Frau mit einem Border Collie Welpen
07|12|2019 – Cari­na und ihr Dig­ger, Broad­me­a­dows Gold Digger

Über das Wochenende haben mit Digger und Ghost zwei weitere Welpen unsere Zuchtstätte verlassen und sich auf den Weg in ihr neues Zuhause gemacht: letzte Worte.

He got that
ambi­ti­on, baby, look
at his eyes.
Gold Dig­ger, Kanye West (2005)

Liebe Carina,

wenn mir nur ein Wort blie­be, mit dem ich Dig­ger beschrei­ben soll­te, dann wür­de mei­ne Wahl wahr­schein­lich auf den Namen fal­len, den er sich in den ver­gan­ge­nen zehn Wochen selbst aus­ge­sucht hat – viel­leicht, weil ihm der Klang gefiel, viel­leicht aber auch, weil er mit dem Namens­ge­ber noch ein wenig mehr gemein hat, als nur die gro­ßen Ohren: Dum­bo. War­um? Nun, ganz ein­fach, weil er so stur wie ein Ele­fant sein kann. Weil er sich meis­tens eben­so lang­sam bewegt. Weil es ihm oft­mals gelingt, sich wie der sprich­wört­li­che Ele­fant im Por­zel­lan­la­den von einem Miss­ge­schick in das nächs­te zu manö­vrie­ren. Das hat sei­nen Grund. Denn, obwohl er sehr genau zu ver­ste­hen scheint, was ver­bo­ten ist und was nicht, übt gera­de das Ver­bo­te­ne auf ihn einen viel grö­ße­ren Reiz aus. Die Wel­pen­toi­let­te benut­zen? Dem Rufen des Men­schen fol­gen? Drei Schrit­te an der Lei­ne lau­fen, ohne sich gleich zu ver­wei­gern? In sei­ner Erzie­hung wirst du nicht nur Geduld und vie­le Wie­der­ho­lun­gen brau­chen, son­dern ihm auch mit lie­be­vol­ler Kon­se­quenz auf­zei­gen müs­sen, dass es nicht immer nach sei­nem Wil­len gehen kann. Dass das nicht leicht wer­den wird, und auch du oft genug auf die Regeln und Gebo­te pfei­fen wirst, die du für euch noch auf­stel­len musst, scheint mir bei­na­he gewiss. »Scheiß­egal, ob das nun ein rich­ti­ges Sitz war und ob du mich dabei auch ange­schaut hast … wer so süß um ein Lecker­chen bet­telt, der bekommt natür­lich auch eins!« Wie süß und hübsch er ist, hat er näm­lich auch selbst längst begrif­fen, und wird sich – weil ihm das Zei­gen und Prä­sen­tie­ren in die Wie­ge gelegt wor­den zu sein scheint – ganz sicher gut im Aus­stel­lungs­ring schla­gen. Wenn nicht, dann gibt er sich aber bestimmt auch ger­ne damit zufrie­den, der Mit­tel­punkt im Kin­der­gar­ten zu sein, und – ganz lang­sam, ver­steht sich – von einer strei­cheln­den Hand zur nächs­ten zu wan­dern. Mit Freund­lich­keit und Lie­be, heißt es, ver­mag man sogar einen Ele­fan­ten an einer dün­nen Schnur zu hal­ten. Ich glau­be, von bei­dem hast du mehr als genug.

Junges Paar mit einem Border Collie Welpen
09|12|2019 – Mar­cel, Mari­an­na und Ghost, Broad­me­a­dows Ghost Song

Shake dreams from
your hair, my pret­ty child,
my sweet one.
Ghost Song, Jim Mor­ri­son w/ The Doors (1978)

Lieber Marcel,

ein Hund für die Ret­tungs­hun­de­ar­beit soll­te es sein – und dies­mal bit­te einer, dem man das Bel­len nicht erst bei­brin­gen muss. Mit Ghost – das darf ich nach fast zehn gemein­sa­men Wochen behaup­ten – wirst du genau die­sen Hund bekom­men, denn wenn der klei­ne Quäl­geist eines wirk­lich ganz her­vor­ra­gend kann, dann ist es bel­len. Bel­len, weil er raus will. Bel­len, weil er rein will. Bel­len, weil ihm weder das eine, noch das ande­re tat­säch­lich gefällt. Gefal­len fin­det er vor allem dar­an, sei­nen Men­schen um sich zu haben – denn men­schen­be­zo­gen ist er auf jeden Fall. Er hört auf­merk­sam zu, wenn man mit ihm spricht – selbst das lei­ses­te Flüs­tern ent­geht ihm nicht –, steht bei jedem Hand­griff im Wel­pen­zim­mer parat und ver­sucht ger­ne, den­sel­ben spä­ter selb­stän­dig nach­zu­voll­zie­hen: »Die Ein­la­gen der Wel­pen­toi­let­te brauchst du übri­gens nicht mehr zu wech­seln, das habe ich schon selbst gemacht … gleich, nach­dem du dich umge­dreht und das Zim­mer ver­las­sen hast!« Ertappt man ihn dabei, beschwich­tigt er umge­hend – er ist schließ­lich ein schlau­er, klei­ner Kerl. So schlau, dass er spie­le­risch ver­in­ner­licht hat, dass der erho­be­ne Zei­ge­fin­ger zwar zwei­er­lei bedeu­ten kann, man sich in bei­den Fäl­len aber bes­ser setzt. Mit ihm zu arbei­ten macht viel Freu­de – noch mehr, seit­dem er begrif­fen hat, dass sich Kon­zen­tra­ti­on bes­ser beloh­nen lässt –, und wenn er sich erst ein­mal ein Lecker­chen aus der Hosen­ta­sche erschli­chen hat, dann bleibt er auch aus­dau­ernd dabei. Mit der glei­chen Aus­dau­er kann er kuscheln und küs­sen – und weil Kör­per­kon­takt für ihn nie­mals zu eng oder innig aus­fal­len kann, genießt er sei­ne Strei­chel­ein­hei­ten am liebs­ten im Schoß sei­nes Men­schen und zupft ihm dabei die fei­nen Haa­re auf dem Hand­rü­cken aus. Laut und lei­se, ein­sich­tig und rotz­frech, selb­stän­dig und füh­rig, anschmieg­sam und kratz­bürs­tig. Er kann ein­fach alles, der klei­ne Geist. Was bleibt einem da ande­res übrig, als pure Be-geist-erung?

Die letzten Tage mit drei Welpen

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