Zwei Menschen, vier Border Collies – und die letzte Urlaubswoche auf Sardinien: Berge, Schluchten und ganz schön viele schöne Strände.
ZEHNTER TEIL
Das Gipfelkreuz, oder:
wer glaubt, ganz oben zu sein, ist
schon auf dem Weg nach unten
Wer nach oben will, muss sich anstrengen, alle Kraft einsetzen, die er hat. Er muss sich das Ziel immer und immer wieder vor Augen führen – auch wenn der Wunsch auszuruhen manchmal größer ist, und den Gipfel zu erreichen gar nicht mehr so erstrebenswert erscheint. Das nichts von alleine, nichts ohne Anstrengung gelingt, gilt aber nicht nur für eine Bergwanderung – so wie jene, die wir zum Auftakt unserer letzten Urlaubswoche mit den Hunden in Angriff nehmen wollen –, es lässt sich auch auf fast alle anderen Lebensbereiche übertragen. Gerade für den Hundezüchter sind die selbstgesteckten Ziele – Erfolg, Anerkennung oder auch nur die Umsetzung einer lange gehegten Wurfplanung – oftmals nur durch größte Anstrengungen und über steinige Pfade zu erreichen, muss die Richtung wiederholt geändert und mitunter eingesehen werden, dass über lange Zeit der falsche Weg verfolgt worden und eine Umkehr nicht nur unumgänglich, sondern längst überfällig ist. Aber auch wenn augenscheinlich alles gelingt, man sich keine Schwäche gönnt und jeden Höhenmeter mit dem passenden Rüstzeug überwindet, bleibt doch die Unsicherheit, bleiben die Steine im Weg: auf welchen kann man den Fuß sicher setzen, auf welchen sich verlassen – und welcher Stein wird sich, obwohl er fest und zuverlässig scheint, unter dem eigenen Gewicht lösen und einen ins Straucheln bringen?
So oder so ähnlich sehen meine Gedanken aus, als wir uns am frühen Samstagmorgen auf der zweistündigen Fahrt in das Herz des Gennargentu-Nationalparks befinden. Der Höhenzug, der namensgebend für das ausgedehnte Schutzgebiet ist, das nicht nur die Berge und Seen, sondern auch die Buchten und Höhlen im Golf von Orosei umfasst, stellt mit seinen Gipfeln, von denen vier auf über 1.800 Metern liegen, das Dach Sardiniens dar. Woher der Name selbst kommt, kann nur vermutet werden – naheliegend scheinen im Sardischen aufgrund der örtlichen Silbererzvorkommen sowohl die Übersetzung »Silberpass« (Genna Argentu), als auch »Pforte der Winde« (Genna ed Entu). Letzteres erscheint uns mehr als passend, als wir mit Fonni die höchstgelegene Siedlung auf Sardinien passieren und sich die beiden kahlen Gipfel, die wir bei der anstehenden Wanderung bezwingen wollen, zum ersten Mal in unser Blickfeld schieben: windig ist es hier oben – und zwar sehr. Doch erst einmal lassen wir die Berge bloß Berge sein und umrunden das Gebirge auf dem Weg zum Ausgangspunkt unserer Wanderung – dem verlassenen Refugio von S’Arena, das sich abgelegen zwischen Fonni und Desulo befindet.
Bis zum Arcu Artilai führt der Wanderweg über eine breite, unbefestigte Forststraße, die sich sanft über die grünen Hügel zieht – links und rechts des Weges weiden Kühe, weit unten lassen sich wenige uralte Steineichen und Schwarzerlen ausmachen, die der intensiven Abholzung, die der Landschaft ihr Gesicht verliehen hat, nicht zum Opfer gefallen sind. Am Umkehrplatz angekommen teilt sich der Weg: zu unserer Linken führt ein schmaler Pfad den Hang hinauf, zur Rechten, wo unser Rückweg liegt, öffnet sich der Blick ins Tal. Nach einer Stunde Gehzeit haben wir mit der Bruncu Spina den ersten Gipfel erreicht – mit 1.828 Metern nur noch von der Punta La Marmora übertroffen, die mit ihren 1.834 Metern noch ein wenig höher ist. Nach dem schattenlosen Aufstieg gönnen wir uns und den Hunden eine erste Pause und genießen den weiten Blick, der von der Küste bis tief ins Binnenland reicht.
Die herrliche Aussicht begleitet uns auf dem Panoramaweg zur Punta Paulinu. Der Weg verläuft bergab und mal auf dieser, mal auf jener Seite des Kamms, die Hunde laufen frei und haben eine Freude daran, den unbekannten Spuren und Gerüchen zu folgen. Wir sind gut zwei Stunden unterwegs, als wir den Arcu Gennargentu erreichen – eine Senke, die zwischen den beiden Gipfeln liegt und von der uns der Weg, nach der Besteigung der Punta La Marmora, zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung führen wird. Waren die Hänge bislang noch mit flacher Macchia, mit Moosen, Flechten und weißen Gebirgsblumen bewachsen, wird es nun zusehens steiniger. Damit wird auch das Vorankommen anspruchsvoller: während die Hunde sich recht mühelos über die großen, scharfkantigen Felsplatten bewegen und ihnen die Steigung – bis zum Gipfel sind noch einmal fast dreihundert Meter Höhenunterschied zu überwinden – wenig abzuverlangen scheint, kommen wir ganz schön ins Schwitzen. Die Quelle, die auf halber Strecke sprudelt, kommt da zur Abkühlung gerade recht – und erfrischt geht es weiter, bis nach zweieinhalb Stunden endlich das silbern glänzende Gipfelkreuz erreicht ist. Das Glücksgefühl, den Aufstieg gemeistert zu haben, lässt sich nicht nur von unseren Gesichtern ablesen, auch die Hunde wirken frei und gelöst – beinahe so, als würden sie lächeln.
Der Rückweg führt schliesslich erst zurück zum Arcu Gennargentu und von dort weiter zum Arcu Artilai – gut zwei Stunden Fußmarsch sind noch bis zum Refugio von S’Arena zu bewältigen. Wir passieren zwei Quellen, die sich in Kaskaden über die Hänge ergießen – manch ein Hund fühlt sich hier bemüßigt, eine kalte Dusche zu nehmen –, kurz darauf ein verfallenes Refugio, von dem nur noch die Grundmauern stehen, dann taucht auch schon der Wegweiser am Umkehrplatz am Horizont auf. Fünf Stunden Wanderung liegen hinter uns, als wir dort mit den Hunden letztlich im Gras liegen – über uns ein tiefblauer Himmel, von weit her das Läuten von Kuhglocken, und irgendwo tief drinnen der Gedanke, das kein Ziel zu hoch gesteckt ist, wenn man es wirklich erreichen will.
ELFTER TEIL
Die Liste, oder:
eine gebirgigere Version von
Mecklenburg-Vorpommern
Habe ich schon einmal erwähnt, wie groß Sardinien ist? Habe ich? Egal. Wer sich noch immer kein Bild von der Größe unserer Urlaubsinsel machen kann, der mag sich zum Vergleich vorstellen, man habe eine gebirgigere Version von Mecklenburg-Vorpommern genommen und mitsamt der Müritz, dem Jasmund und den Kreidefelsen in die Ostsee verpflanzt. Damit wäre man schon sehr nahe dran – nicht nur was die Größe anbelangt, auch im Hinblick auf die Bevölkerungsdichte, die sich bei beiden auf rund 1.6 Millionen Einwohner beläuft. Damit aber genug Statistik – und hin zur Frage, welche Sehenswürdigkeiten in der letzten Urlaubswoche noch unbedingt abgehakt werden wollen. Die Liste, die ich bei der Urlaubsplanung zusammengeschrieben hatte – mit dem Zeigefinger der Linken auf der Landkarte und dem der Rechten mal in diesem, mal in jenem Reiseführer –, hat sich vor Ort als völlig abwegig herausgestellt. Nicht nur die Größe habe ich nämlich unterschätzt, auch die Entfernungen – so dass eine abendliche Fahrt zur Westküste, um in den Ruinen von Porto Vlavia den Sonnenuntergang über dem Pan di Zucchero – einer malerischen, der Küste in Sichtweite vorgelagerten Felseninsel – zu genießen, genauso gestrichen werden müssen, wie die Wanderung durch das Valle della Luna und die Bootsfahrt im La Maddalena-Archipel. Oder auch der Spaziergang durch Cagliari, die Inselhaupstadt. Der hätte mit vier Hunden aber wohl ohnehin nur wenig Spaß gemacht.
Also, was tun? Was noch sehen? Und wie entscheiden? Vielleicht gehen wir in der Zwischenzeit einfach mal eben zum Strand. Ist ja auch ganz schön.
ZWÖLFTER TEIL
Fallendes Wasser, oder:
am Ende kommt immer
die Sonne raus
Es riecht, als ob jemand gerade frischen Tee aufgebrüht hat. Pfefferminztee, mit schwerem Aroma. Erst, als ich den Blick von den steilen Felswänden, die sich an beiden Ufern des Riu Calaresu erheben, zum Boden senke, fällt mir das Meer krautiger Pflanzen auf, das zwischen den bunten Steinen wächst – ich pflücke einen dünnen Zweig ab und zerreibe die sattgrünen Blätter zwischen den Fingern. Pfefferminze, eindeutig. Kurz überlege ich, mir die Taschen damit vollzumachen, habe den Gedanken an das Abendessen aber gleich darauf wieder vergessen, weil sich ein erster, kleiner Wasserfall in mein Blickfeld schiebt. »Pause«, schreie ich Dirk, der mit den Hunden schon weiter flussaufwärts gewandert ist, über das laute Rauschen des Flusses hinweg zu, setze den schweren Wanderrucksack am Ufer ab und mache mich daran, Stativ und Kamera aufzubauen. Und kurz darauf fällt etwas ins Wasser …
Wir hätten uns zweifelsohne einen schöneren Tag für die Flussbettwanderung gewünscht, die uns an diesem Dienstagmorgen in die einsam gelegene Gola di Pirincanes führt: regenschwere Wolken hängen über den grünen Hügeln, als wir die Schnellstraße bei Lanusei verlassen und die Gleise des Trenino Verde kreuzen – einer alten Bahnstrecke, die heute nur noch unregelmäßig befahren wird –, auch das Wasser des Stausees, den wir wenig später umrunden, scheint kalt und grau. »Immerhin«, sage ich, als wir den Ausgangspunkt im Tal erreichen, »immerhin brauche ich bei dem Licht den Graufilter nicht«, und spiele damit auf die langen Belichtungszeiten an, die Fotografen schätzen, um fließendes Wasser weich darzustellen. Fließendes Wasser soll es auf der rund zweistündigen Wanderung nämlich genug geben: von flachen, vom Flusswasser umspülten Kiesbänken, über tiefe Badegumpen bis zu meterhohen Wasserfällen. Das lässt nicht nur das Herz eines jeden Amateurfotografen höher schlagen, auch das eines jeden Hundes – oder besser: von jedem unserer Hunde – schlägt Purzelbäume. Für die vier Border Collies ist die menschenleere Schlucht tatsächlich der allerschönste Spielplatz – vielleicht auch, weil es sie im Gegensatz zu den Zweibeinern keinerlei Überwindung kostet, immer wieder quer durch den Fluss zu waten. Oder sich den Weg über die vom Wasser rundgeschliffenen Felsen zu bahnen.
Dirk ist gestürzt – das bemerke ich aber erst, als ich das Stativ wieder abgebaut habe und den anderen flussaufwärts gefolgt bin. Sein Schienbein ist aufgeschürft und blutet, die Hunde umringen ihn. »Den Tag, an dem du dich nicht irgendwo stößt, stolperst oder hängenbleibst, kann ich mir rot im Kalender anmalen«, meine ich – und wage vielleicht auch deshalb den Aufstieg zu den Wasserfällen alleine, mit denen sich der Riu ’e Furro in einer Nebenschlucht in die Tiefe stürzt. Schon am unteren Wasserfall ist das Granitgestein rutschig und bietet kaum Gelegenheit, sicher einen Fuß vor den anderen zu setzen. Trotzdem gelingt es mir hochzusteigen und mich vorsichtig erst zum zweiten, dann zum dritten Wasserfall weiterzuhangeln. Den Vierten – die große Fallhöhe des Wassers kann ich über die steile Wand, die vor mir liegt, nur noch erahnen – erreiche ich nicht mehr, nicht ohne Seil und Haken. Also kehre ich um.
Zurück im Flussbett waten wir weiter. Im knietiefen Wasser bleibt den Hunden nun nichts anderes übrig, als zu schwimmen – die Zweibeiner krempeln die Hosenbeine noch ein wenig höher und versuchen, mit den Schwimmenden Schritt zu halten. Nach einer guten Stunde ist das Ende der Schlucht erreicht und das Tal öffnet sich – eine gute Gelegenheit, um am Ufer nach einem trockenen Plätzchen zu suchen, das Proviant auszupacken und die Stille zu genießen – finden auch die Hunde. Die am Ende viel schneller trocken sind, als unsere Kleider und Schuhe.
Am Ende kommt übrigens doch noch die Sonne raus. »Das tut sie immer«, sagt Dirk.
DREIZEHNTER TEIL
Das Boot, oder:
gekentert wird später
»Roberto geht nicht ran«, heißt es, als wir am Mittwochmorgen überlegen, was mit dem folgenden, letzten Urlaubstag vor unserer Abreise anzufangen ist. Die Idee, ein Boot zu mieten und gemeinsam mit den Hunden auch noch die übrigen Buchten und Strände zu erkunden, die im Golf von Orosei liegen – jene, die wir uns auf dem Landweg bislang nicht erwandern konnten –, scheint naheliegend. Unter der Mobilnummer, die man uns in einem Bootsverleih in Cala Gonone mit dem Hinweis auf die guten Deutschkenntnisse des besagten Roberto in die Hand gedrückt hat, ist seit Tagen niemand zu erreichen – die Frage, ob wir mit unseren vier Border Collies überhaupt ein Boot leihen können, ist also auch noch unbeantwortet geblieben. »Dann fahren wir einfach hin«, meint Dirk schließlich, als wir am Strand unsere Sachen zusammenpacken, »an irgendeiner der zwanzig Buden am Hafen wird das schon klappen«. Gesagt, getan. Klappen soll es schon an der Ersten.
»Morgen früh, acht Uhr«, sagt Dirk, als er grinsend zum Auto zurückkommt, »hundert Euro plus Sprit«. Wie fast überall, wo wir in den vergangenen drei Wochen mit den vier Hunden aufgetaucht sind, hat man auch am Bootsverleih erst einmal große Augen gemacht und nachfragen müssen, sich dann aber doch gerne bereiterklärt – vielleicht, weil man die Dinge auf Sardinien gerne ein wenig entspannter nimmt, vielleicht aber auch, weil man Hunden gegenüber grundsätzlich ein wenig freundlicher eingestellt ist, als auf dem italienischen Festland. »Um die Uhrzeit ist im Hafen noch nichts los«, meint Dirk, »die ersten Ausflugsboote starten nicht vor neun«. Ich nicke. »Wenn wir mit den Hunden baden wollen, dann sollen wir zur Cala Biriola fahren«, fügt er hinzu und beschreibt mir wortreich eine abgeschiedene Bucht mit weißem Kies und glasklarem Wasser. »Die Ausflugsboote fahren zuerst immer die Cala Goloritzè an und machen dann erst in den Buchten, die weiter nördlich liegen, Halt … so haben wir den Strand vielleicht für ein paar Stunden ganz für uns«.
Die Piazza del Porto ist noch leer, als wir am frühen Morgen ankommen. Die Läden der Buden, die sich in zwei Reihen an der Kaimauer entlang ziehen, sind noch geschlossen, dahinter dümpeln die festgezurrten Schlauchboote träge im Hafenwasser. Von Weitem winkt uns jemand zu – jemand, der sich als Vincenzo vorstellt, einen blauen Putzeimer in der freien Hand hält, in dem eine Sprühflasche und ein Paar Schuhe stecken, und uns in den folgenden zehn Minuten eine kurze Einweisung gibt, auf was zu achten ist. »Don’t drive more than threehundred meters off the coast, and if you drive fast, always keep a distance of at least onehundred meters«, erklärt er uns, während er das Boot wendet und in besseres Fahrwasser bringt, »if you want to go to the beach, you have to turn off the engine and paddle … or swim«. Nachdem er noch dieses und jenes zur Steuerung des Schlauchboots dargelegt hat und wir verabredet haben, das Boot am frühen Nachmittag zurückzubringen, steigt er an der Hafenmole aus und wünscht uns einen schönen Tag. Die Sonne brennt, der Motor startet – und während sich vier Hunde neugierig über die breite Reling beugen, verlässt das Boot den sicheren Hafen: hinein ins tiefe Blau.
Wir lassen Cala Gonone hinter uns und steuern das Boot immer geradeaus – vorbei an der Cala Fuili, an der wir in unserer ersten Urlaubswoche die Wanderung zur Cala Luna begonnen haben, die wir gleich darauf passieren, und lassen schliesslich auch die Cala Sisine hinter uns, deren breiter Strand so früh am Morgen noch menschenleer, verlassen scheint. Dahinter bemerken wir einen flachen Felsbogen, der sich durch das dunkle Gestein deutlich von der steilen, rot schimmernden Felswand in seinem Rücken abhebt, und weit ins Meer hinein ragt: die Cala Biriola. Der Motor stoppt und mit zwei Paddeln wird das letzte Stück bis zum Strand zurückgelegt, wo wir vor Anker gehen und die Hunde, die längst ungeduldig geworden sind, einen nach dem anderen über das Heck ans Ufer hieven. Der strahlendweiße Kies leuchtet gleißend hell und lässt das Wasser, das türkisblau schimmert, fast durchsichtig wirken – die Hunde machen sich gleich daran, die Bucht zu erkunden und zwischen den Steinen nach Muschelresten zu suchen, dann stürzen sich alle Vier in die Fluten. Oder auch: alle Sechs – denn wir springen gleich hinterher.
Als nach einer Stunde ein weiteres Schlauchboot anlandet, beschließen wir weiterzufahren. Wir lassen die Cala Mariolu und die Cala Gabbiani vorbeiziehen, in denen schon die Sonnenschirme aufgespannt worden sind, um schliesslich in der Cala Goloritzè erneut den Anker zu werfen und den Blick auf die bizarren Felsen zu genießen, die sich über dem Arco Goloritzè wie Pfeilspitzen in den Himmel bohren. Zwanzig, vielleicht dreißig weitere Schlauchboote ankern hier, und neben dem Lachen und Johlen, das vom Strand über das Wasser schallt, ist es vor allen Dingen der Geruch aus fremden Picknickkörben, der die Hunde immer wieder zum Schauen und Schnüffeln herausfordert. Zurück geht es in schneller Fahrt und mit den Nasen im Wand. Die winzige, zwischen der Cala Luna und der Grotte del Bue Marino gelegene Bucht von Oddoana lädt noch einmal zum Baden ein – dann ist nach acht Stunden auf dem Wasser auch schon der Nachmittag angebrochen und die Zeit gekommen, das Boot zurückzubringen. Schöner, erholsamer und erlebnisreicher hätte ein letzter Urlaubstag nicht sein können. Finden auch die Hunde! Und sagen: Wow!
VIERZEHNTER TEIL
Zurückkommen, oder:
eine Muschel mit zwei Flügeln
Die Taschen sind gepackt, als ich am frühen Nachmittag auf der Terrasse unseres Ferienhauses sitze und versuche, das Urlaubstagebuch, dem ich mich in den vergangenen drei Wochen immer wieder gerne gewidmet habe, mit einem klugen Gedanken zu Ende zu bringen. Statt des einen, großen Gedankens, sind es aber bloß viele kleine, dir mir einfallen wollen – Bilder, Eindrücke und Gefühle, die sich in drei Wochen eingeprägt haben und ganz sicher auch das Bild prägen werden, das ich von Sardinien mit nach Hause nehme. Einen Ort zu finden, an dem man mit seinen Hunden gerne Urlaub macht, an dem man sich willkommen und gewertschätzt fühlt – einen Ort, der jeden Tag mit neuen Möglichkeiten aufwartet und einem die Entscheidung, ob man sich für hohe Berge oder einen Badeurlaub begeistert, mit einem herzlichen »Sei il benvenuto!« abnimmt –, ist schwer. In etwa so schwer, wie am Strand eine geflügelte Muschel zu finden. Denn meistens findet man bloß Bruchstücke, immer nur Teile des Ganzen. Auf Sardinien haben wir alles gefunden. Und noch viel mehr Gründe, um zurückzukommen.
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