Eine Mittagspause im Garten: von der Zuchtdatenbank am Smartphone – und Ergebnissen, die man nur richtig gut finden kann.
What a day for a daydream.
The Lovin’ Spoonful (1966)
Es ist ungewöhnlich warm an diesem ersten April. So warm, dass ich beschlossen habe, die große Decke im Garten auszurollen und meine Mittagspause, die sich durch die Welpen schon sehr weit nach hinten verschoben hat, mit den Hunden draußen zu verbringen. Den Plan, kurz ein Auge zuzudrücken, muss ich allerdings gleich aufgeben: kaum dass ich mich auf der Decke ausgestreckt habe, drückt sich Heidi an meine Seite und schiebt die Schnauze auffordernd unter meinen Arm. Ein Schläfchen ist jetzt nicht mehr drin, so will es das Hundegesetz.
Letztendlich muss ich dann aber doch eingenickt sein, denn als ich die Augen wieder öffne, sind zwanzig Minuten vergangen und hat sich Heidi auf dem Rasen gegenüber zusammengerollt. Der Blick auf das Smartphone verrät mir aber nicht bloß die Uhrzeit – es ist gerade viertel vor vier –, er weist mich auch auf eine ungelesene Nachricht hin, die eben im Messenger eingetroffen ist. »Wie funktioniert die Zuchtdatenbank?«, schreibt Jule, und: »Ich versteh’ das nicht!«
Seit Wochen habe ich beinahe täglich die Datenbank aufgerufen, um nachzuschauen, ob die Ergebnisse der Röntgenuntersuchung von Runa (Broadmeadows Grace Kelly) schon eingetragen worden sind. Die Aufnahmen von Hüfte, Ellbogen und Schulter hatte mir Jule zwar gleich nach dem Röntgentermin in der Tierklinik zur Ansicht zugeschickt – vor etwas mehr als sechs Wochen –, ob sich die offizielle Auswertung des Gutachters aber meinem guten Bauchgefühl anschließen würde, blieb weiterhin fraglich. »Bin grad’ draußen, müsste ich dir am Rechner erklären«, schreibe ich schließlich zurück, »am Handy klappt das wahrscheinlich eh wieder nicht!«
Dass ich kurz darauf trotzdem versuche, mich in die Datenbank einzuwählen, hat neben der Neugier noch einen zweiten, persönlicheren Grund. Wie schon Edda und Ellie vor ihr, ist auch Runa nach ihrem Auszug in meinem Mitbesitz geblieben. Das Ergebnis entscheidet also nicht allein darüber, ob sie gemeinsam mit Jule im Agility durchstarten darf, es trifft gleichwohl eine Entscheidung über ihren Weg in die Zucht: eine gute Hüfte würde Heidi und Zion im kommenden Jahr zum ersten Mal zu Großeltern machen – und Nell zur Urgroßmutter, wieder einmal.
»Ging doch«, tippe ich nur einen Moment später, und: »Hab’ ich doch gesagt!« Den Screenshot des Datenblatts, auf dem in der rechten, oberen Ecke die Ergebnisse eingetragen worden sind, schicke ich gleich mit. Und dann fliegen Herzen. Über das Display. In Unna und Rennerod. Und auch sonst überall.
Runa, Broadmeadows Grace Kelly
HD A, ED 0, OCD frei
© Johannes Willwacher