Vier erwachsene Border Collies und ein Border Collie Welpe
24|07|2019 – Die Gro­ßen und die Kleine

Nachdem alle anderen Welpen ausgezogen sind, erkundet Fellow den Garten nun ganz alleine. Oder vielmehr: auf eigene Faust – denn alleine ist sie eigentlich nicht.

Sie kennt jeden Win­kel des Gar­tens, weiß, wo sie sich im hohen Gras ver­ste­cken kann, wo sie den Kopf nur ein wenig recken muss, um Him­bee­ren von den wild wuchern­den Sträu­chern zu pflü­cken. Sie kennt den Schup­pen und den Kom­post­hau­fen – hat das Dun­kel in bei­den schon längst mutig ver­bellt –, und hebt neu­gie­rig den Blick, wenn das Gar­ten­tor mit lau­tem Schep­pern in die Angeln fällt. Sie sam­melt Moos, Blät­ter und Stein­chen – lässt alles fal­len, wenn jemand in die Hän­de klatscht –, ist oft nicht zu sehen, aber nie­mals weit ent­fernt. Jeden Tag traut sie sich ein wenig wei­ter, ein wenig län­ger aus mei­nem Blick­feld zu ver­schwin­den – kaum dass ich sie geru­fen habe, sitzt sie aber schwanz­we­delnd vor mir, legt die Ohren an und scheint zu sagen: »Ich bin doch noch da«. Dass ihre Geschwis­ter einer nach dem ande­ren aus­ge­zo­gen sind, hat sie kaum beein­träch­tigt, und auch das Feh­len der Mut­ter, die gemein­sam mit einer der Wurf­schwes­tern gegan­gen ist, setzt ihr nicht im Gerings­ten zu. An deren Stel­le sind die Men­schen gerückt, die sie mit Lie­be umsor­gen, die mit ihr spie­len und ers­te Lek­tio­nen ertei­len, die für das Hun­de­le­ben wich­tig sind – an deren Stel­le steht nun das übri­ge Rudel, das dem letz­ten Wel­pen ganz eige­ne Lek­tio­nen erteilt. Drei Tage sind es noch, bis auch sie sich auf den Weg in ihr neu­es Zuhau­se machen wird – bis auch sie sich das Frem­de ver­traut machen muss. Drei Tage, in denen sie nachts ruhig in ihrer Hun­de­box schläft – von elf bis sechs Uhr, ohne Unter­bre­chun­gen –, in denen ich sie füt­tern und mir vor­stel­len darf, wie ihr Leben aus­se­hen könn­te, wenn sie blei­ben dürf­te. Das hät­te sie gedurft, wenn dem nicht ande­re Plä­ne ent­ge­gen­ste­hen wür­den – und wenn es dort drau­ßen nicht zwei beson­de­re Men­schen gäbe, von denen sie sehn­lichst erwar­tet wird. Drei Tage noch, Fellow.

Die vier Geschwis­ter, die am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de aus­ge­zo­gen sind, sind alle­samt gut in ihrem neu­en Zuhau­se ange­kom­men: sie haben nicht nur die Her­zen ihrer neu­en Men­schen im Sturm erobert, son­dern sich auch mit Feu­er­ei­fer ange­schickt, sich die bereits dort woh­nen­den Hun­de zum Freund zu machen. Dass das bei man­chem mehr Zeit braucht und nicht jeder – so wie Jamie, mit dem Mol­ly nun ihr Leben teilt – dem stür­mi­schen Wel­pen gleich Herz und Füh­rung über­lässt, ver­steht sich von selbst. Ich den­ke aber, dass es jeder der vier Wel­pen gut getrof­fen hat – und bin gespannt, was es in den kom­men­den Wochen und Mona­ten zu berich­ten gibt.


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