Die achte Trächtigkeitswoche: über Wahrheit, Vertrauen und Zuversicht – und einen ersten Blick auf unsere Border Collie Welpen.
»Dann wollen wir der Wahrheit mal zu Leibe rücken«, sagt der Tierarzt und hält mir eine rosafarbene Bleischürze entgegen, während er sich selbst eine blaue überstreift. Nachdem wir uns zum Ultraschalltermin länger über eine mögliche Röntgenuntersuchung der Hündin vor der Geburt ausgetauscht hatten, habe ich mich bei diesem Wurf zum ersten Mal bewusst für die fragliche Untersuchung entschieden. »Die Untersuchung selbst ist für die Hündin mit viel weniger Stress verbunden, als das Schallen«, hatte mich der Tierarzt zuvor aufgeklärt, »zum Röntgen muss sie schließlich nur einen kurzen Augenblick still liegen, während sie sich während der Ultraschalluntersuchung für Minuten nicht bewegen darf«. Begeistert ist Heidi trotzdem nicht, als wir sie zu zweit auf dem Behandlungstisch platzieren und der Strahler über ihr ausgerichtet wird. Während ich noch überlege, beschwichtigend auf die Hündin einzureden, klickt es aber bereits, und auf dem Monitor an der gegenüberliegenden Wand baut sich das entstandene Röntgenbild auf.
Gemeinsam heben wir die hechelnde Hündin vom Tisch, streifen die Bleischürzen ab und wenden uns dem Monitor zu. »Gut gegessen hat sie auf jeden Fall«, sagt der Tierarzt lachend und fährt mit dem Finger die gut gefüllten Darmschlingen ab, die fast ein Drittel des Bildes einnehmen. Statt einzuwenden, dass sie sich gerade noch gelöst hat, lächle ich bloß und beginne zu zählen. Sechs Welpen, kommen wir überein, sind mit Sicherheit zu sehen. »Das hier«, sagt der Tierarzt und deutet auf einen hellgrauen Bereich, der sich durch den überlagernden Darm nur undeutlich erkennen lässt, »könnte ein siebter Welpe sein, und gegenüber sieht es beinahe so aus, als habe sich hinter dem klar umrissenen Kopf noch ein weiterer versteckt, das wäre dann Nummer acht«. Ich zucke die Achseln. Allem Anschein nach muss auch die Wahrheit erst einmal geboren werden, um wahr zu sein.
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