Warum sind schöne Hunde eigentlich keine schlauen Hunde? Und warum stimmt das nicht? Über Border Collies, Liedzeilen und Trainingseinheiten. Und die Begleithundprüfung, ganz am Schluß.
Du bist schön,
aber dafür kannst du nichts.
Weder Lesen, noch Schreiben,
noch was anderes.
Du bist schön,
aber dafür kannst du nichts.
Du kannst nicht mal was dafür,
dafür kannst du nichts.
Als ich heute morgen mit einer Tasse Kaffee auf der Gartenbank saß und mich unsere vier Hunde umringten, die, dem müden Ausdruck nach zu urteilen, selbst noch nicht ganz wach waren, hatte ich – wie so oft in den vergangenen Wochen – wieder einmal diese Liedzeilen im Kopf: »Du bist schön, aber dafür kannst du nichts«. Warum? Vielleicht, weil das der müde Ausdruck der Hunde nahelegte, vielleicht, weil die Zunge, die bei Heidi ein kleines Bisschen zu weit aus der geschlossenen Schnauze herauslugte, sie tatsächlich ziemlich blöd ausschauen ließ, vielleicht, weil man einem Hund, der auf Schönheit gezüchtet worden ist, gemeinhin gerne nachsagt, dass er zum Denken und Arbeiten nicht taugt: »Schön, ja, aber der kann doch nichts!«
Viel Zeit zur Vorbereitung gab es nicht, als der Entschluss fiel, mit Heidi noch in diesem Jahr die Begleithundprüfung zu laufen – zwischen Arbeit und Ausstellungswochenenden blieben nur wenige Nachmittage, um zu trainieren, und während die junge Hündin sich bei vielen Einheiten freudig und verständig zeigte, ließ sie mitunter doch den erforderlichen Fokus vermissen: »Schön, ja, aber auch ganz schön unkonzentriert«, »Schön, aber zu langsam«, »Schön blöd« und »Schöne Scheiße« haben als Fazit nicht nur manche Trainingseinheit begleitet, sondern bisweilen wohl auch daran denken lassen, die Prüfung zu verschieben. »Du bist schön, aber dafür kannst du nichts.«
Heidi hat heute ihre Begleithundprüfung bestanden.
© Johannes Willwacher