Nun: Spring, mein Junge. Dort, wo es keine Schmerzen mehr gibt. In Erinnerung an Beau.
Well you can stare all day at the sky,
but that won’t bring him back.
Bouncing Off Clouds, Tori Amos (2007)
Vor einem guten Jahr war es, als Christiane mir von der Diagnose erzählte. »Lymphdrüsenkrebs«, lautete diese. Und nicht nur, weil wir wenige Monate zuvor erst unsere Ida – die Mutter von Beau – an den Krebs verloren hatten, wog jene besonders schwer. Nein, vielmehr noch, weil ich mich mit eben jener Erkrankung – bedingt durch die familiäre Häufung – selbst schon intensiv befasst hatte, und wusste, wie gering die Aussichten auf eine vollständige Heilung waren. »Bei einem Lymphom«, so hatte es mir vor Jahren Dr. Kessler von der Tierklinik Hofheim gesagt, »ist eine mehrjährige Überlebenszeit nur in Einzelfällen möglich«. Beim B-Zell Lymphom, das bei Beau diagnostiziert worden war, ließen sich mit einer Chemotherapie durchschnittlich zwölf bis fünfzehn Monate erreichen.
Als ich Beau und seine Familie im vergangenen Herbst besuchte, hatte er gerade den ersten Zyklus der Chemotherapie hinter sich gebracht, die in vier Zyklen auf ein knappes halbes Jahr angelegt war. Von der Schwere seiner Erkrankung war ihm zu diesem Zeitpunkt noch nichts anzumerken – seiner Familie aber sehr wohl die Sorge, die jeden seiner Schritte begleitete. Auch im Frühjahr – nachdem der letzte Zyklus der Chemotherapie beendet war und sich der Krebs nach tierärztlicher Bestätigung in kompletter Remission befand – ging es ihm noch gut. »Du weißt selbst, dass das nicht mehr als eine Momentaufnahme ist«, schrieb Monika. Das wusste ich. Und der Krebs leider auch.
Ein gutes Jahr hat Beau gekämpft. Hat seine Familie gehofft – und habe auch ich mir nichts mehr gewünscht, als dass aus den Wochen noch Monate und Jahre werden. Am vergangenen Donnerstag – nachdem er in den letzten Wochen immer schwächer gewirkt hat und kaum noch die täglichen Spaziergänge bewältigen konnte – ist er für immer eingeschlafen. Er hatte Monika und Christiane an seiner Seite – die Menschen, die ihm bis zuletzt das allerbeste Leben ermöglicht haben –, und hat mit dem Gefühl, so sehr geliebt zu werden, gehen dürfen. Für das Danach – für den Schmerz, die Trauer, den Verlust – gibt es keine Worte. Keine, die irgendetwas erträglicher machen.
Bouncing Off Clouds – so habe ich Beau im Papier genannt. Nun: spring, mein Junge. Dort, wo es keine Schmerzen mehr gibt.
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