Woher weiß ich, wem ich vertrauen kann? Warum Vertrauen gerade für Hundemenschen ganz oben auf der Liste von Neujahrsvorsätzen stehen sollte.

You with the sad eyes, don’t be
dis­cou­ra­ged. Oh I rea­li­ze, it’s hard to
take cou­ra­ge, in a world full of people
you can lose sight of it all – and the
dark­ness insi­de you can make
you feel so small.
True Colors, Cyn­di Lau­per (1986)

Jeder weiß, dass sich das Zusam­men­le­ben mit einem Hund sehr viel leich­ter gestal­tet, wenn das Ver­hält­nis auf gegen­sei­ti­gem Ver­trau­en grün­det. In der Hun­de­er­zie­hung wird in den ers­ten Lebens­mo­na­ten eines Wel­pen des­we­gen nicht umsonst die Bin­dungs­ar­beit in den Vor­der­grund gestellt: der Hund soll den Men­schen als ver­läss­li­chen Part­ner ver­ste­hen ler­nen – einen, bei dem er sich wohl­füh­len kann, und dem er vie­le sei­ner Ent­schei­dun­gen ger­ne überlässt.

Man soll­te nun also davon aus­ge­hen dür­fen, dass es Hun­de­men­schen viel leich­ter gelingt, Ver­trau­en auf­zu­bau­en und ihrem Gegen­über mit Acht­sam­keit zu begeg­nen. Wer sich aber ein wenig län­ger in der Welt von Hun­de­züch­tern und Hun­de­trai­nern bewegt, wird schnell bemer­ken, dass zumeist eher das Gegen­teil der Fall ist. »Woher weiß ich, wem ich ver­trau­en kann?«, ist des­halb eine der Fra­gen, die nicht nur die­je­ni­gen ger­ne stel­len, die auf der Suche nach einem Wel­pen sind, son­dern die auch unter Züch­tern immer wie­der auf­ge­wor­fen wird. »Wer sich auf den ein­lässt, wird schon sehen, was er davon hat«, heißt es dann. Oder: »Der lügt doch, wenn er nur den Mund auf­macht«. Ist es nun tat­säch­lich so, dass in der Hun­de­welt stän­dig gelo­gen wird – dass Züch­ter bewusst Erkran­kun­gen ver­schwei­gen, dass die Feh­ler eines Deck­rü­den durch den Besit­zer sel­ten offen­ge­legt wer­den, dass manch ein kran­ker Wel­pe wis­sent­lich als gesund ver­kauft wird –, oder ist bei dem star­ken Miss­trau­en nicht auch die Wahr­neh­mung ent­schei­dend? Die Rück­kopp­lung zwi­schen Erwar­tung und Verhalten?

Aus dem All­tag kennt man viel­leicht fol­gen­de Situa­ti­on: auf einem schma­len Wald­weg kommt einem ein frem­der Spa­zier­gän­ger ent­ge­gen, der einen ange­lein­ten Hund mit sich führt. Dem eige­nen Hund ist der ent­ge­gen­kom­men­de natür­lich genau­so wenig ent­gan­gen, wie einem selbst – wäh­rend der Hund aber noch unent­schie­den ist, wie er dem ande­ren begeg­nen soll, nimmt der Mensch oft­mals schon unbe­wusst die laut­star­ke Kon­fron­ta­ti­on vor­weg, den Hund an die kur­ze Lei­ne, und sorgt durch sei­ne eige­ne, ange­spann­te Erwar­tungs­hal­tung dafür, dass die Kon­fron­ta­ti­on auch ein­tritt. Mit ande­ren Wor­ten: wer Betrug sucht, fin­det ihn – wer Ver­trau­ens­wür­dig­keit sucht, fin­det sie.

Viel­leicht soll­te man sich des­halb, statt der übli­chen guten Vor­sät­ze für das neue Jahr, Ver­trau­en ganz oben auf die Lis­te schrei­ben – und dem was kommt offen und mutig ent­ge­gen­tre­ten. Heißt ja nicht umsonst, das Ver­trau­en die schöns­te Form von Mut ist. Und wer will schon ein fei­ger Hund sein? #build­trust­not­walls.

2019
Unser Jahr in Bildern

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