Hundeausstellung Dortmund 2022
14|10|2022 – Herbst­sie­ger-Aus­stel­lung Dort­mund 2022 

Eine Hundeausstellung – und der Versuch, die Kritik an ebensolchen als tradiertes Konstrukt zu begreifen: von Luxushunden und anderen.

Als 1863 in Ham­burg die ers­te Aus­stel­lung von Ras­se­hun­den in Deutsch­land statt­fin­det, liegt das Haupt­au­gen­merk noch auf den Jagd­hun­den. In den dar­auf­fol­gen­den fünf­und­zwan­zig Jah­ren fin­det aber bereits eine Ver­schie­bung zuguns­ten der soge­nann­ten Luxus­hun­de statt, mit der all jene Ras­se­hun­de bezeich­net wer­den, die nicht zur Grup­pe der Jagd­hun­de gehö­ren, und die sich nach dem deut­schen Tier­ma­ler Jean Bun­gartz (1854–1934) in Schutz- und Wacht­hun­de, Stu­ben- und Stall­hun­de sowie Damen­hun­de unter­tei­len las­sen. 

Dass es um das Anse­hen sol­cher Luxus­hun­de unter den Kyno­lo­gen der ers­ten Stun­de trotz des zuneh­men­den Inter­es­ses in der Bevöl­ke­rung nicht zum Bes­ten steht, lässt sich an der Ent­schul­di­gung eines Zucht­rich­ters able­sen, die 1895 nach der Inter­na­tio­na­len Aus­stel­lung in Dres­den in der Wild und Hund erscheint: »Des­halb fürch­te ich auch, […] daß mir mei­ne alte Freun­din Dia­na lan­ge Zeit grol­len wird, wenn ich ihr untreu wer­de und, statt aus­schließ­lich ihren Schutz­be­foh­le­nen, den Jagd­hun­den, heu­te aus­nahms­wei­se ein­mal auch den Luxus- und klei­nen Damen­hun­den mei­ne Freund­schaft bewei­se«. Aus der – dem eng­li­schen sport­ing dog und non-sport­ing dog ent­spre­chen­den – wert­frei­en Kate­go­ri­sie­rung, ist so also bereits um die Jahr­hun­dert­wen­de eine Begriff­lich­keit gewor­den, die nega­tiv besetzt ist. 

Auch in der kyno­lo­gi­schen Wochen­schrift Hun­de­sport und Jagd, die von 1885 bis 1914 von Ernst von Otto – einem der Mit­be­grün­der des deut­schen Kar­tells für Hun­de­we­sen – her­aus­ge­ge­ben wird, lässt sich das in man­chem Bei­trag bemer­ken: »Es kann kein Zwei­fel dar­über bestehen, dass bit­te­re Gefüh­le in den aller­meis­ten Volks­krei­sen aus­ge­löst wer­den, wenn irgend ein Protz mit sei­nem Renom­mier­hund her­aus­for­dernd durch die Stra­ßen zieht, wäh­rend man­cher Fami­li­en­va­ter nicht weiss, wie er sei­ne Kin­der satt­füt­tern soll«. Jemand, der einen Hund aus­schließ­lich als Begleit­hund hält – als com­pa­n­ion ani­mal, dem eng­li­schen Vor­bild ent­spre­chend – ist also bereits in der Früh­zeit des deut­schen Hun­de­we­sens als Mensch mit frag­wür­di­ger mora­li­scher Gesin­nung bewer­tet worden.

Das setzt sich bis heu­te fort – und ins­be­son­de­re dort, wo Hun­de ein und der­sel­ben Ras­se nicht allein nach dem Stan­dard, son­dern auch nach Arbeits­leis­tung gezüch­tet wer­den, ist das Getö­se ganz beson­ders laut. Was man als Besit­zer und Aus­stel­ler eines sol­chen Luxus- oder Renom­mier­hun­des dar­auf erwi­dert? Nichts. Man lächelt bloß, drückt sei­nem Hund einen fech­ten Schmat­zer auf und nimmt sich sei­ne Schlei­fe. Weil immer gere­det wird. Immer­hin hat das – so wie die Ras­se­hun­de­zucht – in Deutsch­land seit mehr als 150 Jah­ren Tradition.

14|10|2022 – Herbst­sie­ger Aus­stel­lung Dortmund
Rich­ter: Claus-Peter Fri­cke (D)
Broad­me­a­dows Hig­her Love, Fate
Zwi­schen­klas­se Hün­din­nen (8) V1 CAC
1. Anwart­schaft Dt. Cham­pi­on VDH/Club

© Johannes Willwacher