Was alle wissen wollen: Wer hat den Längsten? Oder: Wer verdient wie viel an einem Welpen? Wir haben den Welpenpreis einmal ganz ehrlich nachgerechnet.
Viele fragen sich: Wie setzt sich der Kaufpreis eines Welpen zusammen? Ist Hunde zu züchten tatsächlich so ein einträgliches Geschäft? Verdient man sich als Züchter wirklich die vielbeschworene goldene Nase? Oder ist man nicht viel eher bloß bemüht, kostendeckend zu arbeiten und stellt nur die Vorleistungen, für die man eingetreten ist, in Rechnung?
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Wer immer geglaubt hat, man müsse nur einen Wurf aufziehen, um sich die neue Küche, das größere Auto oder den langersehnten Strandurlaub leisten zu können, den muss ich an dieser Stelle leider enttäuschen: der Verdienst fällt – für unsere Zucht gesprochen – längst nicht so hoch aus. Um ehrlich zu sein sind es bei einem durchschnittlich großen Wurf, bei dem keine Besonderheiten auftreten – will heißen: bei dem es keine Komplikationen bei der Geburt gibt und weder die Mutterhündin noch die Welpen erkranken – gerade einmal fünfzig Euro, die wir an einem Welpen verdienen. Fünfzig Euro, die als Gegenleistung für die acht Wochen der Welpenaufzucht zu verstehen sind – acht Wochen, in denen man wenig schläft, sich vom frühen Morgen bis zum späten Abend um die Welpen sorgt und nicht selten mehr als achtzehn Stunden auf den Beinen ist. Wer nicht selbst nachrechnen möchte: das entspricht – bei zwei Personen, die gemeinsam die Aufzucht übernehmen – einem Stundenlohn von etwa fünfzehn Cent. Dass in diesem Betrag schon die Leistungen eingeschlossen sind, die man als verantwortungsvoller Züchter in den Jahren darauf übernimmt – will heißen: regelmäßige persönliche Beratung, Betreuung in Erziehungs- und Gesundheitsfragen, kostenloses Training, um den Hund erfolgreich auszustellen – versteht sich von selbst. Verglichen mit dem, was ein Hundetrainer durchschnittlich für eine Stunde verlangt, ist das ziemlich günstig.
Um den Welpenpreis zu verstehen, muss aber viel früher angefangen werden. Viele Züchter legen bereits den Kaufpreis für die angehende Zuchthündin anteilig auf ihre Welpen um – dabei schlagen nicht nur die Anschaffungskosten zu Buche, sondern werden auch die Kosten für alle zuchtrelevanten Untersuchungen, Fahrten zu Ausstellungen, Meldegebühren oder Steuern, die bis zur Zuchtzulassung anfallen, berechnet. Wir tun das nicht. Warum? Weil wir entschieden haben zu züchten – und die Zuchthündin somit nicht nur als Grundbedingung verstehen, sondern bei einem Hund, der für uns ein vollwertiges Familienmitglied ist, auch nicht darüber nachdenken wollen, wann sich seine Anschaffung ammortisiert hat. Wir fangen deshalb erst dann an zu rechnen, wenn die Wurfplanung aktuell wird: mit Beginn der Läufigkeit der zu belegenden Hündin.
Bis zur Bestätigung der Trächtigkeit haben sich im Schnitt bereits Kosten in Höhe von mehr als 2.000 Euro angehäuft – darin inbegriffen sind die tierärztlichen Untersuchungen der Hündin zu Beginn der Läufigkeit, die nicht nur die Erstellung eines bakteriologischen Profils und die Herpesimpfung enthalten, sondern auch die Ermittlung des idealen Deckzeitpunkts durch mehrere aufeinander folgende Progesterontests einschließen, die Gebühren, die für den Deckrüden anfallen sowie die mit dem Deckakt verbundenen Fahrt- und Übernachtungskosten. Bestätigt sich die Trächtigkeit nicht und bleibt die Hündin leer, bleibt der Züchter auf genau diesen Kosten sitzen – ist die Hündin tragend, häufen sich bis zur Geburt der Welpen noch weitere Beträge an, um den veränderten Bedürfnissen der Mutterhündin gerecht zu werden und gegebenenfalls eine durchgängige tierärztliche Betreuung zu gewährleisten.
Für die Welpenaufzucht selbst sind neben den offensichtlichen Posten – will heißen: die Tierarztkosten, die für die regelmäßige Entwurmung, das Impfen und Chippen, die Augenuntersuchung und etwaige Gentests der Welpen anfallen (haben wir in der Vergangenheit einer Carrier zur Zucht eingesetzt, sind die Welpen vor der Abgabe ganz selbstverständlich auf Trägerschaft getestet worden), die hochwertige Fütterung der Welpen und der Mutterhündin, die Welpenpapiere und die Gebühren für die Wurfabnahmen – eine ganze Reihe von Nebenkosten zu berücksichtigen, die sich gemeinsam mit den Verbrauchsmaterialien, die für jeden Wurf neu angeschafft werden müssen, schnell auf vierstellige Beträge summieren. Das meint nicht nur das Welpenspielzeug, das regelmäßig ersetzt werden muss, oder die Vetbetten und Decken, die mitunter schon nach einem oder zwei Würfen völlig verschlissen sind, sondern auch Putz- und Desinfektionsmittel, Unterlagen und Papiertücher, Versicherungen und nicht zuletzt die Ausgaben für Wasser und Strom, die in den acht Wochen der Welpenaufzucht um ein Vielfaches steigen. Bis zum Auszug der Welpen in der neunten Lebenswoche sind so – für einen mit sechs Welpen durchschnittlich großen Wurf gesprochen – gut 5.000 Euro an Kosten entstanden. Aber ist es damit getan und sind die – bei einem angenommenen Kaufpreis von 1.300 Euro – übrigen 2.800 Euro tatsächlich als Gewinn zu verstehen? Wenn man nur kurzfristig denkt, vielleicht.
Wir haben frühzeitig entschieden, dass eine verantwortungsvolle Zucht immer auch Rücklagen einschließen muss – nicht allein im Sinne der Gewährleistung, sondern weil es für uns selbstverständlich ist, dass wir auch nach der Abgabe für unsere Welpen verantwortlich sind. Das muss nicht zwingend Krankheitsfälle meinen, die innerhalb der ersten beiden Lebensjahre auftreten (die in unserer Zucht bislang nicht aufgetreten sind), sondern kann sich auch auf den Rückkauf eines Welpen oder Junghundes beziehen, der aus unterschiedlichsten Gründen nicht bei seinem ersten Besitzer bleiben kann. Wir versuchen deshalb, den Kaufpreis von mindestens zwei Welpen zurückzustellen und anzulegen, um im Fall der Fälle angemessen reagieren zu können – Geld, das für die Dauer von mindestens zwei Jahren nicht uns, sondern unseren Welpenkäufern gehört (im Falle des Auftretens einer ideopathischen Epilepsie, die wir in unseren Kaufverträgen gesondert ansprechen, ist der Zeitraum bis zum fünften Lebensjahr des Hundes ausgedehnt und soll der rückgestellte Betrag der Durchführung einer kompletten Diagnostik dienen – auch das ist in unserer Zucht bislang nicht aufgetreten, aber welcher Züchter kann das schon ausschließen?). Bleiben: fünfzig Euro. Oder: acht Wochen Arbeit, um einmal Pizzaessen zu gehen.
Erst wenn diese selbstgesetzten Fristen abgelaufen sind, stellt sich also die Frage, was mit dem Gewinn anzufangen ist. Viele Züchter werden dabei ähnlich verfahren wie wir und die Ersparnisse erst einmal dazu nutzen, Fehlbeträge aus anderen Würfen auszugleichen: in einem Wurf, in dem bloß vier oder weniger Welpen geboren werden, sind nicht nur die Ausgaben pro Welpe durchschnittlich höher, sondern können auch meist keine Rücklagen gebildet werden – behält man aus einem solchen Wurf noch einen Welpen selbst oder hat neben den regulären Kosten weitere Ausgaben (beispielsweise im Sinne der Zuchtmiete), beziffert sich der tatsächliche Verlust nicht selten auf einen vierstelligen Betrag. Bleibt abzüglich davon wirklich einmal etwas übrig, wird man sich wohl dennoch kaum für die neue Küche entscheiden, und das Geld stattdessen in die Zucht reinvestieren: vielleicht, um eine weitere Hündin zuzukaufen, vielleicht, um den eigenen Rüden absamen zu lassen, vielleicht, um Sperma für eine künstliche Besamung im Ausland einzukaufen und die genetische Vielfalt im eigenen Land zu erweitern – Qualität hat ihren Preis.
Wo ist sie nun, die goldene Nase? Und wo das gute Geschäft? Wer züchtet, der tut dies wohl am ehesten aus Idealismus. Und der ist – machen wir uns nicht vor – nicht nur unbezahlbar, sondern in der Regel auch ziemlich unterbezahlt. Das Schöne daran? Dass es dem Idealisten gar nicht ums Verdienen geht.
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