Eine Geburt ohne Wehen und eine Hündin, die uns keine andere Wahl lässt: unsere Border Collie Welpen werden per Kaiserschnitt geboren.
Es ist gerade zwanzig nach acht, als bei Ellie am Donnerstagabend die Fruchtblase platzt. Wir sitzen mit den Hunden vor dem Fernseher – Heidi hat sich eng an mich gekuschelt, Ida in meinen Kniekehlen eingerollt –, bloß Ellie läuft unruhig im Wohnzimmer auf und ab, dreht Runde um Runde, bis sie schließlich mit einem Satz versucht, auf das Sofa zu springen und sich das Fruchtwasser in einem Schwall auf die Dielen und das Polster ergießt. Ich wische noch schnell die Lache auf, gebe Melanie Bescheid, die angibt, um neun da sein zu wollen, dann ziehen wir in die Wurfkiste um.
Fast zwei Stunden später beginne ich nervös zu werden. Auch im Welpenzimmer läuft Ellie laut hechelnd hin und her, leckt sich immer wieder die Scham, versucht zu verstehen, was mit ihr geschieht. Allein, die Presswehen bleiben aus. Von außen kann ich fühlen, dass sich eine Fruchtblase vor dem Scheideneingang befindet, mit zwei Fingern in der Hündin taste ich aber ins Nichts. Zwei Stunden nach dem Abgang des Fruchtwassers dürfte das nicht sein, müsste der erste Welpe längst im Geburtskanal, lange schon geboren sein! Ich rufe den Tierarzt an, der mich in meiner Annahme bestätigt und an die Gießener Veterinärmedizin verweist, tausche die Jogginghose noch schnell gegen die Jeans, und dann sitzen wir schon im Auto auf dem Weg nach Gießen.
»Die Herztöne sind nur noch mittelmäßig«, sagt der diensthabende Arzt, der uns aus dem OP entgegenkommt und gerade ein Schaf entbunden hat – mittlerweile ist es kurz nach elf. »Sie können zwar abwarten, ob die Wehen doch noch einsetzen, für mein Dafürhalten ist das Risiko für die Welpen dabei aber eindeutig zu groß und sie sollten unbedingt einen Kaiserschnitt in Betracht ziehen.« Ich nicke, unterschreibe einige Papiere, dann drücke ich einer der Veterinärinnen Ellies Leine in die Hand. Wieder heißt es warten.
Welpe No. 1, Rüde b/w – 345 Gramm
Welpe No. 2, Hündin b/w tan – 315 Gramm
Welpe No. 3, Rüde b/w – 328 Gramm
Welpe No. 4, Hündin b/w – 266 Gramm
Welpe No. 5, Hündin b/w – 353 Gramm
Von fünf Welpen wird Ellie kurz darauf entbunden. Das erfahren wir selbst aber erst eineinhalb Stunden danach, als wir in den Aufwachraum gerufen werden. Ellie ist von der Narkose noch sichtlich mitgenommen, die fünf Welpen, die sich unter der Wärmelampe im Brutkasten befinden, aber allesamt wohlauf. Die Welpengewichte, die sich deutlich im unteren Durchschnitt befinden, bestätigen die Annahme, dass die Befruchtung weit nach dem Deckakt stattgefunden haben muss – die Geburt selbst also gar nicht überfällig, vielleicht sogar noch einige Tage zu früh gewesen ist. Wir legen der noch immer benommenen Hündin die Welpen zum Trinken an – und während es rund um sie herum quiekt und quietscht, zeigt sich auch wieder Leben in ihren Augen. Oder ist das Mutterglück?
Ganz bestimmt, schreibe ich jetzt, am Morgen danach – kaum zwei Stunden geschlafen, aber trotzdem glücklich. Glücklich über fünf wunderschöne Welpen, glücklich, alles gut überstanden zu haben. Und glücklich, mich gleich wieder Schlafen zu legen, während es nebenan genüsslich schmatzt. Aber das kann man vielleicht nur verstehen, wenn man es selbst erlebt hat.
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