Die achte Trächtigkeitswoche: warum letzte Vorbereitungen im Welpenzimmer immer Überstunden für den Postboten bedeuten – und was rund um die Wurfkiste sonst noch passiert.
Immer wieder hört man Züchter sagen, dass keine Trächtigkeit wie die andere ist. Trotzdem ist wohl allen gemein, dass spätestens mit dem Ultraschall das vorhandene Inventar inspiziert und auf Vollständigkeit geprüft wird, und die folgenden Wochen vor allem von einem geprägt sind: von Überstunden für den Postboten. Während die Grundausstattung – eine Wurfkiste, eine Wärmelampe und eine Welpenwaage – bei fast allen Züchtern vorhanden und zur langfristigen Nutzung angeschafft worden ist, fallen nämlich auch den langjährigen Züchtern in den Wochen vor der Geburt fast täglich Dinge auf, die dringend noch ersetzt, ergänzt und bestellt werden müssen. Schwangerschafts-Shopping, könnte man sagen – selbst wenn der Züchter hier allein mit der Idee schwanger geht, wie sich Trächtigkeit, Geburt und Aufzucht noch angenehmer, noch verantwortlicher, noch schöner gestalten lassen. Ich weiß, wovon ich rede. Fragen Sie mal unseren Postboten!
»Was hast du denn jetzt schon wieder bestellt?”, tönt es mir aus dem Welpenzimmer entgegen, in dem sich Dirk unter lautem Hämmern abmüht, die massiven Seitenwände der Wurfkiste zu montieren. Ich stelle das lange, unhandliche Paket, das der Postbote gerade ausgeliefert hat, vor dem Gitter ab, das am Morgen in den Türrahmen gespannt worden ist, und verdrehe die Augen. »Drei Decken«, sage ich, während ich mir vornüber gebeugt mit einem Cuttermesser an den breiten Klebestreifen zu schaffen mache, »zwei einfarbige und eine bedruckte«, um einen Moment später noch hinzuzusetzen, dass alle drei gar nicht teuer waren. »Wir hatten ja auch wirklich viel zu wenige Decken«, erwidert Dirk und lässt die sperrige Bodenplatte ruckelnd in die dafür vorgesehenen Vertiefungen am Rand der Wurfkiste rutschen, »du hast doch erst für den letzten Wurf eine ganze Auswahl neuer Vetbetten gekauft«. Ich nehme die Decken nacheinander aus dem Paket, lasse den weichen Stoff durch meine Hände gleiten und lege sie mit zufriedenem Nicken nebeneinander vor mir auf den Boden. »Die letzten haben eben nicht zur Jahreszeit gepasst«, sage ich und deute auf eine der Decken, die dekorativ mit Eichenlaub bedruckt ist. Nun ist es Dirk, der die Augen verdreht. »Womit verdiene ich mein Geld, Dirk?«, frage ich und falte die zweite, mausgraue Decke, die ich gerade wieder vom Boden aufgehoben und ausgeschüttelt habe, in der Mitte zusammen, »womit?«. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. »Damit, nützliche Dinge schöner und weniger nützlich zu machen«, lautet diese – und obschon ich darauf nur zu gerne einen monumentalen designtheoretischen Monolog folgen lassen möchte, lasse ich es doch dabei bewenden, einmal laut aufzulachen. »Kann man die Decken wenigstens bei 90 Grad waschen?«, will mein Gegenüber schließlich noch wissen – worauf ich kleinlaut zugeben muss, beim Kauf nicht darauf geachtet zu haben. »Ich sag’s ja: schön, aber selten nützlich«, lacht auch er und schiebt die fertig aufgebaute Wurfkiste an ihren angestammten Platz vor dem Fenster. »Für dich habe ich übrigens auch noch einen neuen Pullover mit bestellt«, versuche ich ihn abschließend zu beschwichtigen. Mit Erfolg. Dass der besagte Pullover bloß als Utensil für ein Welpen-Fotoshooting gedacht ist, muss er ja nicht wissen.
Die vergangene, achte Trächtigkeitswoche hat für Heidi mit einem letzten Tierarztbesuch begonnen, bei dem sie nicht nur die zweite Herpes-Impfung erhalten hat, sondern auch noch einmal gewogen worden ist. Mehr als fünf Kilogramm sind es, die sie zusätzlich mit sich herumzutragen hat – das entspricht beinahe einem Drittel ihres eigentlichen Körpergewichts. Aber auch wenn ihr Körper damit buchstäblich aus der Form geraten ist und man ihr oft genug die Anstrengung anmerkt, die ihr der bleischwere Bauch (Umfang: 75 cm) abverlangt, begleitet uns Heidi doch noch immer bei den täglichen Spaziergängen. Ein gewohntes Maß an Bewegung kann ihrer Kondition nur zuträglich sein – unter der Geburt wird sie viel Kondition brauchen –, weshalb wir uns erst dann auf den heimischen Garten beschränken werden, wenn die Temperatur schließlich gefallen ist, und uns nur noch wenige Stunden von der Geburt der Welpen trennen. Um den Zeitpunkt nicht zu verpassen, haben wir zum Ende der achten Trächtigkeitswoche vorsorglich das Thermometer ausgepackt und begonnen, die Werte zu notieren. Alles wartet, alles ist bereit.
»Wobei«, denke ich, als ich mich am Abend noch eimal im Welpenzimmer umschaue, »habe ich da letztens nicht online ein paar hübsche Handtücher gesehen, die farblich viel besser zur Einrichtung passen würden?« Ein schwerer Fall von Bestelleritis.
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