Zoe, Broadmeadows Cheek to Cheek
Zoe, Broad­me­a­dows Cheek to Cheek

Hund müsste man sein: über Lebensweisheiten, die nur für den Vierbeiner taugen, unerfüllte Träume und – passend zur Jahreszeit – den Neuanfang.

Jeder Tag ist ein neu­er Anfang, behaup­tet eine Lebens­weis­heit. Ähn­li­che Bot­schaf­ten, die uns das Leben leich­ter oder erträg­li­cher machen sol­len, gibt es wie den sprich­wört­li­chen Sand am Meer, und meis­tens ist ihnen eines gemein: dem­je­ni­gen, der sie ver­fasst hat, soll­te man ein­mal gehö­rig in den Arsch tre­ten. War­um? Weil sie rein gar nichts mit unse­rer Lebens­wirk­lich­keit zu tun haben. Weil sie eine blo­ße Wunsch­vor­stel­lung sind. Oder viel­leicht auch: weil man ein Hund sein müss­te, um sie tat­säch­lich auf das eige­ne Leben bezie­hen, sich nach ihnen rich­ten zu können.

Wäh­rend wir uns näm­lich nie wirk­lich frei machen kön­nen von dem, was noch vom Vor­tag in unse­rem Lebens­ruck­sack steckt – den Auf­ga­ben, die noch zu erle­di­gen sind, den Rech­nun­gen, die wir noch nicht bezahlt haben, den Ver­let­zun­gen, die wir ande­ren zuge­fügt haben, den uner­füll­ten Träu­men, die ganz tief unten begra­ben sind –, gelingt es einem Hund viel­leicht tat­säch­lich, sei­nen Tag als unbe­schrie­be­nes Blatt, als wei­ße Lein­wand zu begin­nen. Nicht dar­über nach­zu­den­ken, was ges­tern war und was mor­gen sein wird, son­dern ein biss­chen das zu tun, was wir selbst ger­ne vor­ge­ben, tun zu wol­len: in den Tag hin­ein zu leben.

Viel­leicht liegt auch dar­in ein wenig der Grund, war­um wir unser Leben so ger­ne mit Hun­den tei­len – weil sie für uns, an guten Tagen, die bes­ten Nach­hil­fe­leh­rer in Sachen Lebens­weis­heit sind (und sind nicht alle Tage, an denen die ein­zi­ge Sor­ge jene ist, ob man die Nach­bars­kat­ze nun erwischt oder nicht, gute Tage?).

Jeder Tag ist ein neu­er Anfang. An apple a day keeps the doc­tor away. Genie­ße den Augen­blick, denn er ist dein Leben. Hund müss­te man sein.

Alles neu – auch beim Foto des Monats. Habe ich unse­re Wel­pen­käu­fer bis­lang mit Auf­ga­ben beglückt, die ich foto­gra­fisch umge­setzt sehen woll­te, kennt das neue »Foto des Monats« nur noch eine Vor­aus­set­zung: neu muss es sein! Ob es sich dabei tat­säch­lich um das neu­es­te Foto han­delt, das die Spei­cher­kar­te von Kame­ra und Smart­phone her­ge­ben, oder es bloß das letz­te Bild ist, das man bei Insta­gram ein­ge­stellt oder auf Face­book hoch­ge­la­den hat, tut nichts zur Sache – so lan­ge es in den letz­ten vier Wochen ent­stan­den ist.

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