Illustration einer dysplatischen Hüfte beim Border Collie (HD-C)

Mit Ella und Jill sind nun auch die letzten beiden Geschwister aus unserem E-Wurf geröntgt und ausgewertet worden – über geplatzte Träume und solche, die trotzdem in Erfüllung gehen.

Als Züch­ter wür­de man ger­ne behaup­ten, dass man alles im Griff hat – das man zwar weiß, wel­che Erkran­kun­gen bei der eige­nen Ras­se auf­tre­ten kön­nen, man selbst aber noch nie Pro­ble­me damit gehabt hat: man wählt die Eltern­tie­re mit Sorg­falt aus, durch­fors­tet Ahnen­ta­feln und Daten­ban­ken, beschafft sich Infor­ma­tio­nen über Erb­krank­hei­ten, erstellt Plä­ne und ver­wirft sie wie­der, bevor man sich schließ­lich zu einer Ver­paa­rung ent­schei­det. Das Pro­blem dabei? Die Gene­tik wür­felt – und selbst die bes­ten Absich­ten füh­ren mit­un­ter nicht zum bes­ten Ergeb­nis. Oft auch in ein und dem­sel­ben Wurf.

Schon im April sind die letz­ten bei­den noch nicht aus­ge­wer­te­ten Geschwis­ter aus unse­rem E-Wurf geröntgt wor­den: Ella (Broad­me­a­dows Eupho­ria) und Jill (Broad­me­a­dows Edge of Glo­ry), die bei­de für die Zucht vor­ge­se­hen waren. So sehr ich mir und ihren Besit­zern auch ande­res gewünscht hät­te, stimm­ten die Rönt­gen­ärz­te in ihrem vor­läu­fi­gen Urteil lei­der über­ein: zucht­fä­hig sei kei­ne von bei­den – Ella auf­grund einer schlech­ten Hüf­te, Jill auf­grund einer Auf­fäl­lig­keit am Ellbogen.

Die offi­zi­el­le Aus­wer­tung von Ella lag dann auch schon weni­ge Wochen spä­ter vor: die Hüf­te war mit einem HD-C1 befun­det wor­den, der Traum von der ange­hen­den Zucht­hün­din aus­ge­träumt. Die Aus­wer­tung von Jill ließ indes wei­ter auf sich war­ten – Tage, Wochen, schließ­lich Mona­te. Gro­ße Hoff­nun­gen mach­te sich auf­grund der zuvor getä­tig­ten Aus­sa­ge des Rönt­gen­arz­tes zwar nie­mand mehr – weder Jills Besit­zer, noch ich –, trotz­dem rief ich in den ver­gan­ge­nen zwei Mona­ten aber min­des­tens ein­mal am Tag die Club­da­ten­bank auf, um nach­zu­schau­en, ob nicht viel­leicht doch ein Wun­der pas­siert sei. Bis heute.

Heu­te nach­mit­tag war das Ergeb­nis von Jill end­lich ein­ge­tra­gen – und das Wun­der tat­säch­lich pas­siert: die Ell­bo­gen waren frei, die Hüf­te von Dr. Koch mit einem HD-A2 befun­det wor­den. Mir stand der Mund weit offen – noch immer ungläu­big und mit zit­tern­den Hän­den schrieb ich Jills Besit­ze­rin an – und schon im nächs­ten Moment stam­mel­ten wir uns im Trä­nen- und Freu­den­tau­mel gegen­sei­tig Glück­wün­sche zu: manch­mal gehen Träu­me auch in Erfüllung.

Aber was tut man, wenn nicht? Ver­schweigt man den Umstand aus Angst, als schlech­ter Züch­ter zu gel­ten? Kei­ne Anfra­gen mehr zu bekom­men? Oder steht man dazu, genau­so wie man zu den Besit­zern des betrof­fe­nen Hun­des steht? Ich habe mich für Letz­te­res ent­schie­den – dafür, ganz offen zu sagen: »Genau das ist in mei­ner Nach­zucht pas­siert!« Und für Ella hof­fe ich, dass sie trotz der unschö­nen Dia­gno­se noch lan­ge Zeit beschwer­de­frei blei­ben und das glei­che akti­ve Leben füh­ren darf, das ihre Besit­ze­rin ihr bis­lang ermög­licht hat – nicht als Zucht­hün­din, viel­leicht, aber als rund­her­um tol­ler Hund.

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