Mit dem Absinken der Temperatur macht sich bei der Hündin die bevorstehende Geburt bemerkbar: wir begleiten Heidi durch die Stunden vor der Geburt ihrer ersten Welpen.
Dienstag, 1. Oktober 2019, 9 Uhr
Schon am Montagmorgen – als das Messergebnis zum ersten Mal unter dem gewohnten Wert lag – machten sich bei mir leise Zweifel breit, ob wir mit dem errechnete Geburtstermin zum Feiertag wirklich richtig gelegen hatten und die Wochenplanung nicht doch noch einmal überdenken mussten. Bislang hatte sich die bevorstehende Geburt bei keiner unserer Hündinnen vor dem 60. Trächtigkeitstag angekündigt – beim letzten Wurf hatte ich bis zum 65. Trächtigkeitstag vergeblich auf das Absinken der Temperatur gewartet –, die Gewohnheit war folglich auch bei diesem Wurf davon ausgegangen, Zeit zu haben. Bei Heidi schien nun aber alles anders sein zu sollen, denn auch die Werte, die ich am Mittag und Abend des 58. Trächtigkeitstages ermittelte, lagen deutlich unter den 37,8 Grad der ersten Messungen: 37,5 Grad am Mittag und 37,0 Grad am Abend.
Am Dienstagmorgen, dem 59. Trächtigkeitstag, lag die Temperatur nach dem Aufstehen schließlich bei 36,8 Grad, kaum eine Stunde später bei 36,6 Grad. Hatte ich bis dahin noch überlegt, meine Sachen zu packen und zur Arbeit zu fahren, blieben Hemd und Hose doch im Schrank, und wurde stattdessen nicht nur die Wurfkiste frisch begezogen, sondern flugs auch noch all das bereitgestellt, was unter der Geburt griffbereit stehen soll.
Heidi zeigt sich bislang ruhig – vom immer wiederkehrenden, angestrengten Hecheln, das schon seit Tagen die Senkwehen begleitet, und dem nächtlichen Graben zwischen Decken und Laken einmal abgesehen –, liegt entspannt auf den kühlen Fliesen und schläft. Warten wir ab, was die kommenden Stunden mit sich bringen – bei erstgebärenden Hündinnen ist die Eröffnungsphase der Geburt oftmals besonders lang und kann sich bis zu 48 Stunden ziehen.
Dienstag, 1. Oktober 2019, 12 Uhr
Das Frühstück hat Heidi nicht geschmeckt. Bloß den Quark und das aufgeschlagene Ei, unter das ich eine halbe Ampulle Calcium Frubiase gegeben hatte, hat sie genüsslich aufgeleckt, das Trockenfutter aber stehen lassen. Während Dirk sich mit den drei übrigen Hunden den Wind um die Nase hat pfeifen lassen, haben wir die Wurfkiste ein letztes Mal ausgewaschen, frische Laken ausgelegt und schließlich gemeinsam Probe gelegen: gemütlich, ja – aber zum Graben und Wühlen tun es vorerst auch noch die Kissen auf der Couch. Die Temperatur ist unverändert – ob sie im Laufe des Tages noch weiter sinkt oder wir den Tiefpunkt bereits erreicht haben, wird sich zeigen.
Dienstag, 1. Oktober 2019, 15 Uhr
Von der Couch in das Körbchen, von den Fliesen mit wiegenden Schritten die Treppe hinauf, vom Bett in die Schlafbox und kurz darauf in die Wurfkiste nebenan: lange hält es Heidi nirgends aus. Mit jeder Stunde, die vergeht, scheint sie unruhiger zu werden – ganz so wie die Welpen in ihrem Bauch, die sich in den wenigen Momenten, in denen die werdende Mutter nicht herumläuft oder gräbt, gut unter der prall gespannten Bauchdecke tasten lassen. Die Temperatur ist seit dem Morgen um ein halbes Grad angestiegen. Ob es sich dabei um eine Schwankung handelt oder wir uns bereits auf das Einsetzen der Geburtswehen zubewegen? Wenn es nach den strampelnden Welpen geht, die für gewöhnlich kurz vor der Geburt immer ruhiger werden und sich kaum noch ertasten lassen, haben wir noch Zeit. Und auch Heidi wirkt – dem Hin-und-her-Gerenne zum Trotz – noch viel zu entspannt, um ans Werfen zu denken.
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