Trächtig oder nicht: in der ersten Woche der Trächtigkeit gibt nichts Aufschluss darüber, was tatsächlich vor sich geht. Auch wenn das eigentlich ganz schön viel ist.
Die erste Woche der Trächtigkeit vergeht, ohne dass sich bei der Hündin sichtbare Veränderungen feststellen lassen. Man ist zwar nur zu gerne bereit, dieser oder jener Abweichung mehr Bedeutung beizumessen und so auch das größere Schlaf- und Ruhebedürfnis, das viele Hündinnen in den ersten sieben Tagen nach dem Deckakt zeigen, auf eine geglückte Befruchtung zurückzuführen – zuverlässig ist das aber nicht. Auch das Fell, das an den Lenden plötzlich widerspenstig absteht, möchte man gerne als erstes Zeichen einer frühen Trächtigkeit verstehen – vielleicht, weil mancher Altzüchter das zum Besten gegeben, vielleicht, weil man selbst bereits ähnliche Beobachtungen bei anderen Hündinnen gemacht hat –, aber auch das spiegelt viel mehr das eigene Wunschdenken, als dass es wissenschaftlich fundiert, geschweige denn nachweisbar wäre.
Was nämlich in der ersten Woche der Trächtigkeit tatsächlich vor sich geht, das geschieht leise – und vor aller Augen verborgen. Mit bloßem Auge wäre aber selbst dann nichts zu erkennen, wenn uns die Hündin einen Blick in ihr Innerstes gewähren würde: die Eizellen, die am dritten Trächtigkeitstag im Eileiter befruchtet worden sind und sich auf der anschließenden Wanderung durch den Gebärmutterhals bereits dreimal geteilt haben, sind zum Ende der ersten Trächtigkeitswoche kaum einen zehntel Millimeter groß. Die winzigen, blasenähnlichen Gebilde – auch Blastozysten genannt – mögen manchen unter dem Mikroskop an Seifenblasen erinnern, stecken im Gegensatz zu diesen aber jetzt schon voller Leben: sie beinhalten alle Anlagen, mit denen die Welpen später ausgestattet sind. Gemein ist beiden – den Blasenkeimen und den Seifenblasen –, dass man sie besser nicht anrührt, die einen schwimmen und die anderen fliegen lässt. Deshalb gönnt man sich am besten selbst auch das, was die Hündin gerade am dringendsten zu brauchen scheint: ein bisschen mehr Ruhe. Und überlässt alles weitere der Hoffnung.
© Johannes Willwacher