Über Liebe, Abhängigkeit und Selbstaufgabe – und den Zweifel, der am Ende bleibt: für unsere Nell, zu ihrem zwölften Geburtstag.
I took my love, I took it down.
I climbed a mountain and I turned around.
Landslide, Fleetwood Mac (1975)
An einem Morgen in der vergangenen Woche habe ich im Garten gesessen. Statt die Tasse wie sonst auf der Gartenbank abgestellt zu haben, dampfte der Kaffee auf dem Tisch, den wir tags zuvor hinaus geräumt hatten, und Stevie Nicks sang dazu. »Oh mirror in the sky, what is love?«, fragte sich diese, so wie schon hunderte Male zuvor. An diesem Morgen aber wandte sie sich an mich, schien sie den fragenden Blick bemerkt zu haben, der sich an die fast zwölfjährige Hündin geheftet hatte, die grasend am Rand des gepflasterten Gehweges stand. »Well, I’ve been afraid of changin’, cause I’ve built my world around you«. Das waren an diesem Morgen nicht bloß Worte, die über dem Gitarrenspiel von Lindsey Buckingham schwebten. Das waren meine Gedanken. Und unsere Geschichte. »Until the landslide brought me down«.
Can I sail through the changin’ ocean tides?
Man muss kein Züchter sein, um der Botschaft nachspüren zu können, die mit brüchiger Stimme aus den Zeilen klingt. Es geht um Liebe und Abhängigkeit. Um Selbstaufgabe. Aber auch um den Wunsch, sich daraus zu befreien. Jeder, der sein Leben schon einmal mit einem Hund geteilt hat, wird das Gefühl gegenseitiger Abhängigkeit kennen. Die unbedingte Fürsorge zum einen. Zum anderen aber auch die Zweifel. Darüber, ob es einen anderen, selbstbestimmteren Weg hätte geben können. Einen, bei dem nicht jede Entscheidung dem Hund untergeordnet gewesen wäre. Und letztendlich wohl auch darüber, wohin der gemeinsame Weg führen wird. Weil jedes Abhängigkeitsverhältnis früher oder später auf einen letzten Erdrutsch zusteuert, der alles mit sich reißt. Der Wunsch nach und die Angst vor Veränderung, also. »Time makes you bolder, even children get older and I’m getting older too«. Eine Hündin, die zwölf Jahre alt wird, macht es nicht leichter, diese Angst abzustreifen.
Can I handle the seasons of my life?
»I’ve built my world around you«. Wenn ich Schicht um Schicht dieser Welt abtrage, kann ich uns noch immer am Ufer des Maunzenweihers stehen sehen. Damals, vor zwölf Jahren, als die Dinge in Bewegung kamen. Nur zu gerne würde ich Nell noch zwölf Jahre schenken. Zwölf Jahre länger die Gewissheit haben, dass sie der Mittelpunkt unseres Lebens ist. Es bleibt aber nichts, als auszuhalten. »Until the landslide brings us down«.
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