Border Collie Welpen beim Foto-Shooting
20|06|2018 – Fel­low, Sis­si und Molly

Was braucht ein Welpe, um zu wachsen und zu werden? Wie wählt man aus, wenn man auswählen muss? Über Bedürfnisse und Entscheidungen.

Die Son­ne brennt, als wir die Wel­pen um die Mit­tags­zeit zum ers­ten Mal in den Aus­lauf im Gar­ten set­zen. Selbst im Schat­ten der bei­den hun­dert­jäh­ri­gen Kirsch­bäu­me, unter denen der Aus­lauf am Vor­mit­tag auf­ge­baut wor­den ist, steht die Hit­ze. Dar­an kann auch das brei­te Son­nen­se­gel nichts ändern, das sich von einem Baum zum ande­ren spannt und das für zusätz­li­che Küh­le und Schat­ten sor­gen soll: die Luft dar­un­ter ist genau­so warm und schwer, wie andern­orts. Die fünf Wel­pen erkun­den den­noch erst ein­mal neu­gie­rig den unbe­kann­ten Unter­grund, rup­fen vor­sich­tig dün­ne Gras­hal­me aus, schnup­pern an wel­kem Laub, das vor­zei­tig von den Bäu­men gefal­len ist – und manch einer trägt mit stol­zem Blick die ers­te Beu­te sei­nes Lebens in das benach­bar­te Wel­pen­haus, das von allen Fün­fen gleich als neu­es Heim ange­nom­men wor­den ist. Neben den Wel­pen dre­hen auch Ellie, Ida und Hei­di hechelnd im Aus­lauf ihre Run­den, die bei­den Letz­te­ren – jede Annä­he­rung und Spiel­auf­for­de­rung – streng von der Mut­ter­hün­din über­wacht. Nach­dem nicht nur die ers­te Neu­gier, son­dern auch der Hun­ger gestillt wor­den ist, und sich die Wel­pen satt zum Schla­fen zurück­zie­hen wol­len, beob­ach­te ich, wie zwei sich mit gro­ßem Gejam­mer dar­an machen, unter das Wel­pen­haus zu krie­chen: der Spalt, den die Boden­plat­te zum Rasen hin offen lässt, misst zwar kaum eine Hand­breit, für einen Wel­pen, der nach Abküh­lung sucht, ist er aber alle­mal groß genug. »Den Wel­pen ist zu warm«, heißt es also – und weil dem Bei­spiel der ers­ten bei­den bald auch der Rest zu fol­gen beginnt, wird den Wel­pen statt­des­sen ein feuch­tes Hand­tuch als Lie­ge­platz ange­bo­ten, mit dem alle Fünf dann auch zufrie­den sind. »Ein Bedürf­nis als sol­ches zu erken­nen ist mit­un­ter genau­so schwer, wie die rich­ti­ge Lösung zu fin­den«, den­ke ich im Stil­len bei mir, »und sel­ten lässt sich dem so leicht bei­kom­men, wie dem Bedürf­nis nach Abküh­lung an einem hei­ßen Tag«.

Border Collie Welpen beim Foto-Shooting
20|06|2018 – Finn und Quinn

Wel­che Bedürf­nis­se ein Wel­pe hat – was er braucht, um zu wach­sen und zu wer­den –, beschäf­tigt wahr­schein­lich jeden Züch­ter, der sich sei­ner Ver­ant­wor­tung bewusst ist. Dass damit nicht nur die pri­mä­ren Bedürf­nis­se gemeint sind und ein Wel­pe weit mehr braucht, als bloß Nah­rung und Für­sor­ge – dass er, um sich zu einem zufrie­de­nen Hund zu ent­wi­ckeln, immer auch das rich­ti­ge Maß an For­de­rung und För­de­rung benö­tigt –, wird eben­so ein­leuch­ten, wie der Umstand, dass nicht jeder Mensch jedem Wel­pen genau das bie­ten kann, was er braucht. Wach­sen, wer­den und sein – eine gute und gesun­de Ent­wick­lung setzt immer den rich­ti­gen Nähr­bo­den, die rich­ti­gen Rah­men­be­din­gun­gen vor­aus. Als Züch­ter sehe ich des­halb mei­ne Auf­ga­be dar­in, das neue Zuhau­se für mei­ne Wel­pen immer so aus­zu­wäh­len, dass ihre Bedürf­nis­se – ihre indi­vi­du­el­len Anla­ge, Stär­ken und Vor­zü­ge – befrie­digt wer­den und sie opti­mal wei­ter wach­sen kön­nen. Im bes­ten Fall heißt das: zwei, die sich gesucht und gefun­den haben – und bei denen ich ger­ne ent­schei­de, dass sie fort­an mit­ein­an­der wach­sen dürfen.

Border Collie Welpe sitzt für ein Foto-Shooting in einem Blumentopf
20|06|2018 – Behind the Sce­nes: beim Foto-Shoo­ting haben alle Spaß 

Vier Wochen wach­sen und wer­den. Vier Wochen, in denen ich geschaut und beob­ach­tet, mir von jedem unse­rer fünf Wel­pen ein umfas­sen­des Bild gemacht habe – und zu deren Ende hin man­ches Bedürf­nis klar, auch die letz­te Ent­schei­dung aus­ge­reift ist. »Quinn, Fel­low, Finn, Mol­ly und Sis­si«, sage ich lei­se zu den fünf Wel­pen, die im Schat­ten des Kirsch­baums schla­fen. Und damit ist auch alles gesagt.

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