Zwei Worte, die alles verändern. Zwei Worte, die dich hilflos, kraftlos, sprachlos machen. Und eine Hündin, die vieles ist. Aber leider nicht trächtig.
You gotta stand up straight,
carry your own weight.
These tears are going
nowhere, baby.
»Stuck in a Moment«, U2 (2000)
Du fragst dich warum, obwohl du weißt, dass es darauf keine Antwort geben wird. Du schüttelst den Kopf – einmal, zweimal –, versuchst ruhig zu atmen, vielleicht zu lächeln, beginnst wieder von vorn – Hoffnung, Erwartung, Ernüchterung –, während die Tierärztin den Schallkopf erneut ansetzt und – einmal, zweimal – über den rasierten Bauch der Hündin fahren lässt. Du fühlst dich hilflos, sprachlos, kraftlos, möchtest schreien, schweigen, dann wieder schreien. Warum? Warum jetzt, warum jetzt nicht? Immer wieder: warum? Bis die Tierärztin langsam aufblickt, den Schallkopf aus den Hand legt und selbst den Kopf schüttelt, bis das Flimmern auf dem Monitor erlischt, bis die zwei Worte, die hinter dem Warum stehen, endlich ausgesprochen sind: Nicht trächtig. Ellie ist nicht trächtig.
Ob der Deckakt zu spät stattgefunden hat oder die extremen Temperaturen einen ungünstigen Einfluss auf die Trächtigkeit genommen haben, ob ein organisches Problem, ein Mangel an Progesteron oder andere hormonelle Anomalien vorgelegen haben, ob wir uns von Anzeichen haben täuschen lassen oder die Hündin die Welpen resorbiert hat? Was würde dieses Wissen, dieses »Warum« schon ändern? Ellie wird keine Welpen bekommen. Nicht jetzt. Nicht in diesem Jahr.
Ich hätte mir sehr gewünscht, heute bessere Nachrichten verkünden zu können – gerade für die vielen Welpeninteressenten, die schon Woche für Woche ungeduldig mitgefiebert und sich auf ihren Welpen gefreut haben. Zu züchten ist nicht immer schön – zu züchten heißt manchmal nämlich leider auch, mit Misserfolgen und Enttäuschungen umzugehen. Auch wir sind enttäuscht. Aber wir stehen wieder auf, richten die Krone, und schauen nach vorne: auf die Herausforderungen, die im nächsten Jahr vor uns liegen. Ich glaube, Ellie würde genau das Gleiche tun.
© Johannes Willwacher