Acrylgemälde eines Border Collie Welpen in einem vergoldeten Stuckrahmen
13|11|2021 – Unser A-Wurf fei­ert sei­nen 9. Geburtstag

Unser A-Wurf feiert seinen neunten Geburtstag: über gerahmte Schwarzweißaufnahmen, verblasste Erinnerungen und die Bedeutung von Glück.

Frü­her ein­mal – lan­ge bevor wir zurück in den Wes­ter­wald gezo­gen sind, und noch län­ger, bevor der ers­te Wurf bei uns gebo­ren wor­den ist – hat der gol­de­ne Stuck­rah­men, der seit Jah­ren auf einem schma­len Podest ober­halb der Kel­ler­trep­pe steht, zusam­men mit einer weiß getünch­ten Hirsch­büs­te in unse­rem Ess­zim­mer gehan­gen. Das Bild dar­in mag damals ein ande­res gewe­sen sein, und auch der Rah­men selbst ein wenig anders aus­ge­se­hen haben – weni­ger besto­ßen war er, und auch von den gol­de­nen Ver­zie­run­gen noch kei­ne abge­bro­chen –, der Gegen­stand selbst hat sich gleich­wohl nicht ver­än­dert: ein Bil­der­rah­men bleibt ein Bil­der­rah­men, auch wenn das Bild samt sei­ner Bedeu­tung ver­blasst. 

Eine grobkörnige Schwarzweißaufnahme

Eine grob­kör­ni­ge Schwarz­weiß­auf­nah­me – ein kah­ler Baum, der bei Tau­wet­ter allein auf einer schnee­be­deck­ten Wie­se stand – hat sich jah­re­lang in dem Rah­men befun­den. Kein gutes Bild, um ehr­lich zu sein – aber immer­hin eines, das für mich damals eine Bedeu­tung hat­te. Bei wel­chem Umzug oder in wel­cher Lebens­pha­se die­sel­be ver­lo­ren gegan­gen ist, lässt sich rück­bli­ckend kaum noch sagen. Allein, dass der Rah­men nach dem letz­ten Umzug auf dem Podest ober­halb der Kel­ler­trep­pe gelan­det, und zusam­men mit jeder ehe­ma­li­gen Bedeu­tung ein­ge­staubt ist: täg­lich ist man von zahl­lo­sen Din­gen umge­ben, von denen man mit der Zeit ver­ges­sen hat, wel­che Bedeu­tung sie ein­mal besa­ßen – und wenn ich mich umschaue, dann ist der gol­de­ne Stuck­rah­men nur eines davon. 

Das rohe, unsaubere Glücksgefühl

Dass ich im ver­gan­ge­nen Jahr auf die Idee kam, die Pin­sel und Far­ben wie­der aus­zu­pa­cken, die seit dem Stu­di­um ein ähn­lich bedeu­tungs­lo­ses Leben gefris­tet hat­ten, wie der besag­te Stuck­rah­men, mag ober­fläch­lich den Umstän­den geschul­det sein: der Pan­de­mie und dem Zurück­ge­worfen­sein auf mich selbst. Wenn man mit dem Fin­ger­na­gel an der obers­ten Schicht kratzt, tritt dar­un­ter aber viel­mehr das Bedürf­nis zuta­ge, ange­staub­ten Bedeu­tun­gen nach­zu­spü­ren. Lou – der mit rohen, unsau­be­ren Pin­sel­stri­chen hin­ge­schmier­te Wel­pe – hat des­halb am Ende viel­leicht auch aus gutem Grund sei­nen Weg in den gol­de­nen Stuck­rah­men gefun­den: weil sich an dem Gefühl – dem rohen, unsau­be­ren Glücks­ge­fühl, das wohl jeder Züch­ter ver­spürt, wenn er end­lich einen sei­ner erst­ge­bo­re­nen Wel­pen in den Hän­den hält –, auch in hun­dert Jah­ren nichts ändern wird. Die Bedeu­tung von Glück ver­blasst nie. 

Neun Jah­re sind seit dem Tag ver­gan­gen, als ihr Sechs in mei­ne Hän­de gebo­ren wor­den seid. Nicht nur Zion, der bei uns geblie­ben ist, oder Lou, der Wel­pe im Rah­men auf der Kel­ler­trep­pe. Auch Arix und Edda, Gon­zo und Liv. An vie­len Tagen neh­me ich euch viel­leicht nur im Vor­über­ge­hen, nur aus dem Augen­win­kel wahr. Aber heu­te blei­be ich ein wenig län­ger auf hal­ber Trep­pe ste­hen. Sehe jedes Haar, jeden Pin­sel­strich. Ich sehe euch. Das Glück.

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