Sieben Border Collie Welpen, sieben unterschiedliche Charaktere: über Stärken und Schwächen – und weitere große und kleine Talente.

Es beginnt am Kla­vier, mit einem Osti­na­to im schnel­len Zwei­er­takt. Die hohen Becken und der Bass fol­gen, dann set­zen die Saxo­pho­ne ein. Die Blä­ser­ak­kor­de sind kurz und akzen­tu­iert – bei­na­he abge­hackt –, und lei­ten zum acht­tak­ti­gen Solo des Alt­sa­xo­phons über. Wie­der schließt sich dar­an das Stak­ka­to der Blä­ser­grup­pe an, die das Solo dies­mal aber an das Kla­vier über­gibt. Unter­stüt­zend steigt die Gitar­re ein, bevor die Trom­pe­te schließ­lich das schon ein­ge­führ­te Riff über­nimmt. Dar­auf folgt wie­der das Saxo­phon, des­sen Impro­vi­sa­ti­on dies­mal von Ein­wür­fen der Posau­nen beglei­tet wird. Die letz­ten Tak­te wer­den von der Kla­ri­net­te domi­niert, die Posau­nen knur­ren dazu – und wäh­rend die Band immer aus­ge­las­se­ner swingt, kommt das Stück ganz unver­mit­telt zum Ende.

Border Collie Welpe in der 7. Lebenswoche
21|02|2024 – Broad­me­a­dows June in January

Als Count Basie 1938 »Jum­ping at the Woodsi­de« auf­nimmt, besteht sein Orches­ter aus vier­zehn Musi­kern. Er selbst sitzt am Kla­vier. Vier Trom­pe­ter, zwei Posau­nis­ten, vier Saxo­pho­nis­ten und jeweils ein Gitar­rist, Bas­sist und Schlag­zeu­ger kom­plet­tie­ren die Band. Von der Urbe­set­zung sind neben Basie zum Zeit­punkt der Auf­nah­me bloß vier Musi­ker ver­blie­ben – Jack Washing­ton und Les­ter Young an den Saxo­pho­nen, Wal­ter Page am Bass und Joe Jones am Schlag­zeug –, und auch Young wird die Band kaum zwei Jah­re spä­ter wut­ent­brannt ver­las­sen, weil er sich vom Band­lea­der nicht nöti­gen las­sen will, an einem Frei­tag dem 13. auf­zu­tre­ten. 

Dem Song, der am 19. August 1938 in den New Yor­ker Dec­ca Stu­di­os auf­ge­nom­men wird, hört man davon aber natür­lich nichts an. Ganz im Gegen­teil, ergibt sich aus den bestän­dig wech­seln­den Soli und den immer wie­der neu arran­gier­ten Riffs ein über­zeu­gen­des Gan­zes. Die Riffs mögen wäh­rend der wochen­lan­gen Pro­ben im Kel­ler des Har­le­mer Woodsi­de Hotel zwar aus­wen­dig gelernt wor­den sein, dem Song fehlt es dadurch aber den­noch nicht an Spon­ta­ni­tät: Musi­ker, die auf­ein­an­der ein­ge­spielt sind, spie­len sich auch viel leich­ter frei.

Border Collie Welpe in der 7. Lebenswoche
21|02|2024 – Broad­me­a­dows Joint Is Jumpin’

Das darf viel­leicht auch für unse­re sie­ben­köp­fi­ge Band in ihrer sieb­ten Lebens­wo­che gel­ten. Nicht nur, weil das unbe­hol­fe­ne Geklim­per der ers­ten Geh­ver­su­che mit den Wochen immer siche­rer gewor­den ist, son­dern auch, weil sich die Stär­ken und Schwä­chen jedes Ein­zel­nen immer deut­li­cher haben able­sen las­sen. Damit jeder sein Instru­ment über­zeu­gend zu spie­len ver­steht – und auch nach der Zeit in der Band als Solist über­zeu­gen kann –, ist ins­be­son­de­re in den letz­ten Wochen der Wel­pen­auf­zucht ein auf­merk­sa­mer Band­lea­der gefragt: bei einem Wel­pen, der mit Vor­lie­be zu laut spielt, muss durch die Züch­te­rin oder den Züch­ter genau­so ein­ge­grif­fen wer­den, wie bei einem Wel­pen, der sein Instru­ment bloß schüch­tern fest­hält und so tut, als wür­de er spie­len. Aber wie gelingt das?

Die Spa­zier­gän­ge, die mit jedem ein­zel­nen Wel­pen im Gar­ten unter­nom­men wer­den, sind genau­so wie die Aus­flü­ge in die nähe­re Umge­bung nicht nur schön, son­dern auch zweck­mä­ßig. Die Stär­ken und Schwä­chen jedes Ein­zel­nen las­sen sich näm­lich viel deut­li­cher beob­ach­ten, wenn er sich abseits der Geschwis­ter und außer­halb der gewohn­ten Umge­bung bewegt. Zeigt er sich selbst­be­wusst oder ängst­lich? Folgt er dem Men­schen auf­merk­sam nach oder bloß sei­nen eige­nen Inter­es­sen? Reagiert er auf Zuruf? Lässt er sich leicht zum gemein­sa­men Spiel moti­vie­ren? Ist er fokus­siert und ver­stän­dig, wenn er mit neu­en Auf­ga­ben kon­fron­tiert wird? Muss sein Selbst­be­wusst­sein aus­ge­bremst oder wei­ter auf­ge­baut wer­den? 

Border Collie Welpe in der 7. Lebenswoche
21|02|2024 – Broad­me­a­dows Juju

Kaum mehr, als sie­ben Tage blei­ben noch, bis die klei­ne Band sich auf­lö­sen wird. Am kom­men­den Wochen­en­de schon wer­den die ers­ten Wel­pen unse­re Zucht­stät­te ver­las­sen. Der gemein­sa­me Aus­flug auf den Hun­de­platz ist des­halb für alle ein letz­tes, lehr­rei­ches Aben­teu­er, bevor es in der ach­ten Lebens­wo­che dar­an geht, die Kof­fer zu packen. Nicht wut­ent­brannt, so wie Les­ter Young. Nein, mit unbän­di­ger Lust aufs Leben. 

Das siebte Fotoshooting …

… und was im Welpenkindergarten passiert.

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