Zwei, die ihre Mitte gefunden haben: wer Barbara und Zoe besucht, dem strömt die Harmonie zwischen Mensch und Hund entgegen. Und das tut gut.
Here comes the sun, and I say it’s all right.
Here comes the sun, The Beatles (1969)
Haben Sie sich schon einmal bei dem Gedanken erwischt, wie viele Leben Sie hätten führen können? Außer dem einen, für das Sie sich entschieden haben? Barbara gehört zweifelsohne zu den Menschen, die diese Frage bejahen würden – denn Barbara hat schon viele Leben gelebt. In einem von diesen ist sie Fotografin im Frankfurter Nachtleben gewesen, in einem anderen war sie Ladenbesitzerin in der hessischen Provinz. Sie hat Border Collies gezüchtet, sich einen Namen als Goldschmiedin und Künstlerin gemacht, viele Länder bereist und das Glück – für eine Zeitlang – auf dem Rücken ihrer Pferde gefunden. In ihrem jetzigen Leben ist sie Mutter und Großmutter. Und die Besitzerin von Zoe (Broadmeadows Cheek to Cheek), mit der sie in einer alten Hofreite in Westerfeld, einem Dorf im Taunus, lebt.
Das Leben mit Hund besteht nicht nur aus freier Zeit. Wie sieht euer gemeinsamer Alltag aus?
Barbara: Ohne einen Kuss am Morgen geht es nicht. Auf den besteht Zoe – genauso wie auf die kleine Leckerei, die sie bekommt, wenn ich mich nach dem Aufstehen darangebe, mir das Frühstück zu bereiten. Ist der erste Hunger gestillt, harrt sie geduldig aus, während ich mein Porridge esse. Oft schleicht sie sich währenddessen auch ins Wohnzimmer, um noch eine Weile auf dem Sofa zu schlafen. Eigentlich haben wir klare Regeln, welche Seite des Möbels ihr und welche mir gehört – so früh am Morgen darf sie sich aber ungestört auf beiden Seiten breit machen. Da ich mir meine Zeit frei einteilen kann, gehen wir nach dem Frühstück zumeist eine große Runde spazieren. Vorbei an Feldern und Pferdeweiden ist der Wald schnell erreicht – uns beiden gefällt es abseits der befestigten Wege am besten –, und wenn wir schließlich den Rehen, Hasen und dem Mauswiesel einen »Guten Tag« gewünscht haben, lädt auf dem Rückweg auch noch der Waldkindergarten zu einem kurzen Besuch ein. Ihren Arbeitsplatz hat Zoe sich selbst ausgesucht. Es macht ihr riesige Freude, Kindergartenhund zu sein.
Inwiefern hat sich dein/euer Leben durch einen Hund verändert?
Barbara: Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wie das Leben ohne Hund ist – es hat in meinem Leben schließlich schon viele Hunde gegeben. Als Züchterin im Club für britische Hütehunde habe ich unter dem Zwingernamen »vom Weisenstein« zwischen 2001 und 2006 vier Würfe gezogen, aus dem ersten Wurf meiner Aischa ist Angel bei mir geblieben. Nach dem Tod der beiden habe ich zwar einige Jahre ohne Hund verbracht, mir aber schlussendlich eingestehen müssen, dass ein Leben ohne Hund nichts für mich ist.
Jemals bereut, dich für einen Border Collie entschieden zu haben?
Barbara: Keine Sekunde. Im Vergleich merke ich aber häufig, dass sich die Rasse in den vergangenen Jahren in vielen Punkten zu ihrem Nachteil entwickelt hat, und dass es heute weit mehr Border Collies mit Wesensproblemen und Verhaltensauffälligkeiten gibt, als noch vor fünfzehn oder zwanzig Jahren. Ich weiß nicht, ob es an den Hundebesitzern liegt, die ihre Hunde falsch oder zu wenig auslasten, oder an den Züchtern, die falsche Prioritäten setzen – ich denke aber, dass beide Seiten umdenken müssen, um die Besonderheiten der Rasse zu erhalten.
Was war euer schönstes gemeinsames Erlebnis?
Barbara: Schönes erleben wir fast jeden Tag. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir aber, als Zoe sich nach langer Zeit – und größter Mühe meinerseits – zum ersten Mal wieder ins Wasser gewagt hat. Seitdem sie sich bei einem Badeausflug mit Freunden übernommen, den älteren Hunden mit Anlauf hinterher gesprungen und beim Eintauchen untergegangen ist, hatte sie nämlich Angst davor, schwimmen zu gehen.
Hand aufs Herz: womit geht dein Hund dir am meisten auf den Keks?
Barbara: Eigentlich würde mir die Frage, was ich an meinem Hund besonders schätze, viel besser gefallen – denn Zoe ist vor allen Dingen ein ganz großer Schatz. In den ersten Jahren habe ich mit ihr zwar stark an ihrer Impulskontrolle arbeiten müssen, weil sie ansonsten allem hinterhergejagt wäre – aber das ist längst überwunden. Heute genügt ein Pfiff, damit sie von einer Spur ablässt. Und auch Radfahrer sind ihr ziemlich egal.
Was braucht (d)ein Border Collie, um glücklich zu sein?
Barbara: Viele Streicheleinheiten, kuscheln und spielen, immer wieder etwas Neues lernen – und mich. Zoe ist sehr anhänglich und menschenbezogen. Die Kinder im Waldkindergarten liebt sie sehr. Und alle lieben Zoe. Sie ist ein Sonnenschein, ein echter Gute-Laune-Hund.
Wo siehst du euch in fünf Jahren?
Barbara: In fünf Jahren? Dann bin ich über siebzig und auch Zoe schon zehn Jahre alt. Ich hoffe, wir bleiben beide noch lange fit.
Nach sieben Jahren hatte ich das Gefühl, dass alle großen und kleinen Geschichten erzählt sind und dass das »Foto des Monats« nach einer neuen Form verlangt. In Zukunft soll es deshalb jeden Monat stattdessen einen Einblick in das Leben einer unserer Nachzuchten geben – einen Hausbesuch, zu dem ich mich selbst mit der Kamera auf den Weg mache, und die Besitzer unserer Nachzuchten über ihre Erfahrungen, ihren Alltag und das Leben mit Hund berichten. Wenn du im nächsten Monat gerne dabei sein möchtest, schreibe einfach eine Mail an info@broadmeadows.de. Was wir an diesem Tag gemeinsam erleben – ob ich euch auf einen Spaziergang, zum Training oder auch zum Stadtbummel begleite – bleibt dir überlassen.
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