Eine schwarz-weiße Weihnachtsgeschichte in sechs farbigen Bildern, oder: Warum kleine Dinge manchmal die größten Folgen haben. Gerade, wenn man ein Junghund ist.

Es ist vier­tel nach zwölf am Vorweihnachtsabend,
der Schnee rie­selt lei­se und (oh!) alle schlafen.
Doch so tief­schwarz die Nacht, so end­lich die Stille:
ein Schat­ten bewegt sich, dort über die Diele.
Auf Knar­ren folgt Pol­tern – auf Pfo­ten die Schnauz’:
der Jung­hund schlaf­wan­delt zur Nacht­zeit durch’s Haus.

Wuff! Eine hündische Weihnachtsgeschichte in sechs Bildern

Erst schla­gen die Türen, dann scharrt’s unterm Baum,
dann schickt er sich an zwei, drei Kugeln zu klau’n.
Die Ohren gespitzt, sitzt er zwi­schen den Ästen
(verbot’nes Spiel­zeug ist noch immer am besten).
Es klim­pert und kla­ckert, es split­tert und kracht:
»Das Kra­chen, kommt das nicht da oben vom Dach?«

Wuff! Eine hündische Weihnachtsgeschichte in sechs Bildern

»Tat­säch­lich, das Ras­seln kommt oben vom Boden«,
denkt bei sich der Hund und ist gleich auf den Pfoten.
Er hechelt und wit­tert, befeuch­tet die Kehle –
der Man­del­kern feu­ert (bu-hu!) die Befehle –,
und weil so nie­mand kann, was er wol­len muss,
dringt aus sei­nem Schlund (huch!) ein keh­li­ges Wuff!

Wuff! Eine hündische Weihnachtsgeschichte in sechs Bildern

Ist es die Gewohn­heit, die zum Bel­len ihn zwingt?
Ist es (auch viel­leicht nur!) der cani­ne Instinkt?
Sind’s Erzie­hungs­feh­ler, die man­chem passieren,
und stolz auf vier Bei­nen durch die Welt spazieren?
Steht die Puber­tät Patin für sol­cher­lei Flausen?
(Sprich:) Hor­mo­nel­les Grau­sen vor’m alten Sankt Klausen?

Wuff! Eine hündische Weihnachtsgeschichte in sechs Bildern

So schnell, wie’s pas­siert ist, kann’s nie­mand mehr sagen.
So schnell, wie’s pas­siert ist, bleibt nur zu beklagen,
dass tat­säch­lich ein Wuff! allein schon genügt,
damit der Alte im Kleid sich der Schwer­kraft fügt.
Also fällt er vom Dach: ein­mal Wuff! – und Pardautz.
Und so fällt die­ses Jahr nun auch Weih­nach­ten aus.

Wuff! Eine hündische Weihnachtsgeschichte in sechs Bildern

Und doch: noch eine Weihnachtsgeschichte …

Nach­dem die Weih­nachts­ge­schich­ten, die ich vor drei Jah­ren mit der Geschich­te vom alten Hund begon­nen und vor zwei Jah­ren mit der Zwölf­ten Nacht fort­ge­setzt hat­te, mit dem Unend­li­chen Weih­nachts­tag im ver­gan­ge­nen Jahr been­det waren, hat­te ich eigent­lich beschlos­sen, mich in die­sem Jahr ganz ande­ren Din­ge zu wid­men: den Pin­sel ein­fach mal Pin­sel sein und neben den Farb­töp­fen in der Schub­la­de lie­gen zu las­sen. Aber wie das so ist: wenn man mit Hun­den zusam­men­lebt, führt oft eins zum ande­ren – und weil sich gera­de über die Beob­ach­tun­gen, die man im Zusam­men­le­ben mit einem Jung­hund macht (oder auch: gleich meh­re­ren davon), ganz her­vor­ra­gend schmun­zeln lässt, haben sich die vor­an­ge­gan­ge­nen Rei­me dann auch bei­na­he ganz von selbst geschrie­ben. Mit den bes­ten Fei­er­tags­wün­schen – will hei­ßen: bloß klei­ne und kei­ne gro­ßen Mal­heu­re – von uns im Wes­ter­wald an alle da draußen!

Johannes, Dirk, Nell, Zion, Heidi, Halo und Fate

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