Und wenn er seine Aggressionen nicht nach außen richtet, dann eben nach innen. »Ich spüre keine Liebe zu irgendetwas. Nicht zur Welt, nicht zu Leuten, nicht zu mir selbst«, würde der belesene Hund das zwanghafte Lecken vielleicht kommentieren. »Ich existiere einfach nicht«, als Antwort auf das apathische Starren. Das so kein glücklicher Hund aussieht – nicht gerade der entspannte Begleiter, den Sie sich ursprünglich vorgestellt haben –, dürfte Ihnen auch auffallen, ohne dass er (»Mein Bedürfnis zu töten wächst ständig!«) die Axt schwingt.
Kurz gesagt: Wenn Sie einen Hund wollen, der täglich acht bis zehn Stunden allein klarkommen soll, dann überlegen Sie es sich bitte doch noch mal. Oder holen Sie sich ein Haustier, das mit Einsamkeit besser zurechtkommt. Einen Kaktus zum Beispiel. Der braucht weder Auslauf noch Ansprache und verzeiht es sogar, wenn man ihn vorübergehend auf dem Fensterbrett vergisst.

WIR SIND MORGEN FRÜH IN DER GEGEND. GEHT HALB SIEBEN?
Ja, natürlich. Halb sieben ist perfekt! Ich stehe ohnehin jeden Morgen um fünf auf. Da kann ich bis halb sieben auch noch ein bisschen Staubsaugen, Brötchen backen und Kaffee kochen. Ironie aus.
Züchter sind keine 24/7-Welpenautomaten. Die meisten von ihnen leben nicht von der Hundezucht, sondern gehen einem ganz normalen Job nach. Sie haben einen eng getakteten Tagesablauf, damit vor der Arbeit alle Hunde versorgt sind – und spontane Besuche von Leuten, die »gerade in der Gegend« sind, haben darin deshalb oft gar keinen Platz. Wenn Sie also um halb sieben auf der Matte stehen, gibt es zwei Szenarien: Entweder ich ignoriere das Klingeln und hoffe, dass Sie von selbst wieder verschwinden (bei den Zeugen Jehovas funktioniert das schließlich auch), oder ich öffne Ihnen abgehetzt und ungewaschen die Tür, fasele etwas von »Spazieren gehen«, »Umziehen« und »Jetzt nicht so gut«, und lasse sie schlussendlich mit einem gequälten Lächeln vor derselben stehen. Klingt das nach einem einladenden Erlebnis?
Und falls Sie jetzt denken: »Ich will ja nur unangemeldet kommen, um zu sehen, wie es hier wirklich aussieht« (ja, das hatten wir schon!) – dann denken Sie bitte noch mal nach. Wir sind ein Zuhause, kein Meth-Labor, und Vertrauen ist keine Einbahnstraße. Der Wunsch, unangekündigt zu erscheinen, sagt mehr über Ihre Einstellung aus als über die Seriosität des Züchters. Möchten Sie wirklich von jemandem einen Hund, dem Sie so wenig vertrauen, dass Sie meinen, mit Aktentasche und Klemmbrett zur unangekündigten Kontrolle ausrücken zu müssen? »Ach, gnädigster Herr Oberkontrollrat, sonst putzen wir die Scheißhaufen auch wirklich immer erst weg!«
Kurz gesagt: Wenn Sie einen Hund von einem seriösen Züchter möchten, dann behandeln Sie ihn bitte auch so. Ein höflicher Anruf, eine Terminabsprache zu einer vernünftigen Zeit – und schon haben Sie beste Chancen, einen gut gelaunten Züchter anzutreffen. Einen, der Ihnen – wenn er gerade welche hat – auch gerne seine Welpen zeigt. Falls Ihnen das zu kompliziert ist, gibt es vielleicht irgendwo einen 24-Stunden-Welpen-Drive-in. Spoiler: Gibt es nicht.

DER SOLL MICH AUSSUCHEN. NICHT SIE! GEHT DAS?
Ach, was für ein schöner Gedanke! Sie betreten den Raum, setzen sich auf den Boden, und plötzlich schiebt sich ein Welpe durch die Menge, direkt auf Sie zu. Die anderen Welpen weichen respektvoll zurück, weil sie wissen: Das hier ist Schicksal. Der Auserwählte schaut Ihnen tief in die Augen, ihre Seelen verbinden sich, und während im Hintergrund die ersten Takte aus dem »König der Löwen« erklingen, wird ein stummes Versprechen geschlossen: »Du gehörst zu mir.« Gänsehaut, oder?
Die Realität sieht aber leider ganz anders aus. Welpen haben nämlich alles andere im Sinn, als mit göttlicher Eingebung ihren Menschen zu erkennen – und alles andere ist hier tatsächlich wörtlich gemeint. In einer Welt, in der alles neu und spannend ist, können das vielleicht Schnürsenkel sein, die sich – mir nichts, dir nichts – aufknoten lassen. Oder Hände, die verdammt lecker riechen, und in die es sich noch viel besser hineinbeißen lässt. Wenn sich ein Welpe auf Ihren Schoß setzt, bedeutet das nicht, dass er Sie als Seelenverwandten gewählt hat. Es bedeutet oft einfach nur, dass ihn das andere Spielzeug gerade langweilt. Oder dass er – nicht unwahrscheinlich – das bei jedem anderen Besucher genauso macht.
Die Aufgabe eines verantwortungsvollen Züchters ist es, die Welpen zu beobachten und einzuschätzen, welcher Hund am besten zu Ihnen passt. Sie wünschen sich einen Hund, der ausgestellt werden soll? Oder einen, der mit Ihnen sportliche Höchstleistungen vollbringt? Einen, der den Trubel genießt, den vier kleine Kinder verbreiten? Oder einen, der – vielleicht so wie sie – eher ein Einzelgänger ist? Dann tun Sie gut daran, ihrem Züchter zu vertrauen.
Kurz gesagt: Ja, es kann passieren, dass ein Welpe sich auf ihren Schoß setzt und das tatsächlich der perfekte Hund für Sie ist. Aber das ist Zufall. Sie können also genauso gut darauf warten, dass ein weiser Affe Sie auf die Stirn tippt und Ihnen verkündet, welcher Welpe Ihr wahrer Gefährte ist. Klingt absurd? Ihr Züchter kann das!

HÄTTEN SIE DEN AUCH IN EINER ANDEREN FARBE?
Hey, McFly, darf ich mir mal eben deinen DeLorean ausborgen? Ich muss nur mal kurz in der Zeit zurückreisen, um die Elterntiere meines aktuellen Wurfs noch mal neu zu verpaaren. Ja, weißt’ schon, damit diesmal dabei auch genau der Wunschfarbton herauskommt. Mitternachtsgrau, meinst du? Nee, Toffee-Karamell soll’s diesmal sein. Ja, was weiß ich. Klappt das? Dann bin ich kurz vor Blitzschlag da.
Zurück in die Zukunft: Es gibt Farbschläge, die in einer Rasse vorkommen – und es gibt solche, die es nicht gibt oder nicht geben sollte. Manche Farben sind einfach nicht rassetypisch – und manche können nur fallen, wenn beide Elterntiere sie auch genetisch tragen. Das ist ein bisschen, wie beim Fluxkompensator: Entweder, die Bauteile passen zusammen, oder man landet statt im gewünschten Jahr irgendwo in der Kreidezeit. Und dort ist – Überraschung! – wieder mal alles nur schwarz-weiß.
Aber gut, lassen wir das mit der Zeitreise. Zurück zur Realität: Sie steigen endlich in Ihren frisch lackierten Wunschhund-DeLorean, starten durch – und merken dann, dass es vielleicht gar nicht so sehr auf die Farbe ankommt, sondern auf das, was unter der Haube steckt. Oder, in diesem Fall, unter dem Fell. Denn seien wir ehrlich: Marty McFly hat sich auch nicht beschwert, dass der DeLorean nicht in der Farbe daherkam, die er am ehesten »gefühlt« hat. »Mitternachtsgrau hätte ich halt mehr gefeiert!« Nein. Hauptsache, er hat das getan, was er tun sollte. Fahren. Oder, in diesem Fall, laufen und springen und zum besten Freund aller Zeiten werden. Und genau darum geht es doch – oder etwa nicht?

KANN ICH DEN WELPEN DANN SOFORT MITNEHMEN?
Ja, klar! Nehmen Sie ihn ruhig direkt mit. Packen Sie ihn einfach in eine Papiertüte wie ein Croissant beim Bäcker. Oder vielleicht in eine dieser praktischen Pfandkisten aus dem Supermarkt – schön atmungsaktiv und stabil. Schließlich ist so ein Welpe ja nichts, das Planung oder Vorbereitung erfordert. Riecht es hier eigentlich verbrannt? Oder ist das nur Ironie?
Ein Welpe ist keine Maggi Fix-Tütensuppe, die man im Vorbeigehen in den Einkaufswagen legt, weil einem gerade danach ist. Ein verantwortungsvoller Züchter gibt seine Welpen erst ab, wenn sie alt genug sind. Wenn sie ihre Mutter nicht mehr brauchen und auf ihr neues Zuhause vorbereitet wurden. Und das bedeutet: geimpft, gechippt, mehrfach entwurmt und mit ausreichend Sozialisation im Gepäck. Ein guter Züchter wird Ihnen also genau nicht einfach so einen Welpen in die Hand drücken, sondern sich vorher sehr genau anschauen, wer Sie sind und ob Sie überhaupt wissen, worauf Sie sich da einlassen. Sie wären schlussendlich nicht der Erste, die sich nach einem spontanen Großeinkauf fragt, warum zur Hölle er eigentlich sechs Kilo Gummibärchen und ein Waffeleisen gekauft hat.
Die meisten Züchter lernen ihre zukünftigen Welpenkäufer schon lange vor der Geburt der Welpen kennen. Wer sich also erst nach der Geburt meldet, kommt in den meisten Fällen ohnehin zu spät – weil es längst eine Warteliste gibt, auf der sich bereits passende Interessenten befinden. Wer nicht darauf steht, darf sich die Welpen vielleicht anschauen, hat aber meist nur geringe Chancen, tatsächlich einen zu bekommen – außer es springt unerwartet jemand ab und es gibt keinen passenden Nachrücker.
Kurz gesagt: Nein, Sie können den Welpen nicht sofort mitnehmen. Und wenn doch, dann sollten Sie sich dringend fragen, was für eine Art »Züchter« Ihnen den fraglichen Welpen gerade angeboten hat. Ein guter Züchter will sicherstellen, dass sein Welpe in ein passendes Zuhause kommt – nicht, dass er den Laden möglichst schnell über die Expresskasse verlässt.

KANN ICH DEN WELPEN ERSTMAL AUF PROBE NEHMEN?
»Ich habe heute leider kein Foto für dich!« Ja, herzlichen Glückwunsch. Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind? Heidi Klum? Und das hier Germany’s Next Topmodel? Der Welpe zieht ein – und wenn’s doch nicht passt, fliegt er in der nächsten Runde einfach raus? Glauben Sie ernsthaft, Welpen seien Kandidaten in einer Castingshow? Dass Sie erst mal schauen können, ob Sie mit dem Zusammenleben klarkommen, und ihn dann einfach wieder nach Hause schicken können, wenn es »heute leider nicht ganz gereicht hat«?
Nein. Einfach nein. Sie wollen ausprobieren, ob ein Welpe zu Ihnen passt? Dann hätten Sie sich vorher Gedanken machen sollen. Ein Hund ist kein Kleidungsstück, das man mal eben vor dem Spiegel anprobiert und dann zurückhängt, wenn es doch nicht so gut passt. Wer einen Welpen anprobieren muss, ist nicht bereit für einen Hund. Punkt.
Und wenn Sie jetzt denken: »Aber ich will doch nur sicher sein, dass es klappt!« – dann überlegen Sie mal, was das für den Hund bedeutet. Der kommt aus einer Umgebung, in der er sich sicher fühlt, wird in ein völlig neues Zuhause gebracht, gewöhnt sich gerade ein – und wird dann, wenn es Ihnen doch nicht gefällt (»Du hast einfach nicht genug Persönlichkeit gezeigt!«), einfach wieder zurückgegeben?
»Die härteste Entscheidung, die wir je hatten …« Kurz gesagt: Wer sich nicht sicher ist, ob ein Hund ins eigene Leben passt, sollte sich einfach keinen anschaffen. So einfach ist das. Falls Sie trotzdem etwas suchen, das man nach Lust und Laune ausprobieren und bei Nichtgefallen zurückgeben kann – haben Sie es mal mit einem Streaming-Abo versucht? BÄM!

DER SOLL ZU DEN SOMMERFERIEN EINZIEHEN. GEHT DOCH, ODER?
Herzlich willkommen bei PFUI! Ihre Wunschbuchung ist fast abgeschlossen. Wählen Sie jetzt Ihr bevorzugtes Abreisedatum, und wir kümmern uns um den Rest! Unsere Hündinnen ovulieren streng nach Ihrem Zeitplan, der Zyklus richtet sich nach Ihrem Urlaubsantrag, und wenn alles passt, kann Ihr neuer Welpe pünktlich zum Ferienbeginn abholbereit sein. Klingt das fantastisch? Dann zögern Sie nicht, das Angebot gilt nur für begrenzte Zeit! Wenn Sie heute noch buchen, dürfen Sie sich über unser Premium-Paket freuen. Mit dem Priority-Boarding garantieren wir Ihnen eine schnelle und stressfreie Abholung, und falls der Einzug ihres Welpen doch nicht in die Sommerferien passt, lässt sich die Geburt mit dem Last-Minute-Rescheduling-Service ganz einfach auf den nächsten freien Slot in Ihrem Terminkalender verschieben. Weil Flexibilität für uns alles ist! Your ideal puppy, your perfect moment!
Harte Landung: Welpen kommen, wann sie kommen. Und das hat nichts mit Ihrer Urlaubsplanung zu tun, sondern einzig und allein mit dem Zyklus der Hündin. Während die eine zuverlässig zweimal im Jahr das Rote Meer anfliegt, ist die andere eher auf Glücksreisen spezialisiert: wann und wo sie landet, weiß nicht einmal der Züchter. Und daran lässt sich – auch mit Bonus-Meilen – herzlich wenig ändern.
Kurz gesagt: Ein Hund soll nicht nur für die Sommerferien in Ihr Leben passen, sondern für die nächsten 15 Jahre. Falls Sie aber unbedingt daran festhalten müssen – wie wäre es stattdessen mit einem aufblasbaren Flamingo? Der ist pflegeleicht, macht keinen Dreck und wenn Sie ihn nach dem Sommer nicht mehr brauchen, lassen Sie einfach die Luft raus.
© Johannes Willwacher