Acrylmalerei, Border Collie, Welpe, Welpe malen
Gemal­te Erin­ne­run­gen: Susan­ne und Andrea mit Fellow

Unser F-Wurf feiert seinen dritten Geburtstag: über Erinnerungen, die wie der Sommer duften – und warum ein Geschmack unendliche Geschichten erzählt.

An was ich den­ke, wenn ich an die fünf Wel­pen den­ke, die wir vor drei Jah­ren auf­ge­zo­gen haben? Ich den­ke an den Geschmack rei­fer Kir­schen. An den Duft, den das gären­de Fleisch ver­strömt, wenn die vom Baum gefal­le­nen Früch­te nach Tagen von den Soh­len der Holz­schu­he gekratzt wer­den, die sie im Wel­pen­aus­lauf zer­tre­ten haben. An das dich­te grü­ne Laub, das nach dem Regen in der Son­ne glänzt, und das mit tau­sen­den damp­fen­den Trop­fen den Som­mer in der Nase kit­zeln lässt. Ich den­ke aber auch an die Men­schen, die im Schat­ten der Kirsch­bäu­me ste­hen. Und weil auch die­se Erin­ne­rung mit einem Geruch ver­bun­den ist, an den unver­wech­sel­ba­ren Duft zar­ter Wel­pen­pfo­ten, der mein Gesicht umweht. 

[…] Wenn von einer ver­gan­ge­nen Zeit nichts mehr besteht, ver­wei­len […] nach der Zer­stö­rung der Din­ge ein­zig der Geruch und der Geschmack, los­ge­löst, zer­brech­li­cher, aber leb­haf­ter, ver­geis­tig­ter, bestän­di­ger, getreu­er, noch lan­ge Zeit, wie die See­len, um sich zu ent­sin­nen, um zu war­ten, um zu hof­fen, über den Trüm­mern von allem ande­ren, um unbe­irrt auf ihren fast nicht greif­ba­ren Tröpf­chen das unge­heu­re Bau­werk der Erin­ne­rung weiterzutragen.

Mar­cel Proust (1871–1922), in: Auf der Suche nach der ver­lo­re­nen Zeit

Es braucht also nicht viel mehr, als eine Kir­sche vom Baum zu pflü­cken. Das dun­kel­ro­te Frucht­fleisch vor­sich­tig mit den Zäh­nen vom Kern zu tren­nen. Und zu spü­ren, wie der dicke, süße Saft zuerst die Zun­ge und den Gau­men benetzt, um schließ­lich die Keh­le hin­un­ter­zu­rin­nen. Noch mögen die Kir­schen unreif und grün sein. Noch längst nicht bereit, um gepflückt zu wer­den. In jedem Jahr weiß ich aber, dass mich der Gedan­ke an die fünf Wel­pen, die heu­te vor drei Jah­ren gebo­ren wor­den sind, den gan­zen Som­mer über beglei­ten wird. Weil jeder Som­mer­tag so riecht und schmeckt, wie sie. 

Mit den bes­ten Wün­schen an Quinn, Fel­low, Finn, Mol­ly und Sissi.

© Johannes Willwacher