Border Collie Hündin, 9 Monate alt
10|12|2021 – Halo, Broad­me­a­dows Halo

Den Baum mit Maschendraht einzäunen – oder doch lieber ganz verzichten? Weihnachten mit zwei neun Monate alten Junghunden.

»Was machen wir in die­sem Jahr eigent­lich mit dem Baum?«, fra­ge ich über mei­ne Schul­ter hin­weg, als ich das über­le­bens­gro­ße Paket, das ich gera­de an der Haus­tür ent­ge­gen­ge­nom­men habe, auf dem Küchen­tisch abstel­le. Wäh­rend Halo und Fate sich gleich ange­spro­chen füh­len und neu­gie­rig die Köp­fe recken, scheint der Mann, an den die Fra­ge gerich­tet gewe­sen ist, die­sel­be aber über­hört zu haben: »Hast du was gesagt?«, fragt er. »Weih­nach­ten, Baum«, ver­su­che ich die bewusst ver­kürz­te Bot­schaft erneut zu über­mit­teln. Mit den Hän­den for­me ich dabei ein spit­zes Drei­eck, das – in Anbe­tracht der kur­zen Auf­merk­sam­keits­span­ne mei­nes Gegen­übers – nach­hal­tig wir­ken und an einen Tan­nen­baum erin­nern soll. »Ja«, ant­wor­tet die­ser schließ­lich, bevor er sich abwen­det und in einer der Schub­la­den des Küchen­ti­sches zu kra­men beginnt.

Border Collie Hündin, 9 Monate alt
27|11|2021 – Fate, Broad­me­a­dows Hig­her Love

Als er mir kurz dar­auf stolz das Gemein­de­blätt­chen vor die Nase hält, auf des­sen Titel der all­jähr­li­che Weih­nachts­baum­ver­kauf ange­kün­digt wird, ver­zei­he ich ihm umge­hend die nichts­sa­gen­de Ant­wort, blei­be aber trotz­dem auf mei­ner Fra­ge sit­zen: »Nicht wo und wann war die Fra­ge, viel­mehr ob und über­haupt«. Den Blick habe ich dabei auf die bei­den jun­gen Hün­din­nen gerich­tet, die – sich gegen­sei­tig stüt­zend – auf den Hin­ter­bei­nen ste­hen und im Wech­sel an einer der Ecken des Pakets kau­en, die über die Tisch­kan­te hin­aus­ragt. »Schluss jetzt!«, heißt es schließ­lich in schar­fem Ton in deren Rich­tung – und für einen kur­zen Augen­blick scheint sogar Fate davon beein­druckt zu sein. Dann zuckt aber ihre Nase – zusam­men mit dem ers­ten und dem zwei­ten Vor­der­lauf – und schon steht sie wieder.

Der zerkaute Weihnachtsengel

Zwei Schlüs­se las­sen sich dar­aus zie­hen. Zum einen, dass sich Wel­pen und Jung­hun­de oft und ger­ne am Mobi­li­ar oder ande­ren Din­gen des täg­li­chen Lebens ver­ge­hen. Und zum ande­ren, dass sich die hün­di­sche Zer­stö­rungs­wut durch die üppi­ge Weih­nachts­de­ko­ra­ti­on noch mehr her­aus­ge­for­dert fühlt. Aber wer will es den Vier­bei­nern schon ver­den­ken? Mit Äpfeln und Tan­nen­zap­fen darf drau­ßen schließ­lich auch gespielt wer­den – und weil Kau­en immer auch dem Stress­ab­bau dient, ist der zer­kau­te Weih­nachts­en­gel am Ende aus Hun­de­sicht viel­leicht nur die logischs­te Gegen­re­ak­ti­on. Denn Stress – sei­en wir ehr­lich – wird in der Vor­weih­nachts­zeit nicht nur von den Zwei­bei­nern unse­res Haus­halts zu Genü­ge verbreitet.

Border Collie Hündin, 9 Monate alt
03|12|2021 – Halo, Broad­me­a­dows Halo

»Wenn ich groß bin und ver­hei­ra­tet, dann woh­ne ich allei­ne«, kräht der für immer acht­jäh­ri­ge Kevin McCal­lis­ter am Abend zustim­mend aus dem Fern­se­her. Zu ger­ne möch­te ich nach der Fern­be­die­nung grei­fen, um das Pro­gramm zu wech­seln – gleich aus zwei Grün­den kom­me ich aber nicht dazu. Neben mei­nem Kopf hat es sich Halo in den Kis­sen gemüt­lich gemacht und schmatzt an dem Mit­tel­fin­ger mei­ner lin­ken Hand, den sie sich weit in den Rachen gescho­ben hat. Ihre Pfo­ten sto­ßen dabei im Wech­sel immer wie­der in das platt­ge­drück­te Kis­sen, der bewuss­te Fin­ger hat schon seit einer gan­zen Wei­le jeg­li­ches Gefühl ein­ge­büßt. Die rech­te Hand der­weil – die­je­ni­ge, die meint, die Fern­be­die­nung auf der brei­ten Leh­ne des Leder­so­fas zu fin­den – greift ins Lee­re. »Fate?«, heißt es also – weni­ger fra­gend, als panisch. Und irgend­wo neben­an kla­ckern zwei Bat­te­rien aus einem wei­ßen Plastikgehäuse.

Border Collie Hündin, 9 Monate alt
10|12|2021 – Fate, Broad­me­a­dows Hig­her Love

»Das hat sie ja nicht mit Absicht gemacht«, meint Dirk tags dar­auf, als er aus dem Nacht­dienst kommt, und ich ihm mit den Über­res­ten der Fern­be­die­nung in der Hand vor der Nase her­um­wed­le. Auch die Dis­kus­si­on zum Weih­nachts­baum, die irgend­wann im Ver­lauf des Tages wie­der auf­ge­grif­fen wird, ver­läuft ähn­lich. »Dann muss man eben noch bes­ser auf­pas­sen«, sagt Dirk – und ich schie­be mir einen viel zu gro­ßen Weih­nachts­keks in den Mund. Weil: er immer dann, wenn er davon spricht, dass man die­ses müs­se oder man jenes tun soll­te, eigent­lich bloß mich meint. »Kau­en beru­higt«, den­ke ich und neh­me mir noch einen zwei­ten Keks. Da haben wir’s.

Comments are closed.