Und dann ist er da – der erste Abschied: ein Abschiedsbrief an einen Welpen, aber ein herzliches Willkommen an die neue Besitzerin.
I know that we can win,
I know that greatness lies in you.
But remember from here on in
History has its eyes on you.
Hamilton (2015)
Liebe Susi,
in den vergangenen Jahren hat es immer wieder Welpeninteressenten gegeben, bei denen ich schon nach dem ersten Gespräch wusste, dass ich sie nicht ohne den ersehnten Welpen wieder fortschicken würde. Bei wenigen, ganz besonderen Gesprächen, haben sich mir sogar die Umstände so gut eingeprägt, dass ich mich auch heute noch an Ort und Stelle sitzen sehen kann – ich weiß die Tageszeit, weiß, wie warm oder wie kalt es an diesem Tag gewesen ist, und auch, mit welcher Begeisterung ich daraufhin von diesem Gespräch erzählt habe. Dass ich über dich besonders viel zu erzählen hatte, begründet sich letztendlich aber nicht nur in der starken Sympathie, die allein durch den Telefonhörer schon zu spüren gewesen ist, sondern auch in dem Umstand, dass insbesondere die weiblichen Mitglieder meiner Familie – meine Mutter und ihre Schwestern – die eine oder andere Anekdote über die »Susi vom Friseur« zu berichten wussten. Dass einer unserer Welpen bei dir einziehen würde, war mir also von Anfang an klar. Und selbst, wie dieser Welpe aussehen würde, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt schon.
Jack ist ganz genau dieser Welpe. Einer, der einerseits all das mitbringt, um dich nach Jahren der Showabstinenz zurück in den Ausstellungsring zu führen, der andererseits aber auch so entspannt und gelassen, so aufgeschlossen und freundlich ist, um alle Kunden zu begeistern, denen er im Salon an der Moselpromenade zukünftig begegnet wird. Weder das laute Dröhnen des Föns, noch das Rattern und Rollen des Staubsaugers können ihn beeindrucken – dass man beide bestenfalls links liegen lässt, hat er nämlich genauso schnell verinnerlicht, wie die ersten Lektionen, die er bei uns lernen durfte.
Seine Aufmerksamkeit macht es für ihn leicht, sich Neues anzueignen, und unter seinen Geschwistern ist er immer der erste gewesen, der eine gestellte Aufgabe begriffen und richtig umgesetzt hat. Das mag vielleicht auch an dem gesunden Appetit liegen, der Jack im Laufe der letzten Wochen den – vielleicht nicht ganz schmeichelhaften – Beinamen »McSpeck« eingebracht hat. Auch »Schreihals« haben wir ihn oft genug genannt, denn während die gemeinsamen Autofahrten ihm im Grunde immer gut bekommen sind, ist er dabei doch vor allem durch seine Lautstärke aufgefallen: in der Box in seinen Freiheitsrechten beschnitten zu werden, gefällt ihm nicht. Ein Grund mehr, dir und Ralf nicht nur, aber doch gerade für die ersten Nächte die nötige Konsequenz zu wünschen.
Zweifel, dass du diese aufbringen können wirst, bestehen meinerseits aber eigentlich nicht. Wie du selbst schon gesagt hast: »Wer die Kinder im Griff hatte, wird das bei einem Welpen auch noch schaffen«. Deshalb freue ich mich heute auf den Weg, den du und Jack gemeinsam gehen werdet. Und auch darauf, viele eurer Schritte begleiten zu dürfen. Kalp kalbe karşı. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen.
© Johannes Willwacher