Border Collie Hündin auf dem Sofa
18|02|2021 – Zwi­schen Sofa und Kühl­schrank: die fünf­te Trächtigkeitswoche

Die fünfte Trächtigkeitswoche: wie man mit einer trächtigen Border Collie Hündin den Abend verbringt und hinschaut, ohne hinzusehen.

Offen­ba­run­gen kom­men, wenn sie bereit sind,
nicht wenn man sie fordert.
Mr. Wed­nes­day in: Ame­ri­can Gods
(Sea­son 2, Epi­so­de 3)

»Bequem sieht das nicht aus«, den­ke ich und ver­su­che den rech­ten Fuß unter der Hün­din her­aus­zu­zie­hen, die am ande­ren Ende des Sofas ver­dreht zwi­schen Mensch und Leh­ne liegt. Ihre Hin­ter­läu­fe schau­en nach oben, der Bauch eben­so, die Vor­der­läu­fe und den Kopf hat sie auf der Brust mei­nes Gegen­übers abge­legt – und jedes Mal, wenn die strei­cheln­de Hand des besag­ten Gegen­übers von ihrer Brust ablässt, schnellt ihre Zun­ge auf­for­dernd her­vor, um sich wei­te­re Strei­chel­ein­hei­ten zu erbit­ten. Den feh­len­den Fuß unter ihrem Hin­ter­teil bemerkt sie schnell und wirft mir einen fra­gen­den Blick zu, den ich aber nur mit einem Schul­ter­zu­cken beant­wor­ten kann. Kurz las­se ich bei­de Bei­ne auf der Rücken­leh­ne ruhen, bemer­ke nun aber selbst, dass auch das nicht bequem ist, dre­he mich schließ­lich auf die Sei­te und wink­le die Bei­ne an. Die Hün­din am ande­ren Ende des Sofas scheint dar­auf nur gewar­tet zu haben, denn kaum dass ich eines der Kis­sen gefal­tet und mir in den Nacken gescho­ben habe, steht sie auf und schiebt sich mit einer – tat­säch­lich bei­na­he ele­gan­ten – Dre­hung vor mich, stöhnt und lässt sich fal­len. Das unge­schrie­be­ne Hun­de­ge­setz, dass jeder gro­ße Löf­fel nach einem klei­nen Löf­fel ver­langt, hat wie­der ein­mal Gül­tig­keit bewiesen.

Die fünf­te Träch­tig­keits­wo­che lie­ße sich dem­nach am bes­ten als Besteck­schub­la­de beschrei­ben – denn an sie­ben von sie­ben Tagen hat Hei­di vor allen Din­gen bewie­sen, wie anhäng­lich sie gera­de ist. Ablen­ken lässt sie sich allein durch den Gang zum Kühl­schrank und steht, sobald die Tür des­sel­ben geöff­net wird, mit klim­pern­den Augen­de­ckeln dane­ben. Der Appe­tit, der durch das Ein­nis­ten der Embryo­nen zu Beginn der vier­ten Träch­tig­keits­wo­che und die hor­mo­nel­len Umstel­lun­gen, die der Kör­per der Hün­din in der Fol­ge durch­lau­fen hat, zwi­schen­zeit­lich ver­lo­ren gegan­gen war, ist frag­los zurück­ge­kehrt. Nein, das genügt nicht. Er ist noch viel grö­ßer geworden.

»Schau­en wir jetzt noch eine Fol­ge?«, fragt Dirk und wedelt mit der Fern­be­die­nung. »Mei­net­we­gen«, ant­wor­te ich, habe mich gedank­lich aber längst schon wie­der den Wel­pen zuge­wandt, die irgend­wo unter der strei­cheln­den Hand – vor mei­nem Bauch – in Hei­dis Bauch ruhen. Und genau­so, wie Net­flix & Chill bloß ein Vor­wand ist, um sich bei irgend­ei­ner Serie ganz ande­ren Din­gen zuzu­wen­den, bleibt es auch an die­sem Abend völ­lig egal, was gera­de über den Bild­schirm läuft.

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