Border Collie Welpe
15|10|2022 – Vanes­sa, Jörg und Yuna (Broad­me­a­dows Itchy­coo Park)

Ein Seufzen – und dann noch eines: mit dem Auszug unseres letzten Border Collie Welpen schließt sich nun auch unser Wurftagebuch.

It’s all too beautiful!
The Small Faces (1967)

»Over bridge of sighs, to rest my eyes in shades of green«, heißt es in den ers­ten Zei­len von Itchy­coo Park. Seit­dem Yuna vor zwein­ein­halb Wochen zu uns zurück­ge­kehrt ist, weil sich die Ver­ge­sell­schaf­tung mit der bereits vor­han­de­nen Kat­ze im neu­en Zuhau­se als zu schwie­rig erwie­sen hat, habe ich immer wie­der an die­se Zei­len den­ken müs­sen. An die Seuf­zer­brü­cke, die über­wun­den wer­den muss, bevor die Augen sich im stil­len Grün aus­ru­hen dür­fen. 

Wäh­rend die meis­ten dabei an die wei­ße Kalk­stein­brü­cke den­ken mögen, die sich in Vene­dig über den Rio di Palaz­zo spannt, und den Dogen­pa­last mit der Pri­gio­ni nuo­ve – dem neu­en Gefäng­nis – ver­bin­det, spie­len die Lied­zei­len aber auf eine gleich­na­mi­ge Brü­cke im bri­ti­schen Cam­bridge an. Die Seuf­zer stam­men also viel­mehr von den Stu­die­ren­den, die sich am St. John’s Col­lege auf dem Weg zu ihren Prü­fun­gen befin­den, als von den Gefan­ge­nen, denen auf dem Weg ins Gefäng­nis ein letz­ter Blick in die Frei­heit gebo­ten wird. »Die Seuf­zer­brü­cke ist die Brü­cke in Cam­bridge«, ließ Ron­nie Lane, der Bas­sist und Song­wri­ter der Small Faces, einen Jour­na­lis­ten in einem Inter­view wis­sen, »statt die Brü­cke hin zu Prü­fun­gen und Pri­vi­le­gi­en zu über­que­ren, neh­men wir aber den umge­kehr­ten Weg, suchen nach Schön­heit, nicht nach Bil­dung, die wir aus­ge­rech­net in einem Brenn­nes­sel­feld im Lon­do­ner East End fin­den«. 

In den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren habe ich nur ein­mal einen Hund neu ver­mit­teln müs­sen, der zu uns zurück­ge­kehrt ist. Das Seuf­zen – der Laut, mit dem der blei­schwe­re Atem die Brust ver­lässt – mag also vor­der­grün­dig mei­nes sein. Viel­leicht ver­birgt sich dahin­ter aber auch noch ein zwei­tes, ein lei­se­res. Eines, das gekämpft und ver­lo­ren hat. Und mit dem sich nicht nur die Enge in der Brust, son­dern auch der Blick wie­der ins Grü­ne wei­tet. Weil ein jun­ger Hund nichts ande­res als Hoff­nung ist. Und der Züch­ter die Brü­cke dorthin.

In sei­nem 1927 erschie­ne­nen Roman Die Brü­cke von San Luis Rey schreibt der US-ame­ri­ka­ni­sche Schrift­stel­ler Thorn­ton Wil­der, dass »vie­le, die ihr gan­zes Leben auf die Lie­be ver­wen­de­ten, […] uns weni­ger über sie sagen [kön­nen], als ein Kind, das ges­tern sei­nen Hund ver­lo­ren hat«. Neue Lie­be und neue Hoff­nung – Vanes­sa, Jörg und Leni – das wün­sche ich euch!

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