Das letzte Drittel der Trächtigkeit ist durch das rasche Wachstum der Welpen geprägt – und durch einen Bauch, der zusehends runder wird. Das merkt auch die Hündin.
»Nein«, sage ich, setze mich auf und streife mir die sandige Erde mit einem Seufzen von den Unterarmen, »nein, so wird das nichts«. Zehn Minuten sind vergangen, seitdem ich Nell, Ida und Zion an einem der gelb markierten Pfosten angebunden habe, die den schmalen Pfad hangabwärts säumen, und allein mit der trächtigen Jüngsten zwischen den blühenden Heidesträuchern verschwunden bin. Zehn Minuten, die aber kaum etwas anderes hervorgebracht haben, als lange Gesichter auf beiden Seiten. »Nein, so wird das nichts«, sage ich wieder und stecke enttäuscht die Kamera weg. Glücklich geht anders.
So leicht die ersten fünf Wochen der Trächtigkeit auch scheinen mochten, merkt man Heidi in der sechsten Woche nun doch immer deutlicher an, dass ihr nicht nur das steigende Gewicht, sondern auch die stetig wachsende Leibesfülle zu schaffen macht. Dass die ungeborenen Welpen, die zum Wochenbeginn kaum mehr als drei Zentimeter maßen, ihre Größe binnen weniger Tage verdoppelt haben und die Gebärmutter nun beinahe zwei Drittel der Bauchhöhle einnimmt, kann sie zwar nicht verstehen – sie spürt aber ganz offensichtlich die Veränderung. Auch in ihrem Verhalten macht sich diese Veränderung bemerkbar, denn mehr noch als sonst sucht sie über den Tag meine Nähe und genießt es sichtlich, sich den runden Bauch streicheln zu lassen, an dem ringsum das gut ausgebildete Gesäuge bereits das Fell auszufallen begonnen hat.
»Vielleicht«, denke ich, als ich den Spaziergang schließlich mit allen vier Hunden fortsetze, »vielleicht hätte ich es einfach bei einem Selfie bewenden lassen sollen – glücklicher Mensch mit glücklichem Hund auf einem glücklichen Sofa –, statt auf allen Vieren durch die Heide zu kriechen«. Weil es sich mit den Dingen, die man unbedingt will, aber fast immer genauso verhält, wie mit dem Schwangersein, und man nicht einfach mittendrin aufhören kann, werden die Hunde gleich am nächsten Pfosten wieder angebunden und das verunglückte Shooting fortgesetzt. »Dann guckt sie eben so, wie sie guckt«, sage ich zu mir selbst und halte den Auslöser gedrückt, »es darf doch ruhig jeder wissen, dass selbst der bravsten Hündin bei einem Bauchumfang von über sechzig Zentimetern nur noch bedingt zum Lachen zumute ist«. Und damit träumt sich der Blick der Hündin über die Senke und das rosa blühende Meer hinweg, verliert sich irgendwo zwischen dem Heute und dem Morgen. Drei Wochen noch.
© Johannes Willwacher