Der Morgen danach: ein letzter Ausflug mit den verbliebenen fünf Welpen – und was sich auch ohne den Sechsten nicht verändert hat.
Feeling my way through the darkness,
guided by a beating heart,
I can’t tell where the journey will end,
but I know where to start.
Wake me up, Avicii (2013)
Der Morgen nach dem Auszug des ersten Welpen beginnt mit der Erkenntnis, dass es auffallend ruhig ist. »Schon nach sechs, und noch immer kein Ton«, denke ich, als ich das letzte Bild von unserem Ausflug bearbeitet, das Programmfenster geschlossen und auf die Uhr geschaut habe. Gähnend schlurfe ich in die Küche, greife zuerst den silbernen Napf von der Anrichte, um dann damit zu beginnen, das Futter im neuen Verhältnis einzufüllen. »Siebzig Gramm weniger«, sage ich zu mir selbst, und gleich darauf, »ob sich mit dem einen Welpen auch das nächtliche Chaos verabschiedet hat?«
Meine Hoffnung bestätigt sich nicht, als ich nur fünf Minuten später das Welpenzimmer betrete: auch ohne den Sechsten ist es den Welpen gelungen, mich erst einmal nach Luft schnappen zu lassen. Am dritten Morgen in Folge beschränkt sich die Bescherung aber nicht bloß auf das umzäunte Nachtquartier der Welpen, in dem auf gut drei Quadratmetern neben der Box auch die Welpentoilette untergebracht ist. Der kleinsten Hündin ist es schon wieder gelungen, sich nachts über das Gitter zu hieven – und weil sich somit nicht nur die Box, sondern auch die Toilette auf der anderen Seite des Gitters befunden hat, musste das übrige Zimmer für beides herhalten. »Ich würd‘ ja gerne mal wissen, wie du das jede Nacht fertig bringst«, sage ich zu der kleinen Hündin, atme versehentlich durch die Nase ein und muss zwangsläufig würgen. »Manches ändert sich nie, auch nach acht Würfen nicht!« Und nachdem ich auch die übrigen Welpen aus dem Gitter gehoben habe, laufen wir gemeinsam in den Garten.
Eine Stunde später sitze ich wieder am Schreibtisch und schaue mir noch einmal die Fotos an, die am Vortag mit Unterstützung unserer Trainerin auf dem Hundeplatz entstanden sind. Als Züchter ist mein erklärtes Ziel immer, meine Welpen gut auf das Leben vorzubereiten – sie nicht nur mit allen möglichen Reizen zu konfrontieren, sondern auch, an ihrer Konzentration und Aufmerksamkeit zu arbeiten und ihren Lerneifer zu füttern. »Ziel erreicht«, sage ich zu mir selbst, »hier gibt es kaum noch etwas zu tun«. Nicht für mich – denn jetzt sind es andere, die gefordert sind, sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen.
Comments are closed.