Zehn Tage alt: über Welpengewichte und Wesensmerkmale – und warum das abendliche Wiegen weit mehr über Letztere aussagt, als man annehmen mag
Fragend folgt mir der Blick der Hündin, als ich mit lockerem Griff den ersten Welpen aus der Wurfkiste nehme und auf die Waage setze, die zusammen mit kleinen und großen Flaschen – Desinfektionsmittel und Jodtinktur –, auf dem angrenzenden Fensterbrett steht. Den fragenden Blick hat sie auch nach zehn Tagen noch nicht abgelegt, sich im Gegensatz zu mir noch immer nicht an die täglichen Abläufe gewöhnt, zu denen seit der Geburt auch das allabendliche Wiegen der fünf Welpen gehört. Ich rede also auch an diesem Abend beruhigend auf die Hündin ein, während ich den gähnenden Welpen mittig in der breiten Wiegeschale platziere, streichle ihr beschwichtigend über den Kopf, bis die Digitalanzeige der Waage schließlich still steht und ich den angezeigten Wert mit einem zufriedenen Nicken in einem der fünf auf dem Boden ausgelegten Wiegeprotokolle vermerken kann. Bei den beiden Rüden und der kleineren Hündin kann ich mir dazu deutlich mehr Zeit nehmen, als bei den beiden übrigen Hündinnen, die – kaum in der Schale abgesetzt – damit beginnen, auf den gewölbten Rand derselben zuzukriechen und gleich nach dem Ablesen herausgenommen werden wollen. »Grundlegende Wesensmerkmale«, denke ich, »beginnen sich bereits früh abzuzeichnen«.
Das unruhige Zappeln, das mancher Welpe beim Wiegen zeigt, lässt tatsächlich viel eher Rückschlüsse auf seine spätere Entwicklung zu, als der Wiegevorgang selbst: aus einem leichten Welpen kann später noch ein schwerer, knochenstarker Hund werden, aus einem Schwergewicht eine feminine Hündin – ein Welpe, der aber schon früh durch Selbstbewusstsein und Willensstärke auffällt, wird wahrscheinlich auch als erwachsener Hund nicht weit davon abweichen. Das tägliche Wiegen ist für mich als Züchter also weit mehr, als bloß die dezimale Bestätigung des Entwicklungsfortschritts: es erlaubt mir – indem ich den Welpen hochnehme, ihn mal nach oben und mal nach unten gewandt halte, ihm an gewissen Körperstellen gezielte Berührungen zukommen lasse – auch eine erste Beurteilung der Wesensentwicklung. Dass das nicht nur für mich, sondern auch für den möglichen neuen Besitzer beinahe wichtiger ist, als die Frage, wieviel der Welpe in vierundzwanzig Stunden zugenommen hat, liegt auf der Hand. So wie der Welpe in meiner.
»Ganz schön schwer«, bestätige ich endlich auch dem letzten Welpen, als ich ihn zurück in die Wurfkiste setze, »aber gut zugenommen habt ihr alle«. Eine Faustregel besagt, dass sich das Geburtsgewicht eines Welpen nach acht bis zehn Tagen verdoppelt hat – eine andere, dass das Geburtsgewicht eines Welpen in der Regel etwa zwei Prozent des Ausgangsgewichts der Mutterhündin beträgt –, und während ich die zweite Faustregel schon am Tag der Geburt bestätigt sehen konnte, darf ich auch der ersten nach acht Tagen meine zufriedene Zustimmung geben: alle fünf Welpen liegen absolut im Plan.
Broadmeadows Forrest Gump
Geburtsgewicht: 345 Gramm | 10 Tage: 738 Gramm
Broadmeadows Fire Meet Gasoline
Geburtsgewicht: 315 Gramm | 10 Tage: 806 Gramm
Broadmeadows Freddie Mercury
Geburtsgewicht: 328 Gramm | 10 Tage: 804 Gramm
Broadmeadows Fairy Queen
Geburtsgewicht: 266 Gramm | 10 Tage: 606 Gramm
Broadmeadows First Last Eternity
Geburtsgewicht: 353 Gramm | 10 Tage: 784 Gramm
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