Aus dem Züchteralltag – oder warum ein Krankheitsfall gleich alle gewohnten Tagesabläufe von Mensch und Hund aus der Bahn werfen kann.
Life is hard and so am I
Novocaine for the Soul, Eels (1996)
»Könntest du dich vielleicht für eine halbe Stunde zu den Welpen setzen?«, rufe ich in die halboffene Schlafzimmertür hinein, als ich mit dem Handtuch um die Hüften vorbeieile, »ich würde dann nämlich jetzt schnell noch eine Runde mit den Hunden laufen«. Im Nebenraum greife ich eine fleckige Jogginghose von dem Wäscheberg, der von dem Stuhl, von dem er ausgegangen ist, kaum mehr als noch die Beine erahnen lässt, begutachte das ausgeblichene Kleidungsstück von allen Seiten und schlüpfe schulterzuckend hinein. »Für einen Spaziergang tut die’s wohl noch!« Während ich noch damit befasst bin, in dem wackligen Wäsche-Watzmann genau das T-Shirt zu finden, das am wenigsten nach der Tageskarte im Schnellimbiss aussieht – zum Wäschewaschen ist in der vergangenen Woche genauso wenig jemand gekommen, wie zum Einkaufen –, lässt sich von nebenan ein langgezogener Klagelaut vernehmen. »U-ah!«, oder vielleicht auch: »Aa-uh!«
Als ich um die Ecke blicke, entdecke ich zuerst Zion, der sich mit wild strampelnden Pfoten auf dem Bett hin und her wälzt, und dann schließlich Dirk, der am anderen Ende gerade im Begriff ist, sich aufzurichten. Dass ihm das Aufstehen nur mit schmerzverzerrtem Gesicht gelingen will, hat den gleichen Grund, wie die – unter normalen Umständen wohl doch etwas merkwürdige – Bitte, ihm beim Anziehen der Socken behilflich zu sein: seit Tagen schon geht hier gar nichts mehr. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Mit weniger auskommen zu können
Weil seit vergangener Woche feststeht, dass sich den chronischen Schmerzen – Arthrose, Spondylose und eine durch mehrere Bandscheibenvorfälle bedingte Spinalkanalstenose – nur noch durch einen operativen Eingriff beikommen lässt, müssen sich auch die beiden Welpen schon einmal an einen veränderten Tagesablauf gewöhnen. Bislang habe ich die Zeit, in der ich nicht am Schreibtisch sitzen musste, mit den beiden im Garten verbracht – und mich darauf verlassen können, dass Dirk die Spaziergänge mit den erwachsenen Hunden übernimmt. »U-ah!« kann das aber genauso wenig, wie »Aa-uh!«
Halo und Fate nehmen das gelassen. Um ehrlich zu sein habe ich selten so gelassene Welpen erlebt. Mit weniger auskommen zu können – auch das ist Glück.
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