Über menschliche Wünsche und hündische Bedürfnisse – und warum Frieden und Zufriedenheit immer bei einem selbst anfangen.
And the first one now, will later be last –
for the times they are a-changin’.
Bob Dylan (1964)
»Bist du jetzt zufrieden?«, lautet eine der Fragen, die ich im vergangenen Jahr am häufigsten gestellt habe. Meistens einem der Hunde – und nicht selten im Hinblick auf das nachdrückliche Quengeln, den leeren Wassernapf endlich aufzufüllen.
Hunde können nicht wörtlich äußern, wenn ihnen etwas fehlt – bei Hunden gilt es immer zu erraten, womit man sie glücklich machen kann. Hunger, Durst, Langeweile – welches Bedürfnis gerade nach Befriedigung verlangt, muss man dem Vierbeiner von den Augen ablesen. Verglichen mit uns Menschen, ist den Bedürfnissen der Fellnasen aber zumeist leicht beizukommen, denn sie fordern nur das ein, was ihnen akut fehlt. Hunde jagen keinen hochgesteckten Zielen, keinen Langzeitplänen, nicht dem Anspruch hinterher, dass sich doch bitte sofort alles – der Partner, die Kollegen, die Politik, die Gesellschaft – ändern und zur Einsicht kommen soll. Hunde sind mit viel weniger zufrieden. Hunde kann man darum nur beneiden.
Zufriedenheit (die sich im Wortsinn vom Frieden – dem, leider auch in der Hundewelt, viel zu seltenen Zustand der Ruhe, Harmonie und des Wohlwollens – ableitet) scheint mir deshalb gerade der einzige Wunsch zu sein, den man der Zeit entgegensetzen kann. Kein: Mehr, mehr, mehr! Sondern vielmehr die Frage, was längst da ist – für was man dankbar sein kann, ohne nach links und rechts zu schauen.
»Bist du jetzt zufrieden?« Vielleicht fängt das Glück gerade damit an, einen Hund zu streicheln. Jetzt!
Was hat uns das vergangene Jahr gegeben? Viele schöne Momente, zweifelsohne – aber auch vieles, das wir uns anders gewünscht hätten, das uns erschreckt und mitgenommen, uns traurig gemacht hat. Uns damit abzufinden, keinen Wurf aufziehen zu dürfen und die Wurfplanung mit Ellie auf das kommende Jahr verschieben zu müssen, gehört dabei wohl ebenso zu den Dingen, die uns schwere Stunden beschert haben, wie der plötzliche Tod von Bounty, der noch immer nicht verstanden und verarbeitet ist. Die Glücksmomente haben aber dennoch überwogen – und dafür sind wir dankbar. Den Hunden, die uns viele davon bereitet haben. Einander. Und nicht zuletzt unseren Welpenkäufern, die längst weit mehr als das, längst unsere zweite Familie sind.
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