Mit Fire und Gethsi haben sich die ersten beiden Welpen an diesem Wochenende auf den Weg in ihr neues Zuhause gemacht: was mir als Züchter zu sagen bleibt.
She got her head
in the clouds and she’s not
backing down.
Girl on Fire, Alicia Keys (2012)
Liebe Raffaela,
wenn es heißt, dass jemand durch sein Leben tanzt, dann liegt wohl oftmals der Gedanke nahe, dass es ihm an Zielstrebigkeit fehlt. Dass sich beides aber sehr wohl miteinander vereinbaren lässt, beweist nicht nur du, sondern auch das kleine Feuerkind, das sich heute mit dir auf den Weg in ein neues Leben macht. Wohin euch dieser Weg führen wird – Hamburg, München, Hollywood –, und welche Bühnen ihr gemeinsam erobern werdet, mag zwar noch in den Sternen stehen, dass sich mit euch zwei verwandte Seelen gefunden haben, die sich ungern nur auf eine Rolle festlegen lassen möchten, stand aber schon vom ersten Augenblick an fest. Fire ist laut und leise, forsch und zurückhaltend, scheu und entschlossen – bleibt dabei aber immer aufmerksam und neugierig, immer dem Menschen zugewandt. Diese Zugewandtheit lässt sich nutzen – noch besser, wenn man sie durch eine ganz besondere Leckerei besticht –, und in vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten fortführen. In Unterordnung, Dogdance, Tricks? Oder doch – um ihrem Gangwerk, ihrem Gebäude, ihrem Ausdruck gerecht zu werden – mit dem einen oder anderen Ausstellungsbesuch? Ganz gleich, für welche Aktivität ihr euch schlussendlich entscheidet, werden aber auch die ruhigen Momente ganz sicher nicht zu kurz kommen – auch wenn es statt der Hundedecke, auf der sich Fire in ihren ersten Lebenswochen gerne eng an ihren Menschen gekuschelt hat, irgendwann auch die Couch oder das Bett sein darf. Sie liebt es gestreichelt und geschmust zu werden, streichelt und schmust aber auch genauso gerne zurück. Um geputzte Ohren wirst du dir deshalb in Zukunft kaum noch Gedanken machen müssen – Wattestäbchen gehören der Vergangenheit an –, und falls jemand einen Rasierapparat braucht: auch dafür steht Fire gerne bereit. Ein Hund für echte Hundemenschen, also. Ein Hund für dich.
Take me now,
before I change my mind.
Gethsemane, Jesus Christ Superstar
Andrew Lloyd Webber (1971)
Liebe Alex, lieber Niclas, lieber Leo,
mit Gethsi wird bei euch zweifelsohne auch eine ganze Menge Trubel einziehen – denn wenn der kleine Mann sich auf eines wirklich hervorragend versteht, dann ist es, mit Nachdruck auf sich aufmerksam zu machen. Er redet gerne und viel – am liebsten immer dann, wenn alle anderen bereits zur Ruhe gekommen sind –, und kann auch schon ganz früh am Morgen die tollsten Geschichten erzählen. Das sieht man ihm aber gerne nach, weil sein Charme zum Glück noch größer als sein Mitteilungsbedürfnis ist – und weil man einem Hund, der so gut küssen kann, ganz einfach alles verzeihen können muss. Ihm selbst ist das natürlich auch nicht entgangen – seinem wachen Blick kann und wird nur selten etwas entgehen –, und weil es ihm eben ziemlich gut gefällt, anderen zu gefallen, fällt ihm auch das Lernen nicht besonders schwer. In der Unterordnung hat er bereits gute Anlagen bewiesen und sich durch eine schnelle Auffasungsgabe hervorgetan – es könnte sich also durchaus lohnen, das weiter auszubauen und neben den einfachen Konzentrationsübungen, die er schon kennt, im Alltag auch die eine oder andere Gehorsamkeitsübung, den einen oder anderen Trick anzugehen. Wenn ausreichend Futter in den Hosentaschen ist – das habt ihr selbst schon bemerkt –, gelingt das bei ihm übrigens spielend leicht. Weniger spielerisch, dafür mit mehr erzieherischer Konsequenz sollte bei ihm die Ressourcenverteidigung angegangen werden: was der kleine Mann für sich beansprucht – sei es ein Kauknochen, ein Spielzeug oder eine streichelnde Hand –, das teilt er nur ungern. Vielleicht kann sich sein neuer, großer Hundebruder hier hilfreich einbringen? Wahrscheinlicher ist wohl, dass auch der dem Charme von Mr. Geths ganz schnell erliegt – und nur ab und an neidisch zu dem noch immer namenlosen Panda herüberschielt.
© Johannes Willwacher