Jill, Broadmeadows Edge of Glory
Jill, Broad­me­a­dows Edge of Glory

Einmal Welpen zu haben, scheint für viele Hundebesitzer ein Wunschtraum zu sein: warum emotionale Gründe aber niemals die alleinige Motivation sein sollten, Hunde zu züchten.

Ich fra­ge mich oft, wel­che Moti­va­ti­on hin­ter der Ent­schei­dung steckt, Hun­de zu züch­ten. Man wacht ja nicht eines Mor­gens auf und denkt sich, dass das Haus viel zu sau­ber, das eige­ne Leben viel zu auf­ge­räumt ist, und man irgend­et­was braucht, um dem gefühl­ten Man­gel bei­zu­kom­men. Genau­so wenig wird es dar­um gehen, in der Hun­de­zucht einen wesent­li­chen Teil sei­ner Exis­tenz­grund­la­ge zu fin­den – will hei­ßen: Geld zu ver­die­nen –, denn dazu müss­te sich das Züch­ten über­haupt erst ein­mal loh­nen. Weil es das sel­ten tut und viel häu­fi­ger das Gegen­teil bedeu­tet – man inves­tiert in der Regel deut­lich mehr Kapi­tal, Zeit und Auf­merk­sam­keit, als man her­aus­schla­gen kann –, müs­sen ande­re Grün­de dahin­ter ste­hen: emo­tio­na­le Gründe.

»Ich habe schon immer davon geträumt, ein­mal Wel­pen zu haben, einen Wurf auf­zu­zie­hen«, heißt es da etwa, oder: »Ich wün­sche mir nichts mehr, als einen Nach­kom­men mei­ner eige­nen Hün­din«. Bei­den Begrün­dun­gen ist ganz offen­sicht­lich gemein, dass sie aus dem beson­de­ren Ver­hält­nis zwi­schen Hun­de­be­sit­zer und Hund resul­tie­ren. Eine wei­te­re – und ganz sicher weni­ger schmei­chel­haf­te – Gemein­sam­keit, dürf­te aber zwei­fels­oh­ne die ego­zen­tri­sche Sicht­wei­se der bei­den Aus­sa­gen sein: ich träu­me, ich wün­sche. Ange­sichts der kaum zu leug­nen­den Kon­kur­renz­si­tua­ti­on, in der man sich als Züch­ter stän­dig befin­det, ist das »Ich« aber immer die aller­schlech­tes­te Moti­va­ti­on. Warum?

Weil jede Kon­kur­renz­si­tua­ti­on von Ange­bot und Nach­fra­ge lebt, und das »Ich« als allei­ni­ge Moti­va­ti­on – machen wir uns nichts vor – blind ist für bei­des! Aus dem Wunsch, aus dem Traum wird näm­lich ganz schnell ein Alp­traum, wenn sich nicht genü­gend geeig­ne­te Abneh­mer für die Traum- und Wunschwel­pen fin­den. Dass davon nicht nur die Ein­mal- und Lie­berha­b­er­züch­ter betrof­fen sind, dass es auch den Ver­eins­züch­tern oft genug schwer fällt, ihre Wel­pen an den Mann zu brin­gen, offen­bart ein Blick in die sozia­len Netz­wer­ke: es ver­geht kaum ein Tag, an dem nicht irgend­wo übrig­ge­blie­be­ne Wel­pen zum Ver­kauf ange­bo­ten wer­den, an dem nicht jemand hän­de­rin­gend ver­sucht, auf sich auf­merk­sam zu machen. Die ger­ne getrof­fe­ne Aus­sa­ge, dass »sich ein­fach noch nicht die rich­ti­gen Men­schen gefun­den haben«, darf in den meis­ten Fäl­len aber wohl viel eher als Ent­schul­di­gung für eine ego­zen­tri­sche – für eine miss­lun­ge­ne – Wurf­pla­nung gel­ten. Plant man als Züch­ter einen Wurf, weil man einen Wurf pla­nen will – oder plant man ihn, weil die Nach­fra­ge tat­säch­lich gege­ben ist?

Ich kann das nur für mich beant­wor­ten. Mit der Lie­be zur Ras­se, zum einen. Und zum ande­ren mit einer Wurf­pla­nung, die nur unter bes­ten Vor­aus­set­zun­gen umge­setzt wird: habe ich nicht im Vor­feld schon weit mehr Anfra­gen, als Wel­pen zu erwar­ten sind, las­se ich die Hün­din erst gar nicht bele­gen. War­um? Weil auch das zu der Ver­ant­wor­tung gehört, die man mei­ner Mei­nung nach als Züch­ter trägt: nicht blind, son­dern – man ent­schul­di­ge mir die markt­wirt­schaft­li­che Voka­bel – bedarfs­ge­recht zu züch­ten*. Als Züch­ter han­tie­re ich nicht mit Papp­ma­schee und Por­zel­lan, prei­se kei­ne kit­schi­gen, mit gro­ben Pin­sel­stri­chen ent­wor­fe­nen Land­schafts­pan­ora­men an – mein Geschäft ist nichts, das in der Ecke ver­stau­ben darf: es ist das Leben!

Wel­che Ant­wort hast du?

*Die Fra­ge der Bedarfs­ge­rech­tig­keit kann man bei einer Ras­se wie dem Bor­der Col­lie grund­sätz­lich kon­tro­vers dis­ku­tie­ren. Wie­vie­le Züch­ter braucht es bei einer Ras­se, die viel­leicht nur für Exper­ten geeig­net ist? Macht es in der heu­ti­gen Zeit – bei einem ste­tig sin­ken­den Bedarf an ech­ten Arbei­tern – noch Sinn, wenn vor­ran­gig auf Arbeits­leis­tung selek­tiert wird? Braucht es mehr davon? Mehr Extre­me? Mehr Spar­ten, um jeg­li­chen Bedarf zu befrie­di­gen? Oder einen ehr­li­che­ren Blick auf Ange­bot und Nachfrage?

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