Wie viele Fallstricke lauern im Alltag auf einen fünf Monate alten Welpen? Und wie viele auf einen Menschen, der zu nachlässig ist? Ein unfreiwilliger Selbstversuch.
Tell me now, how do I feel?
New Order (1983)
Ich habe gerade die Heckklappe des Fahrzeugs hinter den Hunden zugeschlagen und mich selbst ans Steuer gesetzt, als mich ein Blick in den Rückspiegel aufmerken lässt. Das nicht etwa, weil im Heck etwas Ungewöhnliches vorgefallen wäre – nein, vielmehr, weil mit dem Blick selbst augenscheinlich etwas nicht stimmt. Mit der flachen Hand reibe ich mir also über das Augenlid und die Schläfe, um den Streifen wegzuwischen, der sich wie ein dunkler Schatten über beide zieht – und als das nichts bringt, spucke ich mir kurzentschlossen in die Hand, um es erneut zu versuchen. Erst, als auch das nichts bringt, beginnt es mir zu dämmern. Oder besser: setzt die Erinnerung schlagartig ein. Ein fünf Monate alter Welpe, eine Hundebox und ein Gitter, das mit lautem Scheppern aufspringt. Und mein Kopf, der bei alledem im Wege ist. »Da soll noch mal einer sagen, dass die Welpenaufzucht frei von etwaigen Risiken ist«, denke ich bei mir, als ich mir das Veilchen noch etwas genauer betrachte – und bleibe schlussendlich an eben jenem Gedanken hängen. »Wie viele Fallstricke lauern im Alltag auf einen Welpen? Und wie viele auf einen Menschen, der in den ersten Lebensmonaten seines vierbeinigen Mitbewohners zu nachlässig ist?«
Nicht wenige Welpenbesitzer werden irgendwann einmal in der Notaufnahme der Tierklinik gesessen haben, weil der Welpe einen Gegenstand verschluckt hat, der nur bedingt auf seinen Speiseplan gehört. Getragene Socken, Kinderspielzeug, Kieselsteine: gerade während des Zahnwechsels, der in der Regel mit der sechzehnten Lebenswoche einsetzt und sich für gewöhnlich über mehrere Monate erstreckt, findet sich kaum etwas, das einen neugierigen Welpen nicht dazu animiert, darauf herumzukauen.
Das Glück, mit einem blauen Auge davonzukommen
Gleiches gilt für die Pflanzen im Garten, von denen nicht wenige für den Welpen giftig oder unverträglich sind, und die deshalb immer besonders geprüft und gesichert werden sollten. Darüber hinaus: splitterndes Holz, steile Treppen und freiliegende Kabel – von den ungesicherten Schlupflöchern, die sich einem findigen Welpen auf fast jedem Grundstück bieten, gar nicht zu sprechen. Und nicht immer hat man das Glück, mit einem blauen Auge davonzukommen.
»Risiken minimieren«, denke ich bei mir, »das bedeutet auch frühestmöglich Kommandos zu etablieren, mit denen sich der Welpe vor sich selbst schützen lässt«. Während Halo und Fate das »Nein!« und das »Aus!« schon so weit verinnerlicht haben, dass sich auch auf die Distanz auf sie einwirken lässt, beschließe ich zum Selbstschutz noch ein weiteres Kommando auf die Liste zu setzen. »Kopf weg!« Ganz klar, nur für mich.
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