Ein Seufzen – und dann noch eines: mit dem Auszug unseres letzten Border Collie Welpen schließt sich nun auch unser Wurftagebuch.
It’s all too beautiful!
The Small Faces (1967)
»Over bridge of sighs, to rest my eyes in shades of green«, heißt es in den ersten Zeilen von Itchycoo Park. Seitdem Yuna vor zweineinhalb Wochen zu uns zurückgekehrt ist, weil sich die Vergesellschaftung mit der bereits vorhandenen Katze im neuen Zuhause als zu schwierig erwiesen hat, habe ich immer wieder an diese Zeilen denken müssen. An die Seufzerbrücke, die überwunden werden muss, bevor die Augen sich im stillen Grün ausruhen dürfen.
Während die meisten dabei an die weiße Kalksteinbrücke denken mögen, die sich in Venedig über den Rio di Palazzo spannt, und den Dogenpalast mit der Prigioni nuove – dem neuen Gefängnis – verbindet, spielen die Liedzeilen aber auf eine gleichnamige Brücke im britischen Cambridge an. Die Seufzer stammen also vielmehr von den Studierenden, die sich am St. John’s College auf dem Weg zu ihren Prüfungen befinden, als von den Gefangenen, denen auf dem Weg ins Gefängnis ein letzter Blick in die Freiheit geboten wird. »Die Seufzerbrücke ist die Brücke in Cambridge«, ließ Ronnie Lane, der Bassist und Songwriter der Small Faces, einen Journalisten in einem Interview wissen, »statt die Brücke hin zu Prüfungen und Privilegien zu überqueren, nehmen wir aber den umgekehrten Weg, suchen nach Schönheit, nicht nach Bildung, die wir ausgerechnet in einem Brennnesselfeld im Londoner East End finden«.
In den vergangenen zehn Jahren habe ich nur einmal einen Hund neu vermitteln müssen, der zu uns zurückgekehrt ist. Das Seufzen – der Laut, mit dem der bleischwere Atem die Brust verlässt – mag also vordergründig meines sein. Vielleicht verbirgt sich dahinter aber auch noch ein zweites, ein leiseres. Eines, das gekämpft und verloren hat. Und mit dem sich nicht nur die Enge in der Brust, sondern auch der Blick wieder ins Grüne weitet. Weil ein junger Hund nichts anderes als Hoffnung ist. Und der Züchter die Brücke dorthin.
In seinem 1927 erschienenen Roman Die Brücke von San Luis Rey schreibt der US-amerikanische Schriftsteller Thornton Wilder, dass »viele, die ihr ganzes Leben auf die Liebe verwendeten, […] uns weniger über sie sagen [können], als ein Kind, das gestern seinen Hund verloren hat«. Neue Liebe und neue Hoffnung – Vanessa, Jörg und Leni – das wünsche ich euch!
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