Zwei verliebte Hunde und die Zeit danach: was es über die erste Trächtigkeitswoche zu berichten gibt.
Heidi schaut Zion mit großen Augen hinterher. Fast möchte man meinen, einen Hauch von Wehmut im Blick der jungen Hündin zu erkennen. Dass der Rüde es aufgegeben hat, ihr mit stolz aufgestellter Rute den Hof zu machen und heiße Liebesschwüre in die Ohren zu flüstern, dass er seit dem Abklingen der Läufigkeit wieder seiner eigenen Wege geht, scheint sie nicht begreifen zu wollen. Während er im Garten seine Runden dreht, schleicht sie ihm also langsam hinterher – so langsam und traumwandlerisch, wie seit Tagen beinahe jede ihrer Bewegungen ausfällt –, streift mit der Nase wie zufällig die gleichen Grashalme und Blätter, verweilt an den gleichen Plätzen, an denen er gestanden hat, und stellt sich ihm immer wieder trotzig in den Weg. Schaut er auf, erhellt sich ihr Blick, und für einen kurzen Moment sieht man es in ihren Augen funkeln – dann wendet er sich gleichgültig ab und auch sie geht langsam weiter. Unverändert, aber anders.
In der Regel hat drei oder vier Tage nach dem ersten Deckakt die Befruchtung stattgefunden – in der Regel, weil die Lebensdauer der Samenzellen des Rüden unter guten Bedingungen bis zu sieben Tage betragen kann, und eine spätere Befruchtung, durch die sich die Trächtigkeitsdauer deutlich verlängert, nie ausgeschlossen werden kann. Nach der Befruchtung beginnen sich die kaum einen zehntel Millimeter großen Eizellen zu teilen – einmal, zweimal, dreimal –, und während sie selbst unbeweglich sind, werden sie von dem Flüssigkeitsstrom, der beim Eisprung entstanden ist, aus dem Eileiter in den Gebärmutterhals geschwemmt. Die Hündin selbst bemerkt von alledem nichts – dem zur Folge ist ihr zum Ende der ersten Trächtigkeitswoche auch nicht anzumerken, ob der Deckakt erfolgreich gewesen ist: äußere Anzeichen, die zuverlässige Rückschlüsse zulassen, gibt es nicht.
Eine ganze Weile hat sie regungslos dagestanden und ihn mit Blicken verfolgt – mal sehnsüchtig, mal vorwurfsvoll –, sich dann aber im Hof mit einem langgezogenen Seufzen zusammengerollt und die Augen geschlossen. Um ihre Lefzen scheint ein leises Lächeln zu spielen. Ob sie doch schon mehr weiß? Weiß, was wir wissen wollen? Oder ob ihr Lächeln bloß dem gleichgültigen Rüden gilt? Die Zeit wird es zeigen. Alles geht seinen Gang. Unverändert, aber anders.
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