Drei Welpen, zehn Wochen alt – auch nach dem Auszug der Geschwister wollen die Sitzenbleiberinnen beschäftigt werden: es läutet zur ersten Schulstunde.
You live you learn, you love you learn.
You cry you learn, you lose you learn.
Alanis Morissette (1995)
Am Donnerstagabend hat ein junger Igel im Welpenauslauf gesessen. Wie er den gut zwanzig Zentimeter hohen Einlass überwinden und bis zu dem alten Kirschbaum gelangen konnte, unter dem ihn Zion kurz vor dem Zubettgehen aufgespürt hat, bleibt mir ein Rätsel. Dass sich neben den Igeln noch eine ganze Reihe weiterer Wildtiere den Garten als Jagdrevier teilt, und sich deshalb nicht nur die Weinbergschnecken nach Einbruch der Dunkelheit lieber noch ein bisschen tiefer in ihre Häuschen verkriechen, ist mir aber nicht neu. Erst am Dienstag habe ich ein Reh im Vorgarten der Nachbarn stehen sehen, und an fast jedem Abend lässt sich eine ganze Familie von Spitzmäusen dabei beobachten, wie sie blitzschnell vom Holzstoß unter dem Zwetschgenbaum zum Schuppen und wieder zurück wechselt. »Ob die Welpen von dem nächtlichen Treiben auch Notiz nehmen, wenn ich sie am Morgen zurück in den Garten lasse?«
Ich würde gerne behaupten, dass die drei verbliebenen Welpen gleich die Spur des Igels aufgenommen haben und mit suchender Nase durch den Welpenauslauf marschiert sind – aus dem einfachen Grund, weil sich hier leichter anknüpfen ließe. Stattdessen haben Halo, Ruffian und Fate aber bloß das getan, was sie an jedem Morgen zu tun pflegen: in Windeseile ihr Futter verputzt und ungeduldig auf das Läuten zur ersten Schulstunde gewartet.
Die nächsten Schritte auf dem Stundenplan
Während mancher Züchter sagt, dass ein Welpe in den ersten Wochen keine Erziehung braucht, und man ihn vorerst bloß Welpe sein lassen soll, gehöre ich fraglos zu denen, die gerne früh damit beginnen, die ersten Kommandos zu trainieren. Nachdem die Grundlagen noch mit allen sechs Welpen eingeübt worden sind, stehen für die drei Sitzenbleiberinnen schon die nächsten Schritte auf dem Stundenplan. Weshalb ich – zur Freude der Nachbarn – einer nach der anderen das Halsband umlege, um mich auf dem Gehweg vor dem Haus an der Leinenführigkeit zu versuchen.
Neben dem Reh und den Igeln steht im Morgengrauen also auch ein Mann in Jogginghose in Nachbars Garten. Alles ganz normal, möchte ich meinen. Oder, wie Dirk meinte, als er den stachligen Gartenbewohner mit Handschuhen aus dem Welpenauslauf trug: »Was man für die Viecher nicht alles tut!«
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