Eine Woche alt, haben unsere fünf Border Collie Welpen geschlafen und getrunken, sind gewachsen und haben gut an Gewicht zugelegt. Und ihre Namen bekommen.
Auf dem handgeschriebenen Zettel, der vor mir auf dem Boden liegt, finden sich fast dreißig Namen. Das Papier ist fleckig, an den Rändern gewellt, ein kreisrunder Abdruck verrät, das einstmals eine Kaffeetasse darauf gestanden haben muss. Wann, das kann ich selbst nicht mehr sagen – fast zwei Jahre hat der Zettel mal hier und mal dort gelegen, ist vom Küchentisch zurück in die Schublade gewandert und immer wieder herausgezerrt worden, wenn er um eine oder zwei Zeilen ergänzt werden wollte. Die Namen, die sich in zwei Reihen listen, sind mit blauem Kugelschreiber geschrieben – die einen schon durchgestrichen, andere lediglich mit einem Fragezeichen versehen –, und je länger ich das Papier am Boden betrachte, desto kürzer wird die Liste. Bis nur noch zehn, acht, dann sechs Namen übrig bleiben.
»Was von mir bleibt«, denke ich und schaue von dem bekritzelten Blatt auf, schaue zur Wurfkiste hinüber, »was ihr Fünf von mir mitnehmt, ganz gleich, wie euch jemand anderes nennt«. Auf den Knien krieche ich näher an die schwarz lackierte Kiste, lege beide Hände, dann den Kopf auf den kalten, mit Metall eingefassten Rand, und gucke darüber: zwei Welpen liegen schmatzend an Ellies Bauch – durch das dichte Fell der Hündin kann ich bloß die winzigen Rutenspitzen wedeln sehen –, die drei anderen liegen vereinzelt und schlafen. »Was aus einem Welpen wird«, sage ich in die Stille hinein, »und welchen Hund ein anderer aus ihm macht, bleibt für den Züchter immer nur Wunsch, immer nur Hoffnung – die Namen, die ich euch mitgebe, sollen gute Wünsche und Hoffnungen sein«. Mehr als nur Worte oder ein paar Takte Musik.
Dass die Namen meiner Welpen ihren Ursprung im Plattenschrank finden – in zweieinhalb Metern aus braunem Furnier –, sich immer schon bei Liedern bedienen, die mir irgendwann einmal viel bedeutet haben, ist manchem bekannt. Das habe ich ganz bewusst so entschieden, um die neuen Besitzer der Welpen bei der Namensfindung nicht einzuschränken, nicht einen Namen vorzugeben, der vielleicht zu verbindlich scheint: da die Entscheidung, welcher Welpe zu welchem Menschen passt, erst in der vierten bis fünften Lebenswoche der Welpen getroffen wird, die Namen selbst aber bereits bei der ersten Wurfabnahme eingetragen werden müssen, die bis zum Ende der dritten Lebenswoche stattgefunden haben soll, bleibt für eigene Vorschläge auch gar keine Zeit. Kurz sollen die Namen sein, nicht mehr als drei Worte, sich gut einprägen und an Gutes denken lassen. Kein »Franz« oder »Ferdinand«, also. Aber vielleicht ein »Flying Dutchman«? Eben jenen streiche ich ganz zuletzt – und damit stehen die Namen unserer fünf Border Collie Welpen fest.
Welpe No. 1, Rüde (Hellblau)
Broadmeadows Forrest Gump
Welpe No. 2, Hündin (Gelb)
Broadmeadows Fire Meet Gasoline
Welpe No. 3, Rüde (Rot)
Broadmeadows Freddie Mercury
Welpe No. 4, Hündin (Weiss)
Broadmeadows Fairy Queen
Welpe No. 5, Hündin (Lila)
Broadmeadows First Last Eternity
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