Für Heidi, zu ihrem zweiten Geburtstag
Ganz allgemein sagt man gerne, dass auf ein Menschenjahr sieben Hundejahre kommen, und dass das erste – der schnelleren körperlichen Reife wegen – bei Hunden immer doppelt zählt. Ein Hund, der zwei Jahre alt ist, wäre also bereits in seinen Zwanzigern. Ein wenig jung und wild noch, vielleicht, in vielen Dingen unerfahren. Aber voller Träume, voller Möglichkeiten – voller Ideen, die keinen Aufschub dulden. Erinnern Sie sich noch, wie Sie in ihren Zwanzigern waren? Was Sie gesagt und getan haben? Diesen Rausch? Dieses Welteroberungsgefühl? Ich weiß nicht, ob ein Hund mit zwei Jahren sich nicht manchmal ganz ähnlich fühlt: als wäre das Bekannte zu klein, das Normale zu leise, die Welt wie ein Spielplatz, die mehr zu bieten haben muss, als das alte Klettergerüst. Ich weiß aber, wie schwer es ist, einen so jungen Hund davon abzuhalten, die Welt zu erobern. Ihm begreiflich zu machen, dass er keine großen Sprünge, sondern nur noch kleine Schritte machen darf. Erinnern Sie sich noch, wie Sie in ihren Zwanzigern waren? Ich wette, sie hätten das genauso scheiße gefunden.
Wir hatten große Pläne für Heidis zweites Lebensjahr. Noch größere für ihr drittes, das heute beginnt. Dann der Unfall, dann das Aus. Drei Wochen sind seitdem vergangen. Anstrengende Wochen. Langweilige Wochen. Wochen, die mit Schmerzmitteln begonnen und mit Röntgenaufnahmen geendet haben, in denen Verbote erteilt und eingehalten, Fäden gezogen und erste Schritte im Garten unternommen worden sind. In denen wir Hoffnung geschöpft haben. Das alles gut wird. Zusammenwächst, was zusammenwachsen soll. Und sich die Welt, mit gutem Mut, auch später noch erobern lässt.
Hat in seinen Zwanzigern nicht beinahe jeder Mut für zwei? Heidi hat ihn. Zum Glück. Wir können ihn gebrauchen!
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