Gemalter Border Collie Welpe in einem braunen Rahmen mit blauen Siegerschleifen
19|07|2024 – Unser I-Wurf fei­ert sei­nen 2. Geburtstag

Dem I-Wurf zum zweiten Geburtstag: über außergewöhnliche Welpen, einen außergewöhnlich erfolgreichen Wurf – und was für mich als Züchter noch dahinter steckt.

»Drei Cham­pi­ons aus nur einem Wurf«, sagt jemand und ich dre­he mich um, »das gab es bei euch aber auch noch nicht!« Weil mir in die­sem Moment nichts bes­se­res ein­fällt, läch­le ich bloß und zucke die Ach­seln. Aber noch wäh­rend ich wei­ter gehe, beginnt es in mei­nem Kopf zu krei­sen. »Ist es denn wirk­lich so bemer­kens­wert, dass drei von sechs Wel­pen eines Wurfs erfolg­reich aus­ge­stellt wur­den?«, den­ke ich bei mir. »Ist das nicht ein Stück weit dem glück­li­chen Zufall geschul­det, und gibt es nicht zahl­rei­che Grün­de mehr, um stolz auf mei­ne Nach­zucht zu sein?« Weil mir irgend­et­was dazwi­schen kommt, wische ich den Gedan­ken vor­läu­fig bei­sei­te. Aber auch in den Wochen, die dar­auf fol­gen, for­dert der­sel­be immer wie­der mei­ne Aufmerksamkeit.

Irgend­je­mand hat ein­mal geschrie­ben, das ein erfolg­rei­cher Wurf streng genom­men von drei Fak­to­ren abhän­gig ist: von Wis­sen­schaft, Kunst und Glück. Wäh­rend die wis­sen­schaft­li­chen – oder bes­ser: kyno­lo­gi­schen – Aspek­te leicht erklärt sind und sich allem vor­an aus gene­ti­schen Kennt­nis­sen spei­sen, erfor­dern Kunst und Glück wohl eine aus­führ­li­che­re Erklä­rung. Dass ein guter Züch­ter immer auch ein guter Wis­sen­schaft­ler sein soll­te, der nicht nur ein brei­tes Wis­sen über mög­li­che Erb­krank­hei­ten besitzt, son­dern auch gelernt hat, die­sel­ben wei­test­ge­hend aus­zu­schlie­ßen, ver­steht sich von selbst. Aber ein Künst­ler? Was haben denn Kunst und Hun­de­zucht über­haupt mit­ein­an­der zu tun?

Kunst meint vor allen Din­gen, die rich­ti­gen Hand­grif­fe zu tun. Nicht irgend­ei­nen, son­dern den rich­ti­gen Rüden für sei­ne Hün­din aus­zu­wäh­len. Es gibt nicht weni­ge Züch­ter, die sich vom Erfolg eines Rüden blen­den las­sen, und den­ken, dass ein erfolg­rei­cher Rüde immer auch erfolg­rei­che Nach­zuch­ten bringt. In ganz sel­te­nen Fäl­len mag das zutref­fen, und ein Rüde, der jeden Titel gewon­nen hat, auch für jede Hün­din ein Gewinn sein. In den meis­ten Fäl­len erfor­dert die Aus­wahl des rich­ti­gen Rüden aber einen ganz beson­de­ren Blick. Den eines Künst­lers, näm­lich, der gekonnt die Pin­sel­stri­che setzt. 

Bleibt abschlie­ßend das Glück – im Hin­blick auf den Erfolg viel­leicht der aller­wich­tigs­te Fak­tor von allen. Nicht nur, weil sich auch die vor­treff­lichs­te Wurf­pla­nung unter Umstän­den als Fehl­schlag erwei­sen kann, son­dern auch, weil der Erfolg im Aus­stel­lungs­ring immer auch von den äuße­ren Umstän­den abhän­gig ist. Von Zucht­rich­tern, zum einen. Und vom Ein­satz der Besit­zer, zum ande­ren. Ein viel­ver­spre­chen­der Wel­pe, der nie­mals trai­niert und nie­mals aus­ge­stellt wird, wird auch nie­mals ein Cham­pi­on sein.

Viel­leicht hät­te es des­halb auch schon in frü­he­ren Wür­fen wei­te­re Cham­pi­ons geben kön­nen – und der Erfolg der drei Wurf­ge­schwis­ter, die heu­te ihren zwei­ten Geburts­tag fei­ern, ist vor allem dem Ehr­geiz und der Lei­den­schaft ihrer Besit­zer anzu­rech­nen. Einen Grund zu fei­ern haben aber alle Sechs – und ich bei jedem noch mehr Grün­de, um stolz zu sein. Der bes­te bleibt schluss­end­lich das Glück im Blick ihrer Besit­zer. Denn wäh­rend Titel und Aus­zeich­nun­gen zwar beson­ders sind, ist das Glück durch nichts aufzuwiegen.

Lasst euch fei­ern: Kar­ma, Skye, Yuna, Scot­ty, Sonic und Miles.

© Johannes Willwacher