Wie viele Geschichten kann ein Herzschlag erzählen? Erste Worte in unserem Wurftagebuch – und ein erster Blick auf unsere kommenden Border Collie Welpen.
Your name is sung
and tattooed now on my heart,
here I will carry you forever.
Carry, Tori Amos (2011)
Wie viele Geschichten kann ein Herzschlag erzählen? Wie viele Herzschläge erzählen vom gleichen Moment? In dem Moment, in dem sich der Schallkopf senkt und das Herz eines Welpen findet, sprudelt meines vor Geschichten über. »Kein Weg ist zu weit, wenn man seinem Herzen folgt«, heißt es in einer davon.
Unser Weg hat uns im vergangenen Jahr nach Australien geführt – ohne dazu auch nur einen Fuß vor die Türe setzen zu müssen. Bereits im Frühjahr 2020 hatte ich Kontakt mit der Besitzerin des Deckrüden aufgenommen, den ich schon vor geraumer Zeit als Wunschkandidaten für Heidis zweiten Wurf ins Auge gefasst hatte. Schnell waren wir uns über die Konditionen einig geworden – aufgrund des harten Lockdowns und der in Melbourne bis in den Spätsommer geltenden Ausgangssperre sollte es aber noch bis in den Herbst hinein dauern, bis Sham (Aus Sup CH Pukawidgee Name of the Wind) abgesamt und der Samen an Total Animal Logistics, das mit dem Transport beauftragte Unternehmen, übergeben werden konnte. Unter normalen Umständen hätte man nun davon ausgehen können, dass der tiefgefrorene Samen innerhalb von ein bis zwei Wochen in Deutschland eingetroffen wäre. Weil pandemiebedingt aber nicht nur die Arbeit des zuständigen Veterinäramtes – für den Versand von tiefgefrorenem Samen ist eine Freigabe desselben zwingend erforderlich –, sondern auch der internationale Flugverkehr stark eingeschränkt war, folgten Monate des Wartens. Im Dezember, hieß es schließlich, solle der Transport erfolgen.
Als ich am zweiten Weihnachtsfeiertag feststellte, dass Heidi viel früher als erwartet läufig geworden war, befand sich der Samen irgendwo zwischen Australien und dem afrikanischen Kontinent. Zwei Tage später – und damit keinen Tag zu früh – traf er schließlich in der mit der künstlichen Besamung beauftragten Praxis von Dr. Konrad Blendinger in Hofheim-Wallau ein. Wenn einem für gewöhnlich – als Zeichen der Erleichterung – ein Stein vom Herzen fällt, dann hatte meiner zweifelsohne die Größe des Uluru.
Vier Wochen sind seit der künstlichen Besamung vergangen – und anders als bei ihrem ersten Wurf, bei dem sich mein Herz und meine Neugier bis zum Ultraschalltermin gedulden mussten, habe ich bei Heidi schon in der dritten Woche leise Anzeichen für eine Trächtigkeit bemerken dürfen: Übelkeit und Fressunlust sowie ein weit entwickeltes Gesäuge. Zum Ende der vierten Woche ist ihr Bauchumfang bereits um fünf Zentimeter angewachsen – und mein Herz tanzt.
»Da tanzt aber so einiges«, sagt die Tierärztin und reißt mich aus meinen Gedanken. »So einiges«, wiederhole ich und starre stumm auf den Bildschirm, auf dem winzige Herzen Blut und Liebe pumpen. »Meines habt ihr jetzt schon«, denke ich. Am Valentinstag.
Mein Dank gilt Ashlee Houlden und Jarrod Tyler, den Züchtern und Besitzern von Sham. Darüber hinaus möchte ich mich bei Mel Scriven von Total Animal Logistics bedanken, die trotz der widrigen Umstände (und meiner fortwährenden – bisweilen wohl ziemlich anstrengenden – Nachfragen) einen hervorragenden Service geboten hat. Und zu guter Letzt natürlich auch bei Dr. Konrad Blendinger, der die künstliche Besamung – mehr als erfolgreich – durchgeführt hat.
© Johannes Willwacher