Ich habe nichts gegen Schafe. Und auch nichts gegen Hunde, die an Schafen arbeiten. Ich habe bloß etwas gegen Diskussionen, in denen sich alles um beides dreht. Und sich trotzdem nichts bewegt.
Wenn man sich einmal aus Langeweile durch die unzähligen Foren klickt, die sich in den Sozialen Netzwerken dem Border Collie widmen, stößt man eher früher als später auf ein Thema, das wahrscheinlich so alt ist, wie die Rasse selbst – und wohl schon ebenso lange für Zündstoff sorgt: Braucht ein Border Collie Schafe, um ausgelastet und glücklich zu sein? Oder ist ein Border Collie, der nicht wie einer arbeitet, am Ende gar keiner?
Die Diskussionen zu diesem Thema gestalten sich zumeist ziemlich müßig. Die zwei sich gegenüberstehenden Parteien finden selten eine Schnittmenge – wollen es vielleicht auch gar nicht –, man tauscht bloß Standpunkte aus und versucht, dem anderen die Daseinsberechtigung abzusprechen. »Doof und degeneriert«, heißt es da mit Blick auf die »nur noch aus Fell bestehenden« Showlinien, während dem arbeitenden Border Collie – neben dem wenig rassetypischen Äußeren und dem, in den falschen Händen, noch weniger händelbaren Trieb – nicht selten ein mangelhaftes Gebäude vorgeworfen wird, das für die ihm ursprünglich zugedachte Arbeit längst nicht mehr taugt. Als Diskussionsteilnehmer kann man sich über die gegnerischen Vorurteile ärgern, man kann die hitzigen Wortgefechte mit der ironisch-gebutterten Tüte Popcorn verfolgen – allein Ergebnisse sollte man nicht erwarten. Denn jede Diskussion endet, wie sie beginnt – mit der gleichen Feindseligkeit, den gleichen Plattitüden, oder bildlich gesprochen: mit dem arbeitenden Border Collie auf der einen und dem Border Collie aus Showlinien auf der anderen Seite des Weidezauns.
Wo nur Ablehnung kommuniziert wird, fällt die Entscheidung etwas Neues zu probieren umso schwerer. Dass sich die Border Collie Zucht zusehends in zwei Richtungen entwickelt, hat deshalb vielleicht nicht nur etwas mit den persönlichen Schwerpunkten zu tun – der Selektion auf Arbeitsleistung, Schönheit, Wesensfestigkeit oder Alltagstauglichkeit, um nur einige zu nennen –, sondern auch etwas mit der grundsätzlich falschen Haltung. Ein überragender Trialist, der auch erfolgreich auf Ausstellungen läuft – wer sich das wünscht, wird aktuell wohl nicht nur belächelt, sondern von keiner der beiden Parteien ernstgenommen. Etwas mehr Wohlwollen und Austausch könnten aber vielleicht dazu führen, dass auch Hunde aus Arbeitslinien auf Ausstellungen besser abschneiden. Oder dass sich mehr Eigentümer eines Border Collies aus Showlinien trauen, sich unbefangen mit den Arbeitseigenschaften ihres Hundes auseinandersetzen und sich neben dem Hundesport auch auf dem Feld betätigen, das der Rasse ohnehin angestammt ist. Am Schaf.
So wie Jule und Bounty (Broadmeadows Dressed for Success), die am Wochenende ihren ersten Hüte-Workshop hinter sich gebracht haben. Mit Spaß – und für den Anfang vielleicht auch nur mit guten Ansätzen. Aber gute Ansätze sind schon viel mehr, als man von jeder Forendiskussion erwarten kann.
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