Was mir am Tag nach dem Auszug der ersten beiden Welpen durch den Kopf geht – und was ich ihren Menschen noch mit auf den gemeinsamen Weg geben will.
We’ll get high, we’ll touch the sky.
The Small Faces (1967)
Wenn es nach Steve Marriot und Ronnie Lane geht, dem Sänger und dem Bassisten der Small Faces, dann ist der titelgebende Itchycoo Park ihrer 1967 erschienenen Single nicht mehr, als ein Brennnesselfeld im Little Ilford Park, der sich unweit der North Circular Road im Londoner East End befindet. »Wenn man die Schule schwänzte, dann ging man dort hin, um eine gute Zeit zu haben«, gab Marriot 1975 in einem Interview an, »und auch, wenn gerne das Gegenteil behauptet wird, hatte das rein gar nichts mit Drogen zu tun«. Was davon wahr und was den Umständen geschuldet ist – in den sechziger Jahren genügte es oftmals schon, das Wort high nur zu erwähnen, um einen Song bei sämtlichen Radiosendern auf die schwarze Liste zu befördern –, sei dahingestellt. Vielleicht ist es aber tatsächlich so, dass der Song nur die Schönheit feiert. Das Erlebnis, draußen zu sein.
»Hunde sind unsere Verbindung zum Paradies. Sie kennen weder Sünde noch Eifersucht noch Unzufriedenheit. An einem herrlichen Nachmittag mit einem Hund auf einem Hügel zu sitzen, heißt zurück zu sein im Garten Eden, als Nichtstun nicht Langeweile bedeutete, sondern Frieden.« Das Zitat des tschechischen Schriftstellers Milan Kundera, das aus dessen 1984 erschienenen Roman Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins stammt, kommt mir nicht von ungefähr in den Sinn. Auch hier wird das einfache Glück im Draußen beschrieben, auch hier ist es das Erleben von Gemeinschaft – von Verbundenheit –, das zum Glücklichsein reicht.
Wenn ich Yuna, wenn ich Maria und Benedikt etwas für ihren gemeinsamen Weg wünschen möchte, dann ist es womöglich genau das. Dann ist es die Schönheit, die Leichtigkeit und der Ausruf »It’s all too beautiful!«, der immer und überall erklingt. Dem kleinen Hund mit den wachen Augen wird nichts davon entgehen. Sie wird da sein, mit aufmerksamem Blick, und ihre Rute wedeln lassen. Weil sie das immer schon getan hat.
Interstellar Overdrive
Pink Floyd (1967)
My Little Red Book von Burt Bacharach soll es gewesen sein, das Peter Jenner, dem bis 1968 das Management von Pink Floyd unterlag, bei den Aufnahmen zum ersten Album der Band The Piper at the Gates of Dawn grüblerisch vor sich hin gesummt hat. Grüblerisch, weil er sich nicht an den Namen des Songs erinnern konnte, den er da summte. Weil ihm bloß die Melodie – das absteigende Gitarrenriff, das chromatisch von B nach G abfällt – noch in den Sinn kam. Syd Barrett soll dieses Summen aufgegriffen haben, während er sich mit der Gitarre an einer Instrumentalimprovisation versuchte, die später als Interstellar Overdrive bekannt geworden ist. Worte hat sie bis heute nicht. Nur eine Melodie. Eine, die mal von kreischenden Gitarren, mal von Bass und Orgel getragen wird. Eine, die sich auflöst und neu formiert. Eine, die mit ihrem Nachhall so schwerelos daherkommt, wie der Wettlauf ins All.
»That’s one small step for man, one giant leap for mankind«, lautete der Funkspruch, mit dem der besagte Wettlauf ins All am 21. Juli 1969 endete. Etwas mehr als fünfzig Jahre später, am 19. Juli 2022, befindet sich schließlich auch ein völlig anderer Wettlauf auf der Zielgeraden. Allein, dass das Ziel nicht der Mond, sondern die heimische Wurfkiste ist, und der Astronaut das Mutterschiff noch vor der Landung verlässt.
»Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Sprung für einen kleinen Hund«, habe ich in den vergangenen neun Wochen ein ums andere Mal gedacht, wenn ich Sonic im Welpenauslauf beobachtet habe. Die Schnelligkeit, mit der er sich bewegt – mit der er seine Ziele zu verfolgen und zu verteidigen weiß –, mag dabei am offensichtlichsten sein. Aber auch jedes Herz hat er mit Überschallgeschwindigkeit erobert. Ob er die gleichen Vorzüge künftig auch im Agility-Parcours beweisen wird? Für Eva, die drei Jahre lang auf ihren Welpen gewartet hat, wünsche ich das mir.
Comments are closed.