Unser F-Wurf feiert seinen ersten Geburtstag: über haarige Monster, Tennissocken und Teppichfransen – und warum das erste Jahr immer das schwerste ist.
Junge Hunde sind Monster. Kleine, haarige Monster, die sich mit nadelspitzen Zähnen nicht nur an Hosenbeine heften und durch Hasendraht beißen, sondern bevorzugt auch von Tennissocken und Teppichfransen ernähren – oder anderen Dingen, die ähnlich schlecht bekömmlich sind. Monster, die sich immer genau dann zu regen beginnen, wenn der zugehörige Mensch gerade zur Ruhe gekommen ist – die immer genau dann noch einmal unter dem Sofa hervorschnellen, wenn die Augen des Menschen längst schwer geworden sind, und die sich auch durch gut gemeintes Zureden nur ungern davon abbringen lassen, vor dem Zubettgehen ihre zwanzig Runden um die zerrupfte Yuccapalme zu drehen. Monster, die scheinbar nichts so sehr hassen, wie sich an die Leine legen und in ihrem Bewegungsdrang begrenzen zu lassen – die viel lieber jedem Reh, jedem Radfahrer, jedem röhrenden Renault hinterher rasen wollen, als den Blick bloß nach oben zu richten und zu sagen: »Ich bin doch schon brav!« Die Monsterlogik besagt stattdessen: »Die Leine muss weg! Der Socken muss runter! Der Puls muss rauf! Der Mensch ordnet sich unter!« Junge Hunde sind Monster. Wenn man sie lässt.
Wie viel Monster noch in den fünf Junghunden steckt, die heute schon ein Jahr alt werden – wieviel davon auf Quinn, Fellow, Finn, Molly und Sissi zutrifft –, können wohl nur ihre Besitzer selbst beantworten. Ich bin mir aber sicher, dass es im ersten Jahr bei allen Fünfen den einen oder anderen Moment gegeben haben wird, in dem sich ihre Menschen über den Küchentisch hinweg die Frage zugeworfen haben, wer das Monster nach Mitternacht gefüttert hat – einen Moment, in dem der Wunsch, das haarige Ding ganz einfach in ein Postpaket zu stecken und unfrei zurück zum Züchter zu schicken, ziemlich groß gewesen ist. Weil aber zwölf Monate vergangen sind, ohne dass Ähnliches geschehen ist, bin ich mir genauso sicher, dass sich das Monster in allen nach und nach schlafen gelegt hat. Das tun Monster nämlich. Wenn man Geduld hat. Wenn man aufmerksam bleibt. Und wenn man Liebe die Leine halten lässt.
Lasst euch feiern!
© Johannes Willwacher