Welpen, Würfe, Wurftagebücher: während man annehmen könnte, das die Erfahrung einen Züchter mit der Zeit ruhiger werden lässt, beweist die Realität oft genug das Gegenteil. Ein Anfang.
Frankfurt, Bahnhofsviertel. Ich habe gerade heißes Wasser eingelassen um den Abwasch zu machen, als in meinem Büro, das von der Teeküche der Agentur nur durch eine mit schwarzen Holzstreben durchbrochene Glasfront getrennt ist, das Telefon klingelt. Es ist kurz nach zwei. Ein Kollege nimmt das Gespräch am Apparat in der Küche entgegen und bedeutet mir – nachdem die Begrüßungsformeln ausgetauscht und Sinn und Zweck des Anrufs verstanden worden sind –, das Telefonat an meinen Platz durchzustellen. Ich drehe das Wasser ab und lasse den Lappen fallen. Und dann geht plötzlich alles ganz schnell.
»Wie, was?«, lautet meine erste Reaktion, während Dirk, der sich am anderen Ende der Leitung befindet, mir mit nicht weniger Unglauben in der Stimme das Ergebnis des zweiten, kaum vierundzwanzig Stunden zurückliegenden Progesterontests mitteilt, das er kurz zuvor im Labor erfragt hat. »Aber … aber wie kann das sein?«
Am vorangegangen Montag erst hatten wir bei der Hündin den ersten Test vornehmen und von unserer Tierärztin auch das Zellbild im Abstrich beurteilen lassen. Weder das eine, noch das andere hatte dafür gesprochen, überstürzt zum Deckrüden aufzubrechen, weshalb wir uns auf einen Folgetermin am Mittwoch verständigt und die Auswertung – die zwar mehr Zeit in Anspruch nehmen, dafür aber wesentlich genauer ausfallen würde – über das Labor der Gießener Veterinärmedizin veranlasst hatten.
»Ich habe bei der Sprechstundenhilfe zweimal nachgefragt, ob sie vielleicht ein Komma übersehen hat«, meint Dirk schliesslich, »aber wenn du darauf bestehst, dann schickt man dir das Ergebnis umgehend noch einmal schwarz auf weiß zu«. Ich antworte knapp, den Blick auf den Bildschirm vor mir gerichtet: »Keine Zeit«, und speichere die noch ungesicherten Projekte. Der Eisprung, der von Progesteronwerten von 5 bis 8 ng/ml angezeigt wird und mir bei den vorangegangenen Läufigkeiten unserer Hündinnen noch einen oder zwei Tage Zeit ließ, um den Deckakt zu planen, hat bei Ellie bereits unbemerkt stattgefunden, und sollten wir bei einem Wert von 15 ng/ml längst beim Deckrüden sein. Ich schaue auf die Uhr. »Wenn du gleich anfängst meine Tasche zu packen, dann kann ich los, sobald ich zuhause bin«, sage ich und schließe dabei beiläufig ein Programmfenster nach dem anderen, »vor zehn … nein, wohl eher elf Uhr kommen wir sicher nicht an, aber wenn wir bis morgen warten, dann ist es vielleicht schon zu spät«.
Vierundzwanzig Stunden später liegen zahllose Autobahnkilometer hinter uns. Auf der linken Spur, mit gesetztem Blinker, und dem Fuß auf dem Gaspedal. Zahllose Autobahnkilometer, aber auch zwei Deckakte. Und Dankbarkeit. Alles andere ist Glück. Das ist es immer.
Meinen allergrößten Dank an Silvia und Roland Adelsperger, die nicht nur zwei Jahre der Planung begleitet und mir Dennis (Ch Simaro First Golden Treasure) für diesen Wurf zur Verfügung gestellt, sondern auf Zuruf auch alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, um Ellie (Ch Broadmeadows Celebrity Skin) und Dennis noch rechtzeitig zusammen zu bringen. Darüber hinaus gilt mein Dank auch Marlies Jesernik und Markus Sommer, bei denen Dennis sein Zuhause gefunden hat, und die nicht nur ihren Rüden, sondern auch unseren F-Wurf – so hoffen wir – auf den Weg gebracht haben. Und nicht zuletzt Dennis und Melanie Wattjes – für die Freundschaft und das Vertrauen, mir ihre Hündin für diesen Wurf zu überlassen, und für alles, wofür ich gerade keine Worte finde.
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