Border Collie Welpe zum Chippen in der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Ferger und Brantin in Bad Marienberg
15|07|2019 – Unse­re fünf Bor­der Col­lie Wel­pen wer­den gechippt

Wieviele Tierarzt braucht ein Welpe? Und zu welchen Untersuchungen sollte sich ein Züchter verpflichtet fühlen? Über das eine und das andere – und die Frage, was man als Welpenkäufer in Kauf nimmt.

»Und was nimmst du so für einen Wel­pen?«, woll­te ich von der Frau wis­sen, in deren zugi­ger Küche ich an einem Sams­tag­mor­gen am Küchen­tisch saß. Sie nipp­te an dem Instant-Cap­pu­ci­no, den sie gera­de mit hei­ßem Was­ser auf­ge­gos­sen hat­te, wisch­te sich mit dem Hand­rü­cken über den Mund, und nann­te mir schließ­lich den Kauf­preis, den sie für einen Bor­der Col­lie Wel­pen ver­lang­te. »Das ist aber nur für den Wel­pen«, füg­te sie nach kur­zem Über­le­gen hin­zu, »wenn der Wel­pe geimpft oder gechippt wer­den soll, muss das natür­lich extra bezahlt wer­den, sonst mache ich das vor der Abga­be nicht«. Ich nick­te zustim­mend, obwohl ich das nicht rich­tig fand, lächel­te, und gab als Ant­wort zurück, dass das wohl jeder selbst wis­sen müs­se. Den bit­te­ren Unter­ton hat­te mein Gegen­über offen­sicht­lich nicht ver­stan­den, denn wäh­rend sie vom Küchen­tisch auf­stand und auf die Tür zuging, die von der Küche in den Gar­ten führ­te, ließ sie mich wis­sen, dass man bei ihr genau das bekom­me, was man haben wol­le. »Nur weil man einen Hund haben will, muss man den gan­zen ande­ren Quatsch drum­her­um ja nicht auch noch wol­len«, sag­te sie und schob die Tür auf, »das kann sich ja auch bald nie­mand mehr leis­ten«. Ich folg­te ihr in den Gar­ten, ihre drei Hun­de, die die gan­ze Zeit unter dem Küchen­tisch gele­gen hat­ten, blie­ben zurück. Sie wand­te sich nach links, wo ein ros­ti­ges Tor in einen manns­ho­hen Maschen­draht­zaun ein­ge­las­sen war und wies mich an ihr zu fol­gen. Die ehe­ma­li­ge Scheu­ne, die an das gedrun­ge­ne zwei­stö­cki­ge Haus ange­baut war, hat­te man mit Well­blech ver­klei­det, das irgend­wann ein­mal mit dicker roter Far­be ange­stri­chen wor­den war – tie­fe Ris­se zogen sich durch den Lack, der an vie­len Stel­len bereits abzu­blät­tern begon­nen hat­te. Mit einem metal­li­schen Krat­zen schleif­te das Scheu­nen­tor über den Boden, als sie es vor mir auf­zog. Im ein­fal­len­den Tages­licht ließ sich im Inne­ren ein mit Stroh gefüll­ter Bret­ter­ver­schlag erken­nen, über dem eine Rot­licht­lam­pe ange­bracht war. Vor mei­nem geis­ti­gen Auge sah ich einen ein­sa­men Wel­pen in dem dunk­len Ver­schlag sit­zen – einen, der weder geimpft, noch gechippt, nie­mals ent­wurmt oder einem Tier­arzt vor­ge­stellt wor­den war. »Das Stroh ist pri­ma für die Wel­pen«, ver­si­cher­te mir die Frau, die mir mei­ne Ver­un­si­che­rung ange­se­hen haben muss­te, »außer­dem lässt es sich da drin­nen so viel bes­ser sau­ber hal­ten«. Ich nick­te. »Im Herbst haben wir wie­der Wel­pen«, sag­te sie, »dann kommst du vor­bei und schaust, ob einer für dich dabei ist«. Ich hat­te schon genug gesehen.

Augenuntersuchung bei einem Border Collie Welpen durch Dr. Nina Koch vom Tieraugenzentrum in Pohlheim
16|07|2019 – Augen­un­ter­su­chung im Tier­au­gen­zen­trum Pohlheim

Es sind nicht nur die Din­ge, die du tust, die dich zu dem machen, was du bist – es sind zwei­fels­oh­ne auch die Din­ge, die du nicht tust. Dar­an muss ich den­ken, als ich unse­re fünf Wel­pen heu­te mor­gen in die Trans­port­box set­ze, um mit ihnen zur Augen­un­ter­su­chung nach Pohl­heim bei Gie­ßen zu fah­ren. Dar­an, und an den Sams­tag­mor­gen vor mehr als fünf­zehn Jah­ren – den mit Stroh gefüll­ten Ver­schlag in der Scheu­ne und den Wel­pen, den ich zu kau­fen aus­ge­schla­gen hatte.

Es lässt sich nicht bestrei­ten, dass eine gute tier­ärzt­li­che Ver­sor­gung teu­er ist, und dass wahr­schein­lich jeder Züch­ter irgend­wann ein­mal über­legt, wel­che Kos­ten er noch zusätz­lich zu tra­gen bereit ist – ob er es bei den vor­ge­schrie­be­nen Unter­su­chun­gen im Wel­pen­al­ter bewen­den lässt oder ob er sich dar­über hin­aus bei sei­nen Nach­zuch­ten auch noch zur finan­zi­el­len Betei­li­gung an der Rönt­gen­dia­gnos­tik oder ras­se­spe­zi­fi­schen Gen­tests ver­pflich­tet. Wäh­rend die vor­ge­schrie­be­nen Unter­su­chun­gen für den gewis­sen­haf­ten Züch­ter eine Selbst­ver­ständ­lich­keit sind – etwas, das ihn zwar Geld, aber kei­ne Über­win­dung kos­ten soll­te –, sind sie für manch ande­ren aber nach wie vor bloß der »Quatsch drum­her­um«. Etwas, das sich gut und ger­ne ein­spa­ren und auf die Wel­pen­käu­fer abwäl­zen lässt. Wo bleibt hier die Ver­ant­wor­tung? Wird auch die in einen dunk­len Ver­schlag in der Scheu­ne gesteckt? Viel­leicht tue ich man­chem Unrecht. Viel­leicht habe ich aber auch nur schon genug gesehen.

Border Collie Welpe zum Chippen in der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Ferger und Brantin in Bad Marienberg
15|07|2019 – Unse­re fünf Bor­der Col­lie Wel­pen wer­den gechippt

Mon­tags zum Chip­pen, diens­tags zur Augen­un­ter­su­chung, don­ners­tags zum Imp­fen und dem letz­ten tier­ärzt­li­chen Check-up: in der letz­ten Woche vor der Abga­be haben unse­re fünf Wel­pen ganz schön viel zu bewäl­ti­gen. Dass das Zeit und Geld kos­tet, steht außer Fra­ge, gibt mir aber das gute Gefühl, nichts ver­säumt, alles für mei­ne Wel­pen getan zu haben. Eine Garan­tie, dass sich der ein­zel­ne Hund immer nur bes­ter Gesund­heit erfreu­en, nie­mals ernst­lich krank wer­den wird, wer­de ich trotz bes­ter Vor­sor­ge zwar nie­mals aus­spre­chen kön­nen – aber sei­en wir ehr­lich: wer kann das schon?

Mei­nen Dank an das gan­ze Team der tier­ärzt­li­chen Gemein­schafts­pra­xis Jan Fer­ger und Nad­ja Bran­tin in Bad Mari­en­berg sowie an Dr. Nina Mül­ler vom Tier­au­gen­zen­trum in Pohl­heim (DOK), die unse­re Wel­pen mit viel Sach­ver­stand und Fein­ge­fühl unter­sucht haben. Fünf gesun­de Wel­pen mit gesun­den Augen – was will man als Züch­ter mehr?


© Johannes Willwacher